Stell dir vor, du stehst in Savannah, direkt am River Street. Du spürst sofort, wie die Luft hier anders ist – sie ist feucht und schwer, trägt den Geruch des Flusses in sich, eine Mischung aus Salzwasser, Süßwasser und einem Hauch von etwas Altem, fast Moderigem, das von den jahrhundertealten Ziegeln und Holzbauten aufsteigt. Du hörst nicht nur das ferne Tuten eines Schiffs auf dem Savannah River, sondern auch das leise, rhythmische Klappern der Kutschenhufen auf dem Kopfsteinpflaster, ein Geräusch, das dich direkt in eine andere Zeit katapultiert. Du gehst die breiten, leicht abfallenden Rampen hinunter, die einst für den Transport von Baumwolle und Zucker genutzt wurden, und fühlst die glatten, abgenutzten Steine unter deinen Füßen, die so viele Geschichten erzählen könnten, wenn sie nur sprechen könnten. Die Sonne, selbst wenn sie hinter Wolken versteckt ist, scheint die Luft mit einer fast greifbaren Wärme zu erfüllen, die sich auf deiner Haut anfühlt wie eine sanfte Umarmung.
Wenn du den River Street erkunden willst, plane genug Zeit ein, denn hier gibt es so viel zu entdecken. Die alten Lagerhäuser sind heute gefüllt mit kleinen Geschäften, Kunstgalerien und Restaurants – von zwanglosen Fischbuden bis zu gehobenen Lokalen ist alles dabei. Die Kopfsteinpflaster können tückisch sein, besonders nach einem Regenschauer, also trage bequeme Schuhe. Es gibt zwar Treppen, die vom oberen Stadtbereich direkt zum River Street führen, aber auch barrierefreie Rampen, die den Zugang erleichtern. Am schönsten ist es hier am späten Nachmittag, wenn das Licht weicher wird und die Schiffe auf dem Fluss in ein goldenes Glühen getaucht werden, oder am Abend, wenn die Straßenlaternen angehen und die Atmosphäre noch magischer wird.
Lass dich einfach treiben und saug die Energie auf. Du spürst die leichte Vibration im Boden, die vom vorbeifahrenden Frachtschiff auf dem Fluss ausgeht, ein tiefes, brummendes Grollen, das durch die alten Mauern widerhallt. Stell dir vor, wie die Hafenarbeiter hier einst geschuftet haben, wie die Luft erfüllt war vom Stimmengewirr der Kaufleute und dem Quietschen der Kräne. Du siehst die riesigen Frachter langsam vorbeiziehen, so nah, dass du fast die Gischt riechen kannst, die ihr Bug aufwirbelt. Es ist ein Ort, an dem die Geschichte lebendig wird, nicht in Museen, sondern direkt unter deinen Füßen und in der Luft um dich herum.
Und dann gibt es da noch dieses eine, kleine Detail, das kaum jemand bemerkt, aber so typisch für River Street ist: Wenn du ganz still bist und dich nah an die alten Holzpfähle unter den Docks lehnst, wo das Wasser sanft gegen sie schlägt, hörst du nicht nur das leise Plätschern. Du nimmst auch ein sehr subtiles, fast unhörbares Knistern wahr, ein Geräusch, als würden die Jahrhunderte alten Hölzer unter der Last der Gezeiten und der vorbeifahrenden Schiffe leise arbeiten, sich dehnen und zusammenziehen. Es ist ein organisches Geräusch, das dir das Gefühl gibt, dass der Fluss und die Stadt wirklich atmen. Gleichzeitig riechst du in manchen Nischen unter den Bögen einen ganz spezifischen, leicht süßlichen, fast staubigen Geruch, der an alte Jutesäcke erinnert, die einst mit Zucker oder Reis gefüllt waren – ein letzter Hauch der alten Lagerhäuser, der sich in den Ziegeln festgesetzt hat.
Lena auf Reisen