Hey, du fragst dich, was man im Hauptpostamt von Saigon eigentlich *macht*? Stell dir vor, du stehst mitten in Ho-Chi-Minh-Stadt, die Hitze drückt, der Lärm der Roller ist eine dichte Wand um dich herum, ein ständiges Summen, Klingeln und Hupen. Du atmest die feuchte, schwere Luft ein, riechst den Duft von Abgasen, Kaffee und ein bisschen Streetfood. Dann gehst du ein paar Schritte, und plötzlich stehst du vor diesem riesigen, gelben Gebäude. Allein der Anblick ist schon anders, aber der wahre Moment kommt, wenn du durch die großen, schweren Türen trittst. Plötzlich schlägt dir eine Welle kühlerer Luft entgegen, der Lärm von draußen wird gedämpft, und ein ganz anderer Geruch steigt dir in die Nase: eine Mischung aus altem Holz, Papier und einem Hauch von etwas Metallischem, vielleicht Tinte. Dein Blick schweift nach oben, und du spürst die enorme Höhe des Raumes, die Stille, die hier herrscht, ist fast greifbar.
Du hörst ein leises Gemurmel, das Echo von Schritten auf den Fliesen und ein entferntes, rhythmisches Klopfen – vielleicht eine alte Schreibmaschine oder ein Stempel. Der Raum ist so weit, dass sich Geräusche verlieren, anstatt sich zu sammeln. Deine Finger gleiten vielleicht über die glatten, kühlen Marmorsäulen, wenn du dich weiter in die Halle wagst. Über dir wölbt sich ein riesiges, beeindruckendes Dach, das Licht fällt sanft durch große Fenster. Es fühlt sich an, als ob die Zeit hier langsamer läuft, als würdest du in ein anderes Jahrhundert eintauchen, weit weg vom hektischen Treiben draußen. Es ist nicht nur ein Gebäude, es ist ein Gefühl von Weite und Geschichte, das dich umhüllt.
Was du dort machst? Viele kommen, um Postkarten zu verschicken – das ist ein Erlebnis für sich. Du spürst das raue Papier der Postkarte unter deinen Fingern, suchst einen passenden Stempel aus, der oft ein kleines Kunstwerk ist. Wenn du an einem der Schalter stehst, hörst du das leise Rascheln von Papier und das Klicken der Stempel. Die Mitarbeiter sind oft schon älter, ihre Bewegungen routiniert und ruhig. Du gibst deine Karte ab, vielleicht ein kurzes Lächeln, und spürst, wie der Stempel mit einem festen Druck auf die Karte gepresst wird. Es ist ein kleiner, aber bedeutungsvoller Moment der Verbindung. Aber du kannst auch einfach nur da sein, die Atmosphäre aufsaugen. Es gibt alte Telefonzellen, die aussehen, als wären sie direkt aus einem Film entsprungen – du kannst hineingehen und für einen Moment die Welt draußen ausblenden.
Es ist nicht nur ein Ort, um Post zu versenden, sondern auch, um die Geschichte zu atmen. Es gibt große Karten an den Wänden, die du dir ansehen kannst – auch wenn du sie nicht siehst, kannst du dir die Linien und Formen vorstellen, die alte Welt, die darauf abgebildet ist. Es gibt Bänke, auf denen du dich einfach hinsetzen und die Leute beobachten kannst, wie sie kommen und gehen, ihre Geschichten in ihren Gesichtern tragen. Viele kommen einfach nur, um die Architektur zu bewundern oder ein paar Fotos zu machen. Nimm dir Zeit, vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht eine ganze Stunde, um einfach zu sein. Es ist ein friedlicher Gegenpol zur Stadt draußen, ein Ort der Ruhe und des Rückblicks. Und wenn du fertig bist, trittst du wieder in die Hitze und den Lärm, aber mit einem Gefühl von Stille im Inneren.
Olya von den Hinterhöfen