Stell dir vor, du stehst am Rande einer anderen Welt, wo das üppige Grün Neuseelands dich mit offenen Armen empfängt. Die Waitakere Ranges, nur einen Katzensprung von Auckland entfernt, sind nicht einfach nur ein Wald – sie sind ein lebendiger, atmender Organismus. Schon wenn du aus dem Auto steigst, spürst du die feuchte Kühle, die von den riesigen Farnen und dem dichten Blätterdach herabsteigt. Du atmest tief ein und füllst deine Lungen mit dem erdigen Duft von feuchtem Moos und alten Bäumen, gemischt mit einem Hauch von Salz, der vom nahen Pazifik herüberweht. Du hörst das vielstimmige Konzert der Vögel, das sich mit dem leisen Rauschen des Windes in den Baumwipfeln vermischt. Hier beginnt dein Abenteuer, und die Wege sind deine stillen Führer.
Du gehst die ersten Schritte, und deine Füße spüren sofort, dass dies kein Stadtpark ist. Viele der Hauptwege, die dich zu den atemberaubenden Aussichtspunkten oder den beliebteren Wasserfällen führen, sind überraschend gut ausgebaut. Denk an breite, sanft ansteigende Pfade, oft mit festem Schotter bedeckt oder sogar hölzernen Stegen, die dich trocken über feuchte Stellen tragen. Diese Wege sind wie sanfte Einladungen, die dich mühelos tiefer in das Grün ziehen, dir Raum zum Atmen geben und deine Blicke immer wieder auf die majestätischen Kauri-Bäume lenken, deren Stämme wie Säulen in den Himmel ragen. Du fühlst die feste Erde unter deinen Sohlen, ein Gefühl von Sicherheit, das dich ermutigt, den Kopf in den Nacken zu legen und die Baumriesen zu bestaunen. Du wirst merken, wie diese breiteren Pfade dich oft zu Lichtungen oder zu Aussichtspunkten führen, wo sich der Wald plötzlich öffnet und dir einen weiten Blick über das grüne Meer bis zum Horizont schenkt.
Doch lass dich nicht täuschen, die Waitakeres haben auch eine wildere Seite. Verlässt du die Hauptrouten, werden die Pfade schnell schmaler, winden sich oft um dicke Baumwurzeln und verschwinden manchmal fast unter einem Teppich aus Farnen und Blättern. Hier ist jeder Schritt bewusster. Du spürst, wie der Boden unter dir weicher wird, an manchen Stellen matschig und rutschig nach einem Regenschauer. Du musst über Äste steigen, dich bücken, um unter überhängenden Zweigen hindurchzukommen. Diese Pfade sind keine geraden Linien; sie sind verschlungene Pfade, die dich tiefer in die Seele des Waldes führen, zu versteckten Bächen, deren Plätschern du hörst, lange bevor du sie siehst, oder zu einsamen Wasserfällen, deren Gischt du auf der Haut spürst. Es gibt keine gepflasterten oder gekopferten Wege hier; die Natur ist der Baumeister, und die Wege passen sich ihr an, sind mal erdiger Trampelpfad, mal ein schmaler Holzsteg über eine Schlucht. Sie sind dein Wegweiser durch die Wildnis, fordern dich heraus und belohnen dich mit absoluter Stille und dem Gefühl, wirklich eins mit der Natur zu sein.
Bevor du dich auf den Weg machst, vergiss nicht: Die Waitakere Ranges sind nicht nur wunderschön, sondern auch Heimat der bedrohten Kauri-Bäume. Das bedeutet, es gibt wichtige Regeln zu beachten. An fast jedem Eingang zu den Wanderwegen findest du Reinigungsstationen für deine Schuhe. Das ist super wichtig, um die Ausbreitung der Kauri-Krankheit zu verhindern. Nimm dir die Zeit, deine Schuhe gründlich zu bürsten und zu desinfizieren – es ist ein kleiner Aufwand für den Schutz dieser majestätischen Bäume. Die meisten Wanderwege sind gut ausgeschildert, mit Entfernungs- und Zeitangaben, aber ein Blick auf eine Karte vorher (oft an den Besucherzentren erhältlich oder online) schadet nie, besonders wenn du tiefer in das Netz der schmaleren Pfade eintauchen möchtest. Trage feste, wasserabweisende Schuhe, besonders wenn es geregnet hat, denn die schmaleren Wege können wirklich schlammig werden. Und pack genug Wasser ein, denn unterwegs gibt es keine Cafés oder Shops.
Deine Wege führen dich nicht nur durch den Wald, sondern auch zu den ikonischen schwarzen Sandstränden wie Piha oder Karekare, die sich spektakulär von den grünen Klippen abheben. Es gibt kürzere Rundwege, die perfekt für einen Nachmittag sind, aber auch längere Treks, die dich tagelang durch die Wildnis führen können, falls du das Abenteuer suchst. Die Pfade sind so angelegt, dass du die Vielfalt der Landschaft erleben kannst: von den dichten, feuchten Regenwäldern bis hin zu offenen Küstenabschnitten mit atemberaubenden Ausblicken auf den Pazifik. Jeder Wegabschnitt bietet eine neue Perspektive, eine neue Atmosphäre. Manche Wege führen dich durch alte Baumtunnel, wo das Sonnenlicht kaum den Boden erreicht, andere entlang von Graten, die dir weite Panoramen eröffnen. Es ist ein Netz, das dich einlädt, dich zu verlieren und gleichzeitig immer wieder neue Wunder zu entdecken, die sich vor dir entfalten.
Bis bald auf neuen Wegen,
Olya from the backstreets