Okay, pass auf, stell dir vor, wir sind zusammen unterwegs. Yogyakarta ist so ein vibrierender Ort, aber manchmal brauchst du einfach einen Moment der Ruhe, einen Atemzug Geschichte, bevor du dich ins ganz Große stürzt. Und genau dafür ist Candi Pawon da, dieser kleine, oft übersehene Tempel, der so viel mehr ist als nur ein Zwischenstopp. Er ist wie ein leises Flüstern der Vergangenheit, ein Vorgeschmack auf das, was kommt. Stell dir vor, du steigst aus dem Auto oder vom Roller, und sofort umhüllte dich eine andere Luft – vielleicht ein bisschen kühler, riecht nach feuchter Erde und fernen Gewürzen, der Lärm der Straße ebbt ab und macht Platz für das Summen der Insekten und das ferne Rufen eines Händlers.
Wenn du Pawon betrittst, gehst du nicht einfach durch ein Tor. Du gehst in eine andere Zeit. Wir beginnen direkt hier, am Eingang des Areals. Du spürst den festen Boden unter deinen Füßen, vielleicht ein paar lose Steinchen, die leise knirschen. Dein Blick wird von den alten Bäumen angezogen, die wie stille Wächter ringsum stehen und Schatten spenden. Geh langsam den kurzen Pfad entlang, der dich direkt auf den Tempel zuführt. Du wirst merken, wie die Luft um dich herum ruhiger wird, fast andächtig. Es ist nicht überlaufen, oft hast du diesen Ort fast für dich allein. Das ist der Moment, um tief einzuatmen und die Stille zu genießen, bevor du dich dem Bauwerk näherst.
Näher am Tempel angekommen, lass deine Hände über die kühlen, rauen Steine gleiten. Fühl die Jahrhunderte, die in diesen Basalt gemeißelt sind. Du wirst die feinen Reliefs entdecken, die von alten Geschichten erzählen: himmlische Wesen, Fabeltiere wie die Kalpataru, der Baum des Lebens, oder die Kinnara und Kinnari, halb Mensch, halb Vogel. Stell dir vor, wie die Mönche hier einst meditierten, wie ihre Hände dieselben Steine berührten. Die Sonne mag warm auf deine Haut scheinen, aber der Stein selbst bleibt kühl, ein Anker in der Zeit. Es ist diese Haptik, das Gefühl der Geschichte unter deinen Fingern, das Pawon so besonders macht.
Was du hier nicht machen musst, ist, ewig im Inneren zu verweilen. Der Tempel ist klein, und die Kammer im Inneren ist meist leer, ohne große Verzierungen oder Statuen. Es geht hier nicht um Opulenz, sondern um die Essenz, die Vorbereitung. Es ist ein Ort der Konzentration auf das Äußere, auf die Handwerkskunst und die Symbolik, die dich umgibt. Wir gehen einmal langsam um ihn herum, betrachten die Reliefs, die seine Wände schmücken, aber es gibt keinen Grund, lange in der leeren Kammer zu verweilen. Es ist eher eine spirituelle Schleuse, ein kleiner Moment des Innehaltens vor dem großen Finale.
Für den letzten Eindruck, wenn du dich bereit fühlst, dreh dich um und schau auf den Tempel zurück, während du ein paar Schritte zurückgehst. Such dir einen ruhigen Punkt, vielleicht unter einem der Bäume, wo du den ganzen Bau noch einmal auf dich wirken lassen kannst. Spür den leichten Windzug auf deiner Haut, hör vielleicht das leise Rascheln der Blätter oder das Zwitschern eines Vogels. Dies ist der Moment, in dem du die Verbindung spürst: Pawon als Bindeglied zwischen Mendut und dem majestätischen Borobudur. Es ist der Ort, an dem du deine Gedanken sammelst, dich erdest und die Ruhe in dir aufnimmst, bevor du dich auf den Weg zum nächsten, größeren Abenteuer machst. Es ist ein Gefühl von Frieden, das dich hier umhüllt und dich gestärkt weiterziehen lässt.
Lena auf Reisen