Du fragst dich, was man auf der Chain of Craters Road macht? Stell dir vor, du fährst aus dem üppigen Grün Hawaiis heraus, die Luft wird trockener, und die leuchtenden Hibiskusblüten weichen langsam einem dunkleren, wilderen Panorama. Du spürst, wie sich die Landschaft um dich herum verändert, wie die vertrauten Gerüche von feuchter Erde und tropischen Pflanzen einem mineralischen, fast scharfen Hauch weichen. Die Straße vor dir schlängelt sich, und plötzlich bist du umgeben von einer Welt aus Schwarz – erkaltete Lavafelder, so weit das Auge reicht, wie Wellen, die mitten im Lauf erstarrt sind. Es ist still hier, nur das leise Summen deines Motors und vielleicht ein leichter Wind, der über die steinernen Weiten streicht.
Diese Weite zieht dich in ihren Bann. Du fährst durch eine Landschaft, die sich anfühlt, als wärst du auf einem anderen Planeten gelandet. Das Schwarz der Lava ist nicht eintönig; es schimmert in der Sonne, mal matt, mal glänzend, und zeigt die unglaubliche Kraft, die hier einst gewütet hat. Du siehst, wie sich das Leben langsam wieder seinen Weg bahnt – kleine Farne, die aus den Ritzen sprießen, zarte Pflanzen, die sich an den rauen Felsen festhalten. Es ist ein Tanz zwischen Zerstörung und Neubeginn, und du fühlst dich winzig klein in dieser gewaltigen, atemberaubenden Kulisse. Es gibt hier keine Geschäfte, keine Tankstellen, keine Ablenkungen. Nur du, die Straße und die unendliche Geschichte der Erde.
Irgendwann hältst du an einem unscheinbaren Punkt, um die Pu'u Loa Petroglyphen zu besuchen. Du spürst die Hitze der Sonne auf deiner Haut, während du über die scharfkantige, unebene Lava wanderst. Jeder Schritt muss bedacht sein, aber die Anstrengung lohnt sich. Dann siehst du sie: Hunderte, Tausende von Botschaften, die vor Jahrhunderten in den dunklen Stein geritzt wurden. Du beugst dich hinunter, fährst mit den Fingern über die rauen Linien, spürst die Formen – Menschen, Tiere, Kreise, die die Nabelschnur symbolisieren. Es ist, als würdest du eine Hand durch die Zeit ausstrecken und die Geschichten derer berühren, die vor dir hier waren, die ihre Kinder hier verewigt haben. Eine tiefe Ehrfurcht überkommt dich.
Weiter unten öffnet sich die Landschaft zum Meer hin, und du hörst es schon, bevor du es siehst: das mächtige Tosen der Wellen. Du näherst dich dem Holei Sea Arch, einem beeindruckenden Lavabogen, der unermüdlich von der Brandung geformt wird. Der salzige Sprühnebel erreicht dich, und du atmest die frische, kühle Meeresluft tief ein. Der Kontrast ist überwältigend: das tiefschwarze, starre Lavagestein, das sich gegen das unendlich blaue, lebendige Meer stemmt. Du siehst, wie die Wellen mit unglaublicher Kraft gegen den Bogen schlagen, wie sie aufschäumen und sich dann wieder zurückziehen, nur um erneut anzugreifen. Es ist ein Schauspiel der Natur, das dich staunen lässt und dir die unbändige Kraft unseres Planeten vor Augen führt.
Am Ende der Straße erreichst du einen Wendepunkt, wo die asphaltierte Straße einfach aufhört. Du steigst aus und blickst auf ein Feld aus erkalteter Lava, das sich bis zum Horizont erstreckt und ins Meer abfällt. Manchmal, wenn die Bedingungen stimmen und die Lava aktiv ist, siehst du in der Ferne einen roten Schimmer, ein leises Glühen, das dir die fortwährende Schöpfung der Insel vor Augen führt. Du riechst vielleicht einen Hauch von Schwefel in der Luft, ein Zeichen der vulkanischen Aktivität. Es ist ein Ort der Extreme, ein Ort, an dem du die Erde atmen hörst und fühlst. Hier stehst du am Ende des Weges, aber gleichzeitig am Anfang von etwas Neuem, an einem Ort, wo Land entsteht.
Ein paar ehrliche Tipps für deine Tour: Füll deinen Tank, bevor du losfährst – es gibt keine Tankstellen auf der Strecke. Nimm ausreichend Wasser mit, am besten mehr, als du denkst, sowie Snacks. Festes Schuhwerk ist ein Muss, besonders wenn du die Petroglyphen besuchen oder am Ende der Straße die Gegend erkunden möchtest. Sonnenschutz und ein Hut sind bei der starken hawaiianischen Sonne unerlässlich. Check vorab die Park-Website für aktuelle Bedingungen, besonders bezüglich möglicher Lavaflüsse, denn die Sichtbarkeit kann variieren. Die beste Zeit ist oft früh morgens oder spät nachmittags, wenn das Licht weicher ist und die Temperaturen angenehmer.
Olya von unterwegs