Na klar, erzähl ich dir, wie das ist! Stell dir vor, du stehst am Tejo, der Fluss glitzert in der Sonne und der Wind trägt einen Hauch von Salz zu dir herüber. Du spürst das leichte Schwanken unter deinen Füßen, denn der erste Schritt zu diesem besonderen Ort ist eine kleine Bootsfahrt. Von Cais do Sodré in Lissabon nimmst du die Fähre nach Cacilhas. Es dauert nur etwa zehn Minuten, aber es fühlt sich an wie eine kleine Auszeit vom Stadttrubel. Während das Boot sanft schaukelt, siehst du, wie die Stadt immer kleiner wird und am Horizont langsam die majestätische Brücke und etwas Großes dahinter auftauchen – noch wie ein Schemen, aber die Vorfreude kribbelt schon.
Sobald du in Cacilhas festen Boden unter den Füßen hast, spürst du eine andere Art von Ruhe. Hier ist es etwas verschlafener, aber nicht minder charmant. Von der Fähre aus ist es ganz einfach: Du suchst die Bushaltestelle gleich in der Nähe des Fähranlegers und nimmst den Bus mit der Nummer 101. Die Fahrt ist kurz, vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten. Du lehnst dich zurück, das leichte Rütteln des Busses beruhigt, und während ihr euch durch die Straßen schlängelt, siehst du plötzlich immer wieder diese eine riesige Gestalt am Horizont, die größer und deutlicher wird – ein stiller Wächter, der dich zu sich zieht.
Du steigst an der Haltestelle aus, und der Weg ist nur noch ein kurzer Spaziergang. Jeder Schritt bringt dich näher, und du beginnst, die schiere Größe dieses Bauwerks zu erfassen. Es ist nicht nur ein Denkmal, es ist eine Präsenz. Der Wind pfeift manchmal etwas stärker hier oben auf dem Hügel, streicht dir durch die Haare und flüstert Geschichten, die so alt sind wie die Aussicht selbst. Du spürst eine seltsame Mischung aus Ehrfurcht und Neugier, wenn du durch das Tor trittst und der weite Platz vor dir liegt.
Am Fuße dieser beeindruckenden Gestalt stehend, umfängt dich eine unglaubliche Weite. Dein Blick schweift über den Fluss, über die Brücke, die sich wie ein roter Faden durch die Landschaft zieht, und hinüber nach Lissabon, das sich wie ein Patchwork aus roten Dächern und weißen Fassaden vor dir ausbreitet. Du hörst das leise Rauschen des Windes, vielleicht ein paar Möwen, die über dir kreisen. Die Sonne wärmt dein Gesicht, und du kannst die Energie dieses Ortes förmlich spüren. Hier unten gibt es auch eine kleine Kapelle, die zum Innehalten einlädt, bevor du dich auf den Weg nach oben machst.
Um zur Aussichtsplattform zu gelangen, die sich direkt unter den Füßen der Figur befindet, nimmst du einen Aufzug. Das ist kein aufregender Nervenkitzel, sondern eher ein sanftes Schweben nach oben. Du spürst, wie der Boden unter dir entschwindet, während die Wände des Schachts an dir vorbeiziehen. Das leise Surren der Technik begleitet dich, und mit jedem Meter, den du gewinnst, steigt die Spannung. Es ist ein Moment der Vorfreude, der dich darauf vorbereitet, was dich oben erwartet.
Und dann bist du da. Die Türen öffnen sich, und du trittst hinaus auf eine Plattform, die dir den Atem raubt. Der Wind ist hier oben stärker, er umarmt dich förmlich. Die Welt breitet sich unter dir aus, so weit das Auge reicht. Du siehst Lissabon in seiner ganzen Pracht, erkennst einzelne Stadtteile, die du vielleicht schon zu Fuß erkundet hast, und die Brücke wirkt von hier oben noch imposanter. Die Schiffe auf dem Tejo sind winzige Spielzeuge, und die Autos auf der Brücke erscheinen wie kleine Krabbeltiere. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Weite, das dich durchströmt, als würdest du auf dem Dach der Welt stehen. Nimm dir Zeit, jeden Winkel dieser Aussicht aufzusaugen.
Wenn du dich sattgesehen hast und wieder den Rückweg antrittst, empfehle ich dir, das Ganze nicht zu früh am Tag zu machen. Die Morgenstunden sind zwar auch schön, aber das Licht am späten Nachmittag, wenn die Sonne langsam tiefer steht, taucht alles in ein goldenes Leuchten, das einfach magisch ist. Denk daran, bequeme Schuhe anzuziehen – du läufst zwar nicht viel, aber für den Weg zum Bus und das Stehen ist das angenehmer. Und eine kleine Flasche Wasser ist immer eine gute Idee, besonders wenn die Sonne lacht. Es ist ein Ort, der dir nicht nur eine tolle Aussicht bietet, sondern auch eine ganz besondere Stimmung schenkt, die noch lange nachklingt.
Liebe Grüße von der Straße,
Lena auf Reisen