Stell dir vor, du stehst am Tor zu einer anderen Zeit. Das Korean Folk Village, oder wie die Koreaner sagen, „Minsokchon“, ist nicht nur ein Museum, es ist eine lebendige Umarmung der Vergangenheit, nur eine kurze Fahrt von Seoul entfernt. Du spürst schon beim Aussteigen aus dem Bus oder Taxi, wie die Luft anders riecht – nicht nach Stadt, sondern nach Erde, Holz und vielleicht einem Hauch von Lagerfeuer. Du hörst ein leises Gemurmel, das sich mit dem Wind in den Bäumen vermischt, und vielleicht schon die ersten Klänge traditioneller Musik. Es ist, als würde dich die Geschichte selbst an die Hand nehmen.
Wenn du ankommst, ist das Erste, was du machst, dein Ticket zu besorgen. Keine Sorge, das ist unkompliziert. Direkt hinter dem Haupteingang findest du oft eine kleine Touristeninformation, wo du eine Karte bekommen kannst. Ich würde dir empfehlen, dir kurz einen Überblick zu verschaffen, aber lass dich nicht stressen. Wir starten gleich links, weg vom Rummel, direkt in die authentischen Gassen.
Du gehst durch das große Tor und spürst sofort den Unterschied unter deinen Füßen: Der Asphalt weicht grobem Schotter und festgestampfter Erde. Stell dir vor, wie die Sonne durch die Blätter der alten Bäume bricht und Schattenmuster auf den Weg malt. Du hörst das leise Knarren von Holztoren, das Klopfen eines Hammers in der Ferne, vielleicht das Lachen von Kindern. Der Geruch von altem Holz und feuchter Erde liegt in der Luft, vermischt mit einem Hauch von Fermentation, der von den Kimchi-Töpfen kommt, die vor vielen Häusern stehen. Es ist, als ob du durch ein lebendiges Gemälde wanderst, wo jeder Schritt dich tiefer in die koreanische Seele führt.
Dein Weg führt dich zuerst zu den traditionellen Häusern der einfachen Leute und der Handwerker. Stell dir vor, du wanderst durch enge Gassen, gesäumt von niedrigen Lehmhäusern mit strohgedeckten Dächern. Du kannst die raue Textur der Lehmwände unter deinen Fingerspitzen spüren und riechst den erdigen Geruch, der von ihnen ausgeht. Oft siehst du Handwerker bei der Arbeit: Wie sie traditionelle Keramik brennen, Seile flechten oder Papier schöpfen. Du hörst das rhythmische Klopfen ihrer Werkzeuge und manchmal das Summen alter Lieder. Nimm dir hier Zeit, schau in die Höfe, stell dir vor, wie hier vor Jahrhunderten das Leben pulsiert hat. Es gibt oft kleine Teestuben, wo du eine kurze Pause einlegen und den Duft von geröstetem Gerstentee genießen kannst.
Danach bewegen wir uns in Richtung der größeren Anwesen, der Häuser der Gelehrten und Adligen. Die Wege werden breiter, die Dächer geschwungener und die Gärten weitläufiger. Stell dir vor, du gehst durch kunstvoll geschnitzte Holztore, die sich schwer und bedeutungsvoll anfühlen. Die Luft hier ist oft ruhiger, fast ehrfürchtig. Du hörst das Rascheln der Bambusblätter im Wind und das leise Plätschern eines Teichs. Die Architektur ist beeindruckend, mit ihren großen Höfen und den feinen Details an den Holzbalken. Das ist ein guter Ort, um die Ruhe zu genießen und die Eleganz der alten koreanischen Kultur auf dich wirken zu lassen.
Wenn du dann weitergehst, wirst du unweigerlich zu den Vorführungsplätzen kommen. Das ist der Moment, wo die Energie des Dorfes explodiert! Du hörst schon von Weitem das laute Trommeln und die hohen Rufe der Musiker und Tänzer. Die Luft ist erfüllt von der Aufregung der Menge und dem Geruch von frisch zubereiteten Snacks. Es gibt verschiedene Shows: Bauernmusik, Maskentänze, Reitkunst und sogar Seiltanz. Setz dich auf die Tribünen, spür die Vibration der Trommeln in deiner Brust und lass dich von der puren Lebensfreude und der Geschicklichkeit der Künstler mitreißen. Danach gibt es oft kleine Stände, wo du typisches Street Food wie Bindaetteok (Mungobohnenpfannkuchen) oder Tteokbokki (scharfe Reiskuchen) probieren kannst – der Duft ist unwiderstehlich!
Was du ruhig überspringen kannst, wenn dir die Zeit knapp wird oder du nicht so der Fan bist, ist der kleine Vergnügungspark am Rande des Geländes. Er passt nicht ganz zum historischen Vibe und lenkt eher ab. Konzentriere dich stattdessen auf die authentischen Bereiche und die Handwerksvorführungen.
Für den krönenden Abschluss, bevor du dich auf den Heimweg machst, würde ich dir empfehlen, noch einmal zu einem der kleinen, versteckten Schreine oder einem ruhigen Pavillon am Bach zu gehen. Stell dir vor, du sitzt dort, hörst das sanfte Plätschern des Wassers und das Zwitschern der Vögel. Die Sonne steht vielleicht schon tiefer, und ein weiches Licht taucht alles in Gold. Es ist ein Moment der Stille und des Nachdenkens, der dich mit einem Gefühl von Frieden und Dankbarkeit für diese Zeitreise zurücklässt. Von dort aus ist es dann auch nicht weit zum Ausgang und den Bushaltestellen zurück nach Seoul.
Bis zum nächsten Abenteuer,
Léa von unterwegs