Okay, stell dir vor, dein Freund fragt dich: „Was macht man eigentlich in dieser Özkonak Untergrundstadt? Was ist das für ein Gefühl?“ Und du antwortest:
Du stehst da, die Sonne brennt vielleicht noch auf deine Haut, und vor dir liegt... nun, nicht viel. Ein unscheinbarer Eingang in den Fels, fast wie eine Höhle. Aber der Wind, der dir hier oben um die Nase weht, ist noch warm. Stell dir vor, du gehst einen Schritt näher, und schon beim ersten Betreten spürst du es: Die Luft wird kühler, feuchter. Es ist, als würde die Erde selbst dich in ihren Atem ziehen. Du hörst vielleicht ein leises Tropfen von irgendwoher, ein Echo deiner eigenen Schritte, bevor du überhaupt richtig drin bist. Dieses Gefühl, dass du jetzt in eine andere Welt abtauchst, eine, die Jahrhunderte unter der Oberfläche geschlummert hat, ist einfach magisch.
Du gehst tiefer, die Gänge werden schmaler, und du spürst das kalte, glatte Gestein an deinen Fingerspitzen, wenn du dich abstützt. Die kühle Feuchtigkeit legt sich auf deine Haut, ein angenehmer Kontrast zur Hitze draußen. Manchmal musst du dich bücken, den Kopf einziehen, denn diese Menschen damals waren kleiner als wir. Du hörst das Flüstern anderer Besucher, das sich in den engen Wänden verfängt und vervielfacht, fast wie alte Stimmen. Gute, rutschfeste Schuhe sind hier übrigens Gold wert, denn der Boden kann manchmal etwas uneben sein. Und vergiss nicht, eine kleine Tasche mitzunehmen, damit du die Hände frei hast, falls du dich mal festhalten musst.
Plötzlich weitet sich ein Gang zu einem Raum. Du stehst in einer alten Küche, riechst förmlich das Rauchfeuer, das hier einst brannte, und siehst die Nischen für Vorräte. Weiter, und du bist in einem Schlafbereich, stellst dir vor, wie Familien hier eng beieinander schliefen, geschützt vor der Welt da oben. Das Licht ist gedämpft, nur ab und zu fällt ein Schein von der künstlichen Beleuchtung auf die grob behauenen Wände. Du legst deine Hand auf den Fels und spürst die Ruhe, die in diesem alten Stein wohnt. Es ist ein unglaubliches Gefühl, dort zu stehen, wo vor über tausend Jahren Menschen ihren Alltag lebten, aßen, schliefen – alles unter der Erde.
Was wirklich fasziniert, sind die Verteidigungssysteme. Stell dir vor, du stehst vor einem riesigen, runden Stein, der perfekt in eine Führungsschiene passt und einen Gang komplett verschließen konnte. Du siehst die kleinen Löcher darüber, durch die man heiße Flüssigkeiten auf Eindringlinge gießen konnte. Und dann die Belüftungsschächte: Du spürst, wie die Luft zirkuliert, wie sie von ganz oben durch kilometerlange Kanäle bis in die tiefsten Ebenen geleitet wird. Es ist unglaublich, wie ausgeklügelt diese Systeme waren, lange bevor es moderne Ingenieurskunst gab. Du brauchst keine Taschenlampe, alles ist gut beleuchtet, aber ein kleiner Rucksack für Wasser und Snacks ist immer eine gute Idee.
Je tiefer du gehst, desto mehr Ebenen offenbaren sich. Es gibt neun davon, obwohl nicht alle für Besucher zugänglich sind. Aber selbst die, die du erkunden kannst, geben dir ein Gefühl für die enorme Ausdehnung. Du gehst weiter und weiter, mal schmal, mal weitläufiger, und es ist ein bisschen wie in einem Labyrinth, aus dem man aber immer wieder herausfindet. Und dann, nach einer Weile, siehst du das Licht am Ende des Tunnels. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wieder aus der Erde aufzutauchen, die Sonne wieder auf deinem Gesicht zu spüren und die weite Landschaft Kappadokiens vor dir zu sehen. Der Kontrast zwischen der dunklen, kühlen Unterwelt und der hellen, weiten Oberfläche ist atemberaubend. Plane etwa 45-60 Minuten für den Besuch ein, dann hast du genug Zeit, alles in Ruhe auf dich wirken zu lassen.
Özkonak ist anders als die bekannteren, größeren Untergrundstädte. Sie ist weniger überlaufen, fühlt sich roher, ursprünglicher an. Du hast hier wirklich das Gefühl, einen versteckten Schatz zu erkunden. Es ist nicht nur ein Ort, den man "besichtigt", sondern ein Erlebnis, das dich tief in die Geschichte eintauchen lässt. Nach dem Besuch kannst du noch die Umgebung erkunden oder dich in einem der kleinen Lokale in der Nähe stärken. Es ist ein unvergesslicher Teil deiner Kappadokien-Reise, das verspreche ich dir.
Lena auf Reisen