Okay, stell dir vor, du bist auf dem Weg dorthin. Schon lange bevor du den berühmten Punkt erreichst, spürst du eine Veränderung in der Luft. Da ist dieser ganz leichte, fast metallische Geruch, der an gekochte Eier erinnert – das ist Schwefel, ein Zeichen, dass du dem pulsierenden Herzen der Erde näherkommst. Du hörst ein leises, konstantes Rauschen, ein Zischen, das mal stärker, mal schwächer wird, wie ein riesiger, atmender Organismus. Du parkst und folgst dem Strom der Menschen, aber es ist kein Gedränge, eher ein gemeinsames Ziehen zu etwas Großem. Du gehst über einen breiten Weg, der Boden fühlt sich fest unter deinen Füßen an, aber die umgebende Landschaft ist anders als alles, was du kennst: Überall siehst du Dampfschwaden aufsteigen, die in der kühlen Luft tanzen und die Sicht verschleiern, nur um sie im nächsten Moment wieder freizugeben. Es ist, als würde die Erde hier atmen, und du stehst mittendrin.
Du näherst dich einem großen, halbruhen Bereich, einem natürlichen Amphitheater aus Holzstegen und Bänken. Es ist schon eine Menge los, Menschen sitzen geduldig, manche unterhalten sich leise, andere starren einfach nur. Du spürst die Erwartung in der Luft. Ein Blick auf die große Anzeigetafel – ja, die nächste Eruption ist für "etwa" in den nächsten Minuten angesagt. Du findest einen Platz, setzt dich hin, und die Geräuschkulisse verändert sich. Das allgemeine Gemurmel der Besucher wird leiser, fast ehrfürchtig. Du hörst nur noch das leise Zischen der umliegenden heißen Quellen und das gelegentliche Klicken von Kameras. Die Zeit zieht sich, aber du bist nicht ungeduldig. Stattdessen spürst du eine tiefe Ruhe, während du wartest, gebannt auf das Loch im Boden blickst, aus dem immer wieder kleine Dampfwolken aufsteigen, wie Seufzer. Manchmal gluckert es leise, als würde der Geysir tief unten Luft holen. Du spürst die leichte Vibration des Bodens unter dir, ein Zeichen, dass da unten etwas in Bewegung ist.
Plötzlich hörst du ein tieferes Gurgeln, lauter als zuvor. Es ist ein Geräusch, das direkt aus dem Bauch der Erde zu kommen scheint. Dann siehst du es: Eine kleine, aber kräftige Fontäne schießt empor, ein erster Gruß. Und dann, mit einem donnernden Rauschen, das dir fast das Herz in die Kehle treibt, bricht der eigentliche Strahl los. Eine gewaltige Wassersäule schießt Dutzende Meter in den Himmel, weiß und rein, umgeben von einem dichten Schleier aus heißem Dampf. Du spürst die Wärme auf deinem Gesicht, selbst aus einiger Entfernung, und wenn der Wind richtig steht, kriegst du einen feinen Sprühnebel ab, der sich wie winzige warme Regentropfen anfühlt. Das Geräusch ist ohrenbetäubend und gleichzeitig faszinierend, ein Naturspektakel, das dich komplett in seinen Bann zieht. Für ein paar Minuten ist alles um dich herum vergessen, nur dieser eine, unglaubliche Moment zählt. Du atmest tief ein und der Schwefelgeruch ist jetzt viel intensiver, fast beißend, aber irgendwie auch Teil des Erlebnisses.
Sobald die Fontäne nachlässt und sich wieder in ein brodelndes Loch verwandelt, bleibt der Dampf noch eine Weile hängen, wie ein Schleier über dem Geschehen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um aufzustehen und die Gegend zu erkunden. Direkt um den Old Faithful herum gibt es ein weitläufiges Netz von Holzstegen, die dich sicher durch das gesamte Upper Geyser Basin führen. Du kannst an unzähligen anderen heißen Quellen und kleineren Geysiren vorbeigehen. Manche sind leuchtend blau, andere türkis oder orangebraun, jede mit ihrem eigenen, leisen Zischen und Blubbern. Es gibt auch ein großes Besucherzentrum in der Nähe, wo du mehr über die Geologie des Parks erfahren und die genauen Vorhersagezeiten für die nächste Eruption des Old Faithful einsehen kannst – die sind ziemlich präzise und helfen dir, deine Zeit zu planen.
Wenn du das volle Erlebnis haben möchtest und nicht in einer riesigen Menschenmenge stehen willst, versuch, entweder sehr früh am Morgen oder spät am Abend zu kommen. Die Farben des Sonnenauf- oder -untergangs im Dampf sind magisch. Zieh dich unbedingt in Schichten an, denn das Wetter kann sich schnell ändern und auch im Sommer kann es morgens und abends kühl sein. Eine Wasserflasche ist ein Muss, da die Luft trocken ist, und Sonnenschutz ist wichtig, da es wenig Schatten gibt. Plane mindestens zwei bis drei Stunden ein, wenn du auch die umliegenden Wege erkunden möchtest, nicht nur die Eruption abwarten. Und keine Sorge wegen des Hungers: Es gibt Restaurants und kleine Cafés in der Nähe, wo du etwas zu essen und zu trinken bekommst.
Das Parken am Old Faithful ist wirklich gut organisiert; es gibt einen riesigen Parkplatz, der auch an den belebtesten Tagen genügend Platz bietet. Von dort aus sind es nur wenige hundert Meter bis zu den Aussichtsbereichen, alles auf barrierefreien Wegen. Wenn du länger bleiben möchtest, gibt es mehrere Lodges und Campingplätze direkt in der Old Faithful Area. Das ist super praktisch, weil du dann einfach zu Fuß zum Geysir gehen kannst, selbst für die Abend- oder Morgeneruptionen, die oft die schönsten sind. Früh buchen ist hier aber absolut entscheidend, die Unterkünfte sind super beliebt und schnell weg.
Viel Spaß beim Erleben!
Clara unterwegs