Na, bereit für Palma? Stell dir vor, du bist unterwegs in den engen Gassen, die Luft ist noch kühl vom Morgen, aber du spürst schon die Wärme des Mittelmeers auf deiner Haut. Du gehst durch eine dieser typischen Altstadtgassen, hörst das leise Klappern deiner Schritte auf dem Kopfsteinpflaster, und plötzlich, ganz unvermittelt, öffnet sich der Raum vor dir. Du trittst hinaus in die Helligkeit, und da ist er: der Plaza Mayor. Spür, wie die Weite dich umfängt, wie der Klangteppich der Stadt – das Gemurmel von Stimmen, das ferne Läuten einer Glocke, vielleicht eine leise Gitarrenmelodie – sich ausbreitet. Es ist wie ein tiefes Ausatmen, ein Ankommen im Herzen Palmas. Am besten kommst du von einer der kleinen Seitenstraßen, die auf den Platz münden, nicht durch eine der großen Arkaden – so ist der Überraschungseffekt am schönsten.
Wenn du dann auf dem Plaza Mayor stehst, nimm dir einen Moment. Fühl die Sonne auf deinem Gesicht, lausche den verschiedenen Klängen, die vom Platz aufsteigen – das Lachen der Kinder, das leichte Klirren von Gläsern aus den Cafés, das geschäftige Treiben der Passanten. Stell dir vor, wie die Säulen der umliegenden Gebäude den Platz einrahmen, wie ein großes Freiluftwohnzimmer. Die Luft ist hier oft etwas wärmer als in den engen Gassen. Die Restaurants direkt auf dem Platz sind meistens eher eine Touristenfalle und überteuert; die Atmosphäre ist zwar schön, aber für ein echtes kulinarisches Erlebnis solltest du dich gleich woanders umsehen. Spar dir das Geld lieber für etwas Authentischeres.
Von hier aus würde ich dich durch eine der Arkaden führen, die den Platz verlassen. Nimm die, die dich in die Carrer de Sant Miquel führt, eine der lebhaftesten Einkaufsstraßen Palmas. Du spürst sofort, wie die Luft wieder etwas enger wird, wie der Klangteppich sich verdichtet. Hier riecht es nach frisch gebackenem Brot aus einer der Bäckereien, nach Kaffee aus den Cafés, die ihre Tische auf den Bürgersteig stellen, und manchmal weht ein Hauch von Lederwaren oder süßen Parfüms vorbei. Hör das geschäftige Summen der Gespräche, das Klappern von Einkaufstaschen, die Schritte von Hunderten von Menschen. Es ist ein pulsierendes Gefühl, das dich mitreißt. Hier gibt es viele Geschäfte, aber schau auch immer mal nach oben – oft verstecken sich über den modernen Läden wunderschöne alte Fassaden.
Und wenn dir das Gewusel zu viel wird, dann verrate ich dir einen kleinen Trick: Halte Ausschau nach den schmalsten Gassen, die von der Carrer de Sant Miquel abzweigen. Manchmal sind sie so eng, dass du das Gefühl hast, die Häuser berühren sich über deinem Kopf. Du wirst spüren, wie die Temperatur schlagartig sinkt, wie die Geräusche der Hauptstraße verstummen und nur noch das Echo deiner eigenen Schritte und vielleicht das leise Plätschern eines versteckten Brunnens zu hören ist. Hier riecht es nach feuchtem Stein und alten Mauern, manchmal nach Jasmin, der über eine Hofmauer wächst. Das ist der Moment, um durchzuatmen, die Seele baumeln zu lassen. Such dir hier eine kleine, unscheinbare Bar, oft mit nur wenigen Tischen, und bestell dir einen Café con Leche. Die sind hier meistens am besten und am günstigsten.
Für den krönenden Abschluss, wenn du den Plaza Mayor und seine Umgebung wirklich in dir aufgesaugt hast, würde ich dich zu einer kleinen Bäckerei in einer Seitenstraße führen, die nur wenige Schritte vom Platz entfernt liegt. Stell dir vor, wie der warme, süße Duft von Hefe und Zucker deine Nase umschmeichelt. Hier bekommst du eine frisch gebackene Ensaimada, das typische Gebäck Mallorcas. Fühl, wie sie federleicht in deiner Hand liegt, wie die Zuckerkruste unter deinen Fingern leicht zerbröselt. Und dann der erste Bissen: süß, weich, luftig, ein perfekter Abschluss für diesen Sinnesrausch. Setz dich auf eine Bank in einem der kleinen, ruhigeren Plätze in der Nähe, schließ die Augen und lass die Eindrücke des Tages auf dich wirken, während der Geschmack der Ensaimada auf deiner Zunge zergeht. Das ist Mallorca pur.
Olya von den Gassen