Stell dir vor, du sitzt in einem kleinen Boot, das sanft über Wellen schaukelt, die so blau sind, dass sie fast unwirklich wirken. Der Wind spielt mit deinen Haaren, und auf deiner Haut spürst du die Wärme der Sonne, gemischt mit einem feinen Sprühnebel, der nach Salz schmeckt. Um dich herum ist nur das weite Meer, und das gleichmäßige Brummen des Motors wird manchmal vom Kreischen einer Möwe unterbrochen. Du atmest tief ein, die Luft ist klar und rein, und in dir breitet sich eine leise Spannung aus, eine Vorfreude auf das, was gleich kommen wird. Du lehnst dich zurück, lässt deinen Blick über die unendliche Fläche gleiten und spürst, wie die Alltagswelt hinter dir zurückbleibt.
Dann, plötzlich, ändert sich die Farbe des Wassers. Von einem tiefen, dunklen Blau wandelt es sich in ein leuchtendes, fast glühendes Türkis, so intensiv, dass es dir die Augen zusammenkneifen lässt. Das Boot verlangsamt sich, gleitet in eine Bucht, die von hohen, hellen Felswänden umschlossen ist, die steil aus dem Wasser aufragen und den Himmel zu berühren scheinen. Du hörst, wie die Motoren verstummen, und das einzige Geräusch ist das leise Plätschern der Wellen, die sanft an den Strand rollen. Wenn du vom Boot steigst, spürst du zuerst das kühle Nass um deine Knöchel, dann sinken deine Füße in einen Sand, der sich anfühlt wie feinster Puderzucker, kühl und weich unter deinen Sohlen.
Du stehst am Rand einer kleinen Welt, umgeben von diesen gewaltigen Felswänden, die dich wie in einer schützenden Umarmung halten. Direkt vor dir liegt es: ein altes Schiffswrack, halb im Sand versunken, seine rostigen Metallwände erzählen stumme Geschichten von vergangenen Zeiten. Du kannst das raue, kalte Metall berühren, die löchrigen Stellen sehen, durch die die Sonne scheint. Über dir strahlt die Sonne, ihre Wärme auf deinem Gesicht, während das Wasser vor dir in unzähligen Schattierungen von Blau und Grün glitzert, so klar, dass du jeden Kieselstein am Grund erkennen kannst. Du hörst das leise Murmeln der Menschen um dich herum, das Lachen von Kindern, aber auch Momente der Stille, in denen nur das sanfte Rauschen des Meeres zu hören ist. Es ist ein Ort, der dich einlädt, einfach zu sein, zu staunen und die Zeit für einen Moment anzuhalten.
Wenn du die Möglichkeit hast, solltest du diesen Ort auch von oben erleben. Stell dir vor, du stehst auf einer Klippe, Hunderte von Metern über dem Meer. Der Wind zerrt leicht an deiner Kleidung, und unter dir siehst du die Bucht, die aus dieser Höhe winzig erscheint. Das Wasser leuchtet noch intensiver, ein einziger, riesiger Edelstein, umgeben von den weißen Felsen, und das Schiffswrack ist nur noch ein kleines, rostiges Spielzeug am Rande des Strandes. Es ist ein Blick, der dir den Atem nimmt, der dich die Weite und die Kraft der Natur spüren lässt und dir das Gefühl gibt, auf dem Dach der Welt zu stehen. Du siehst die kleinen Boote, die wie Spielzeug auf dem glitzernden Wasser hin- und herfahren, und begreifst die schiere Größe und Schönheit dieses Ortes auf eine ganz neue Weise.
Für die Bootsfahrt zum Strand solltest du früh am Morgen aufbrechen, um den größten Menschenmassen zu entgehen und das Licht am besten einzufangen. Viele Touren starten vom Hafen in Porto Vromi oder Agios Nikolaos. Denk daran, genügend Wasser, Sonnencreme und vielleicht ein kleines Handtuch mitzunehmen, denn Schatten ist am Strand Mangelware. Wenn du das Schiffswrack von oben sehen möchtest, fährst du zum Aussichtspunkt an der Klippe. Auch hier gilt: je früher, desto besser, um die besten Fotos zu machen und nicht in der Schlange zu stehen. Trage bequeme Schuhe, da der Weg zum Aussichtspunkt etwas uneben sein kann. Und ganz wichtig: Bleib auf den markierten Wegen und halte Abstand zu den Klippenkanten – die Sicherheit geht vor.
Olya von den Gassen