Stell dir vor, du stehst am Rande einer anderen Welt. Die Luft ist schwer, warm und trägt einen ganz eigenen Geruch – schwefelhaltig, erdig, fast wie ein Hauch von Uratmosphäre. Du hörst ein leises Gurgeln, ein Blubbern, und dazu das rhythmische Zischen von entweichendem Dampf. Das ist Fountain Paint Pot im Yellowstone Nationalpark, ein Ort, der dich mit allen Sinnen packt und nicht mehr loslässt. Du spürst die Wärme, die vom Boden aufsteigt, noch bevor du die ersten brodelnden Becken siehst.
Du trittst auf den Holzsteg, der sich wie eine sichere Brücke durch diese unwirkliche Landschaft schlängelt. Gleich zu Beginn begegnest du den ersten dampfenden Quellen. Das Wasser ist klar, leuchtend blau oder türkis, und du siehst, wie die Blasen von tief unten aufsteigen, fast wie ein unaufhörliches, unterirdisches Atmen. Stell dir vor, du hältst die Hand über den aufsteigenden Dampf – aber bitte nur vorstellen, denn hier gilt: Bleib auf dem Steg und halte Abstand, die Natur ist wunderschön, aber auch mächtig! Hör genau hin: Jeder Pool hat seine eigene Melodie, mal ein sanftes Plätschern, mal ein energisches Sprudeln.
Dann erreichst du sie, die wahren Künstler dieses Ortes: die Schlammtöpfe, die diesem Gebiet seinen Namen geben. Hier ist das Wasser nicht klar, sondern eine dicke, zähflüssige Masse aus Schlamm, die ständig blubbert und spuckt. Stell dir vor, wie dicke, graue, rosa oder beige Farbe in riesigen Töpfen langsam kocht. Manchmal platzt eine Blase auf und spritzt einen kleinen Klecks Schlamm in die Luft, nur um dann wieder sanft in sich zusammenzufallen. Es ist hypnotisierend, diesem ewigen Spiel zuzusehen. Nimm dir hier wirklich Zeit, denn jeder Topf hat seine eigene Konsistenz und Farbe, ein echtes Kunstwerk der Natur.
Wenn du denkst, du hast schon alles gesehen, erwartet dich am Ende des Rundwegs noch etwas ganz Besonderes, das die rohe Energie der Erde spürbar macht. Du hörst ein lautes, unaufhörliches Zischen, fast wie das Geräusch eines gigantischen Dampfkochers. Das sind die Fumarolen, Erdlöcher, aus denen heißer Wasserdampf mit unglaublicher Kraft entweicht. Du siehst, wie dichte Wolken in den Himmel steigen, und du spürst die Hitze, die von ihnen ausgeht, selbst aus der Entfernung des Steges. Es ist ein atemberaubendes Gefühl, dieser puren, ungezähmten Kraft so nah zu sein, die dich daran erinnert, wie lebendig unser Planet ist.
Für deinen Besuch hier ist es am besten, früh am Morgen oder spät am Nachmittag zu kommen, um den größten Menschenmassen zu entgehen – dann hast du die Geräusche und Gerüche fast für dich allein. Zieh bequeme, feste Schuhe an, denn auch wenn es ein kurzer Rundweg ist, willst du sicher stehen. Den Rundweg gehst du am besten im Uhrzeigersinn: Du beginnst mit den klaren, sprudelnden Pools, bewegst dich dann zu den faszinierenden, blubbernden Schlammtöpfen und endest mit den zischenden, kraftvollen Fumarolen. So erlebst du eine Steigerung der Naturphänomene. Du musst nicht an jeder einzelnen heißen Quelle ewig verweilen, aber die Schlammtöpfe und die Fumarolen sind die absoluten Highlights, für die du dir extra Zeit nehmen solltest.
Olya von den Backstreets