Stell dir vor, du bist in Rio, und die Sonne wärmt deine Haut. Du biegst von der lauten, geschäftigen Straße im Stadtteil Flamengo ab, und plötzlich wird es ruhiger. Die Geräusche der Stadt, das Hupen, das Stimmengewirr, alles rückt in den Hintergrund. Vor dir erhebt sich das Palácio do Catete – ein majestätisches Gebäude, das auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen ernst wirkt, aber eine unglaubliche Geschichte in seinen Mauern trägt. Du spürst sofort eine andere Energie, eine feierliche Stille, die dich umfängt, sobald du dich dem Eingang näherst.
Deine Schritte hallen leise auf dem kühlen Marmor, als du durch die imposante Eingangshalle trittst. Heb den Blick. Da ist sie, die atemberaubende Haupttreppe. Deine Hand gleitet über das glatte, polierte Holzgeländer, während du Stufe für Stufe hinaufsteigst. Hör mal, wie jeder deiner Schritte leise knarrt, fast so, als würde das alte Holz dir Geschichten ins Ohr flüstern. Hier oben, im ersten Stock, entfaltet sich die Geschichte der brasilianischen Republik. Du gehst durch prunkvolle Säle, in denen einst Bälle stattfanden und wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Stell dir vor, wie hier getanzt wurde, der Klang von Musik, das Rascheln von Stoffen. Überall siehst du Möbelstücke, die die Zeit überdauert haben, und das Licht fällt sanft durch die hohen Fenster, beleuchtet die kunstvollen Details. Der Geruch von altem Holz und einem Hauch von Staub liegt in der Luft – der Duft der Vergangenheit.
Weiter geht’s in den zweiten Stock, wo die privaten Gemächer der Präsidenten waren. Hier spürst du die Schwere der Entscheidungen, die hier getroffen wurden, die Last der Verantwortung, die auf den Schultern dieser Männer lag. Aber es gibt einen Raum, der dich besonders berühren wird: das Schlafzimmer von Getúlio Vargas. Hier ist eine ganz besondere, fast greifbare Stille. Du kannst dir vorstellen, wie er hier saß, die letzten Momente vor seinem Freitod. Es ist ein Moment, der Gänsehaut verursacht, ein Fenster in eine entscheidende und tragische Epoche Brasiliens. Nimm dir hier einen Moment Zeit, lass die Atmosphäre auf dich wirken. Es ist ein Ort, der spricht, ohne ein Wort zu sagen.
Nach all dieser Intensität im Inneren, tritt hinaus in die Gärten. Die Luft ist plötzlich weicher, voller Gerüche von feuchter Erde und tropischen Pflanzen. Der Kontrast zwischen der ernsten Geschichte im Palast und der lebendigen Natur draußen ist wunderbar. Hör das Rascheln der Palmenblätter im Wind, das leise Plätschern des Wassers im kleinen See, und vielleicht sogar das typische, markante Rufen eines Pfaus, der hier manchmal frei herumläuft. Du kannst über die Brücken spazieren, dich auf eine Bank setzen und einfach durchatmen. Es ist der perfekte Ort, um das Erlebte sacken zu lassen und die Schönheit der Umgebung zu genießen. Hier gibt es auch ein kleines Café, falls du eine Erfrischung brauchst.
Wenn du das Palácio do Catete besuchst, würde ich dir raten, direkt am Haupteingang zu starten und dich dann Stockwerk für Stockwerk nach oben zu arbeiten – das ist die natürlichste Route und führt dich durch die Geschichte. Die Haupttreppe und die großen Prunksäle im ersten Stock sind ein Muss, um das Gefühl für das Gebäude zu bekommen. Definitiv nicht verpassen solltest du Getúlio Vargas’ Schlafzimmer im zweiten Stock; das ist emotional der Höhepunkt. Wenn du nicht ewig Zeit hast oder kein riesiger Geschichtsforscher bist, kannst du in manchen der kleineren Ausstellungsräume vielleicht etwas schneller durchgehen, um dich auf die Kernstücke zu konzentrieren. Aber die Gärten am Ende sind absolut Pflicht, um den Besuch friedlich ausklingen zu lassen. Am besten kommst du unter der Woche am Vormittag, dann ist es meistens ruhiger. Die Metrostation Catete ist direkt um die Ecke, super praktisch!
Olya from the backstreets