Hallo, liebe Reisefreunde! Heute entführe ich euch in das Herz Luccas, zu einem Bauwerk, das Geschichte atmet: den Dom San Martino.
Schon von Weitem fesselt die asymmetrische Fassade mit ihrer einzigartigen Schönheit. Drei Bögen prägen den Eingang, doch jeder ist in Größe und Detail anders gestaltet – ein reizvolles Spiel der Unvollkommenheit. Grüne und weiße Marmorintarsien bilden filigrane Muster, die Geschichten von Heiligen, Fabelwesen und den Zeichen des Tierkreises erzählen, als wäre die gesamte Fassade ein aufgeschlagenes, steinernes Buch. Im oberen Bereich tanzen die Säulen in den Loggien, keine gleicht der anderen, ein Zeugnis der künstlerischen Freiheit und Handwerkskunst. Tritt man durch den reich verzierten Portikus, dessen Fresken einst leuchteten, umfängt einen sofort die kühle Stille des Inneren. Hohe, schlanke Säulen erheben sich zu gotischen Gewölben, die das spärliche Licht der farbigen Glasfenster einfangen und den Raum in ein mystisches Dämmerlicht tauchen. Der Geruch von altem Stein und Weihrauch liegt in der Luft, während der Blick zu Tintorettos dramatischem "Letzten Abendmahl" schweift oder zum berührenden Grabmal der Ilaria del Carretto von Jacopo della Quercia, wo die schlafende Figur in ihrer zeitlosen Eleganz besticht.
Der Dom di San Martino ist weit mehr als nur ein beeindruckendes Gotteshaus; er ist das pulsierende Herz der Luccheser Geschichte, nicht zuletzt wegen des "Volto Santo". Diese legendäre, hölzerne Christusstatue, von der man glaubt, sie sei vom biblischen Nikodemus geschnitzt und auf wundersame Weise nach Lucca gelangt, verwandelte die Stadt über Jahrhunderte in ein bedeutendes Pilgerzentrum. Könige, Kaiser und unzählige Gläubige strömten hierher, um das heilige Antlitz zu verehren. Dieser Zustrom an Pilgern brachte Lucca immensen Reichtum und politisches Prestige ein, was die Stadt zu einer der mächtigsten und wohlhabendsten Republiken Italiens machte. Bis heute zeugt die jährliche Prozession der Luminara di Santa Croce, bei der Tausende von Kerzen die Stadt erleuchten, von dieser tiefen Verbundenheit und der Bedeutung des Volto Santo für Luccas Identität und Wohlstand.
Bis zum nächsten Abenteuer,
Euer Reiseblogger