Stell dir vor, du wachst in Interlaken auf, die frische Bergluft kitzelt deine Nase, und du denkst: „Ich will diesen einen Berg sehen, von dem alle reden.“ Den, dessen Spitze aussieht wie eine perfekte Pyramide. Gut, dann pack dich warm ein, denn das wird ein Tag, der sich anfühlt wie eine Reise in eine andere Welt. Du startest früh, noch bevor die meisten Touristen ihren ersten Kaffee trinken. Der Zug gleitet durch grüne Täler, vorbei an glitzernden Seen und winzigen Dörfern, deren Holzhäuser aussehen, als wären sie direkt aus einem Märchenbuch gefallen. Du hörst das rhythmische Klackern der Räder auf den Schienen, ein beruhigendes Geräusch, das dich tiefer in diese Alpenwelt zieht. Die Landschaft draußen verändert sich langsam: Die sanften Hügel weichen immer steileren Felswänden, und die Luft wird mit jeder Minute spürbar kühler und klarer.
Nach einer Weile erreichst du Zermatt, ein Dorf, das sich anfühlt, als hätte es die Zeit vergessen. Hier gibt es keine lauten Autos, nur das leise Surren der kleinen Elektrotaxis und das Klappern der Hufe von Pferdekutschen. Du trittst aus dem Bahnhof, und schon überkommt dich dieses ganz besondere Gefühl. Du atmest tief ein, die Luft ist so rein, dass sie fast süß schmeckt. Und dann, wenn du dich umsiehst, erblickst du ihn zum ersten Mal, noch aus der Ferne, wie er majestätisch über den Dächern thront. Seine Spitze ist scharf gezeichnet gegen den blauen Himmel, ein Anblick, der dir sofort den Atem raubt und dich spüren lässt, wie klein du in dieser gewaltigen Natur bist.
Jetzt geht es richtig los. Du steigst in die Gornergratbahn, eine Zahnradbahn, die sich langsam den Berg hinaufschiebt. Mit jedem Meter, den du gewinnst, wird die Aussicht spektakulärer. Du siehst, wie sich die Häuser von Zermatt unter dir zu einem winzigen Modell zusammenziehen. Das Klacken der Bahn wird lauter, wenn sie sich durch die steilen Anstiege kämpft, und du spürst das leichte Ruckeln, während du immer höher gleitest. Du schaust aus dem Fenster, und die Welt öffnet sich vor dir: Tief unten siehst du das Tal, um dich herum werden die Bäume seltener, weichen kargem Gestein, und dann tauchen die ersten Schneefelder auf, selbst im Sommer.
Oben angekommen, auf dem Gornergrat, ist es, als würdest du auf dem Dach der Welt stehen. Der Wind pfeift dir um die Ohren, kühl und belebend, und du ziehst deinen Schal fester. Dann drehst du dich um, und da ist er: Das Matterhorn, in seiner ganzen, atemberaubenden Pracht, so nah, dass du meinst, du könntest ihn anfassen. Seine Felswände scheinen im Sonnenlicht zu glühen, und die Schneehaube auf seiner Spitze funkelt. Du hörst nur das Rauschen des Windes und vielleicht dein eigenes, schnelles Atmen vor Staunen. Unter dir breiten sich riesige Gletscher aus, die wie gefrorene Flüsse wirken, und ringsum erheben sich unzählige andere Gipfel. Du spürst die Kälte der Höhe auf deiner Haut, aber die Wärme der Sonne im Gesicht. Es ist ein Moment, in dem du dich unglaublich lebendig und gleichzeitig unendlich klein fühlst.
Ein paar praktische Dinge, damit dein Tag perfekt wird: Zieh dich unbedingt im Zwiebellook an. Unten im Tal ist es vielleicht mild, aber oben auf über 3000 Metern kann der Wind eisig sein, selbst an einem sonnigen Tag. Denk an Sonnencreme und eine gute Sonnenbrille, denn die UV-Strahlung ist in der Höhe viel intensiver. Nimm auch genug zu trinken mit, die dünne Luft trocknet schnell aus. Es ist ein langer Tag, plane also mindestens 10-12 Stunden für die gesamte Hin- und Rückreise ein. Die Tickets für die Gornergratbahn kannst du online im Voraus buchen, das spart Zeit und Nerven. Oben gibt es Restaurants und Cafés, falls du Hunger oder Durst bekommst, aber ein paar Snacks in der Tasche schaden nie.
Wenn die Sonne langsam tiefer sinkt und du die Rückreise antrittst, spürst du eine angenehme Müdigkeit in deinen Knochen. Der Zug rattert dich wieder bergab, und die Landschaft, die du am Morgen noch im Aufstieg bewundert hast, zeigt sich jetzt in einem ganz neuen Licht. Die Schatten werden länger, die Farben intensiver, und du siehst Details, die dir auf dem Hinweg vielleicht entgangen sind. Du lehnst dich zurück, die Bilder des Matterhorns sind fest in deinem Kopf verankert, und du weißt, dass du einen dieser Tage erlebt hast, die man nie vergisst. Es ist nicht nur ein Berg, den du gesehen hast, sondern ein Gefühl, das du mit nach Hause nimmst.
Lina aus den Bergen