Stell dir vor, du stehst da, mitten in Interlaken Ost, das geschäftige Treiben zieht an dir vorbei, aber deine Sinne suchen schon etwas anderes. Und dann, nur ein paar Schritte weiter, öffnet sich diese unglaubliche Weite. Du spürst es sofort: die Luft ist klarer, kühler, riecht nach frischem Wasser und einem Hauch von Wald. Vor dir breitet sich der Brienzersee aus, ein Blau, das du so noch nie gesehen hast – intensiv, fast unwirklich, als hätte jemand den Himmel in dieses Tal gegossen. Du hörst das leise Plätschern kleiner Wellen, vielleicht das entfernte Rufen eines Vogels. Der erste Blick ist wie ein tiefer Atemzug, der dich sofort erdet und gleichzeitig beflügelt. Hier beginnt dein Abenteuer, direkt am Ufer, wo das Wasser so einladend funkelt.
Du beginnst deinen Spaziergang entlang des Südufers, am besten Richtung Bönigen und weiter. Lass dich nicht hetzen. Jeder Schritt auf dem Kiesweg ist anders, mal knackt er leise unter deinen Füßen, mal federt der weichere Waldboden. Die Sonne wärmt dein Gesicht, während du den Blick immer wieder über das Wasser schweifen lässt, wo sich die majestätischen Berge spiegeln. Stell dir vor, du atmest den Duft von feuchtem Moos und Tannenbäumen ein, die sich über das Ufer lehnen. Es ist eine Stille, die nur vom sanften Wind unterbrochen wird, der durch die Blätter säuselt, und vom entfernten Ruf eines Schiffshorns. Zieh bequeme Schuhe an, die auch für einen längeren Spaziergang geeignet sind – keine High Heels hier, wirklich nicht! Und vergiss nicht, eine leichte Jacke dabei zu haben, der See-Wind kann frisch sein, selbst an einem sonnigen Tag.
Irgendwann wirst du merken, dass der See vom Ufer aus schon atemberaubend ist, aber vom Wasser aus ist er magisch. Steig in Bönigen oder Interlaken Ost auf eines der Schiffe. Wenn du Glück hast, erwischt du einen der alten Dampfer – das sanfte Vibrieren des Schiffsrumpfes unter dir, während es majestätisch über das türkise Wasser gleitet, ist ein Gefühl für sich. Du spürst den Wind in deinen Haaren, die Gischt auf deiner Haut, während die Uferlandschaft langsam an dir vorbeizieht. Ziel Iseltwald! Dieses kleine Fischerdorf, das malerisch auf einer Halbinsel liegt, ist wie aus einem Bilderbuch. Es ist klein, ruhig und unglaublich charmant. Du kannst hier einfach nur am kleinen Hafen sitzen, dem Treiben zusehen und die Ruhe auf dich wirken lassen. Die Schiffstickets kaufst du am besten direkt am Schalter am Hafen oder online, das ist unkompliziert. Es gibt verschiedene Routen, aber die Fahrt nach Iseltwald ist immer eine gute Wahl.
Von Iseltwald aus ist es nur ein Katzensprung mit dem Schiff bis zur Anlegestelle Giessbach. Und glaub mir, das ist der krönende Abschluss. Schon wenn das Schiff sich nähert, hörst du es: ein tiefes Grollen, das immer lauter wird. Die Giessbachfälle. Stell dir vor, du steigst aus und wirst sofort von einem feinen Sprühnebel begrüßt, der deine Haut erfrischt. Du gehst den Pfad hinauf, durch den Wald, und das Rauschen wird zu einem Donnern. Und dann stehst du da, direkt hinter dem tosenden Wasservorhang. Du spürst die pure Kraft der Natur, wie das Wasser aus schwindelerregender Höhe in die Tiefe stürzt. Es ist laut, gewaltig und doch unglaublich friedlich. Die Luft ist kühl und feucht, du riechst das nasse Gestein und die üppige Vegetation. Nimm dir Zeit, die verschiedenen Aussichtspunkte zu erkunden, es gibt mehrere Wege, die sich durch die Fälle schlängeln. Der Weg kann teilweise steil sein und nasse Steine haben, also sei vorsichtig und trage rutschfeste Schuhe.
Was du dir sparen kannst, wenn du nicht viel Zeit hast oder es lieber ruhiger magst, sind die überfüllten Souvenirläden direkt in Interlaken. Die nehmen dir nur den Blick auf das Wesentliche. Konzentrier dich auf die Natur, die Weite des Sees und die Stille. Und ganz wichtig: Lass dein Handy auch mal in der Tasche. Es gibt so viel zu sehen, zu hören und zu fühlen, das passt nicht alles auf ein Foto. Nimm dir einfach die Zeit, *da zu sein*. Atme tief ein, lass die Ruhe auf dich wirken. Das ist kein Ort, den man "abhakt", sondern einer, den man erlebt.
Liebe Grüße von unterwegs,
Lena auf Reisen