Stell dir vor, du stehst am Rand. Nicht nur am Rand eines Tals, sondern am Rand einer anderen Zeit. Hier, im Güvercinlik Vadisi – dem Taubental – in Kappadokien, spürst du sofort, wie die Welt um dich herum leiser wird. Die Luft ist trocken und warm, du riechst den Staub der Jahrhunderte und vielleicht einen Hauch von wildem Thymian, der zwischen den Felsen wächst. Du hörst nicht den Verkehr, sondern nur das sanfte Rauschen des Windes, der durch die bizarren Felsformationen streicht, und dann, ganz nah, das leise Gurren und Flügelschlagen der tausenden Tauben, die in den unzähligen, von Menschenhand geschaffenen Höhlen nisten. Fühl die Wärme der Sonne auf deiner Haut, während dein Blick über die einzigartige Landschaft schweift, eine Mischung aus erdigen Rottönen und dem blassen Ocker der Tuffsteine. Es ist ein Gefühl von tiefem Frieden und Staunen, das dich umhüllt.
Du wanderst tiefer hinein, der Pfad schlängelt sich sanft abwärts, manchmal ist er sandig, manchmal festgetreten, manchmal musst du über glatte Steine steigen. Unter deinen Füßen spürst du die Beschaffenheit des Bodens, jeden Kiesel, jede Unebenheit. Es ist kein Spaziergang auf Asphalt, sondern ein Eintauchen in die Natur, eine stille Unterhaltung mit der Geschichte. Die Felswände ragen links und rechts von dir empor, mal nah, mal weit, und immer wieder entdeckst du neue Taubenhäuser, kleine, in den Stein gehauene Nischen, die von einer längst vergangenen Zeit erzählen, als die Tauben für die Fruchtbarkeit der Felder und die Kommunikation so wichtig waren. Du kannst fast die Hände spüren, die diese Höhlen einst formten. Dieses Tal ist nicht nur ein Anblick, es ist eine Erfahrung, die alle Sinne weckt und dich ganz in den Moment zieht.
Wenn du dieses Gefühl selbst erleben möchtest, hier ein paar ehrliche Tipps, damit dein Besuch im Taubental perfekt wird:
* Beste Tageszeit: Früh morgens, kurz nach Sonnenaufgang, oder am späten Nachmittag, etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Das Licht ist dann magisch, die Farben der Felsen leuchten, und die Temperaturen sind angenehmer.
* Menschenmassen meiden: Meide die Mittagszeit (11:00-15:00 Uhr), da dann die meisten Touristen unterwegs sind. Wochenenden können auch voller sein; unter der Woche ist es ruhiger.
* Wie lange bleiben: Plane 2 bis 3 Stunden ein, wenn du gemütlich durch das Tal wandern möchtest. Wenn du nur den Aussichtspunkt besuchen und ein paar Fotos machen willst, reichen 30 Minuten. Aber verpasse nicht den Abstieg!
* Was du lassen kannst:
* Flip-Flops oder Sandalen: Ernsthaft, lass sie im Hotel. Der Weg ist uneben, steinig und manchmal rutschig. Du brauchst festes Schuhwerk mit gutem Profil.
* Deine Erwartung an Cafés im Tal: Es gibt keine Cafés oder Restaurants direkt im Tal. Das ist Natur pur.
* Nützliche lokale Tipps:
* Wasser mitnehmen: Unbedingt! Gerade im Sommer kann es sehr heiß werden. Es gibt keine Verkaufsstände im Tal.
* Sonnenschutz: Sonnenhut, Sonnenbrille und Sonnencreme sind ein Muss. Es gibt wenig Schatten.
* Toiletten: Plane deinen Toilettengang vor oder nach dem Besuch. Es gibt keine öffentlichen Toiletten im Tal selbst. Nutze die Einrichtungen in Uchisar oder Göreme, bevor du startest.
* Startpunkte: Du kannst von Uchisar (vom Burgberg aus) oder von Göreme aus starten. Der Weg von Uchisar ist oft als der schönere und weniger steile Abstieg bekannt.
* Respektvoller Umgang: Bleib auf den markierten Wegen und lass keinen Müll zurück. Das Tal ist ein Naturwunder, das geschützt werden muss.
Viel Spaß beim Entdecken!
Olya von den Seitenstraßen