Stell dir vor, du bist auf dem Weg, der Roller surrt leise unter dir, die Luft ist warm und trägt den Geruch von Erde und fernen Blüten. Du spürst den Fahrtwind im Gesicht, die Sonne auf der Haut, und dann, plötzlich, tauchen sie auf. Nicht imposant wie ein riesiger Palast, sondern eher wie ein sorgsam gehütetes Geheimnis, das sich langsam aus dem Grün schält. Plaosan. Du hörst vielleicht das leise Gezwitscher von Vögeln, das ferne Ruf eines Händlers, aber hier, direkt am Eingang, ist es schon spürbar ruhiger. Es ist eine andere Art von Stille als die, die du von zu Hause kennst – eine gefüllte Stille, die nach Geschichte klingt.
Du spürst den alten Stein unter deinen Füßen, wenn du die ersten Stufen erklimmst. Die Sonne wirft lange Schatten, spielt mit den Reliefs an den Wänden, die Geschichten von Buddhas und Gottheiten erzählen. Fahr deine Finger vorsichtig über die kühlen, rauen Oberflächen der gemeißelten Figuren – du spürst die Jahrhunderte, die in diesen Steinen liegen. Im Inneren der Haupttempel, Plaosan Lor und Plaosan Kidul, wird es kühler, fast schattig. Du atmest den Geruch von altem Stein und vielleicht einen Hauch von Feuchtigkeit ein, während deine Augen sich an die Dämmerung gewöhnen. Deine Schritte hallen leise wider, ein stilles Echo in der Zeit.
Wenn du weitergehst, weg von den Hauptstrukturen, entdeckst du kleinere Stupas und Ruinen, die wie verstreute Perlen im Gras liegen. Hier wird die Atmosphäre noch intimer. Du siehst, wie das Licht durch die Blätter der Bäume bricht und goldene Flecken auf dem Moos verteilt, das sich über manche Steine legt. Hör genau hin: Das Rascheln der Blätter im Wind, das Summen von Insekten, vielleicht das leise Plätschern von Wasser, wenn es geregnet hat. Es ist ein Ort, an dem du dich hinsetzen und einfach die Ruhe auf dich wirken lassen kannst, die Zeit vergessen. Stell dir vor, du schließt die Augen und fühlst die Wärme des Bodens unter dir, während du in die friedliche Stille eintauchst, die diesen Ort umgibt.
Um dorthin zu kommen, schnapp dir am besten einen Roller, oder nutze eine der vielen Gojek- oder Grab-Apps. Es ist eine angenehme Fahrt durch Dörfer und Reisfelder, nicht weit von Prambanan entfernt. Plane etwa eine halbe Stunde Fahrt von Yogyakarta ein. Zieh bequeme Schuhe an, die du auf unebenem Gelände tragen kannst, und kleide dich respektvoll – Schultern und Knie bedeckt sind immer eine gute Idee. Nimm unbedingt eine Flasche Wasser und Sonnencreme mit, und ein Hut oder eine Kappe sind bei der intensiven Sonne Gold wert.
Der Eintritt ist super günstig, meist nur ein paar Tausend Rupiah, manchmal auch eine kleine Spende. Plaosan ist täglich geöffnet, meist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Du brauchst hier keine Stunden, um alles zu sehen – rechne mit 1 bis 1,5 Stunden, um in Ruhe alles zu erkunden und die Atmosphäre aufzusaugen. Der beste Zeitpunkt ist früh morgens, kurz nach der Öffnung, wenn die Luft noch kühl ist und die Sonne gerade erst aufgeht, oder am späten Nachmittag, kurz vor Schließung, wenn das Licht weicher wird und die Touristenmassen von Prambanan schon weg sind. Du kannst Plaosan gut mit einem Besuch in Prambanan verbinden, aber Plaosan ist der Ort, an dem du wirklich zur Ruhe kommst.
Direkt am Tempel gibt es ein paar kleine Stände, wo du Wasser oder eine Kokosnuss kaufen kannst, aber erwarte keine große Auswahl an Restaurants. Es ist wichtig, die Anlage sauber zu halten – lass keinen Müll liegen. Und wenn du Fotos machst, sei respektvoll und klettere nicht auf die alten Steine. Wenn du Locals triffst, die vielleicht ein paar kleine Souvenirs anbieten, sei freundlich und nicht aufdringlich. Es ist ein heiliger Ort, und die friedliche Energie dort ist wirklich besonders.
Mika auf Reisen