Stell dir vor, du sitzt im Auto, die Klimaanlage summt leise, aber durch das offene Fenster weht schon die würzige Luft der Pinien und das Versprechen von Meer. Du bist auf dem Weg nach Sa Calobra, und die Straße, mein Freund, die ist schon das erste Abenteuer. Du spürst, wie der Wagen sich in die Kurven legt, jede einzelne Umdrehung ein kleines Bauchkribbeln. Mal geht es steil bergab, dann wieder windet sich der Asphalt eng um die Felswände. Dein Blick schweift über die tiefen Schluchten, über die grünen Baumwipfel, die sich an die Hänge klammern, und in der Ferne siehst du schon das tiefe Blau, das dir den Atem raubt. Es ist ein Tanz mit der Straße, ein ständiges Lenken und Bremsen, bei dem du das Gefühl hast, eins zu werden mit dem Berg.
Unten angekommen, hörst du schon das erste, leise Rauschen der Wellen, ein Versprechen, das näherkommt. Die Luft ist jetzt dicker, salziger, und die Hitze des Tages legt sich sanft auf deine Haut. Du parkst den Wagen, und sofort spürst du die Wärme der Steine unter deinen Füßen. Es ist hier oft belebt, ein Summen von Stimmen und Schritten liegt in der Luft, aber die Vorfreude auf das, was kommt, übertönt alles. Rechne damit, dass das Parken hier unten ein paar Euro kostet, aber das ist es wert für das, was dich erwartet.
Dann tauchst du ein. Ein kurzer Gang durch einen Tunnel, der sich wie ein Schlauch durch den massiven Fels bohrt. Du spürst die kühle, feuchte Luft, die dich umgibt, ein Kontrast zur Wärme draußen. Deine Schritte hallen leise wider, begleitet vom leisen Tropfen von Wasser, das sich seinen Weg durch das Gestein bahnt. Es ist dunkel, aber nicht beängstigend – ein schwaches Licht am Ende des Tunnels lockt dich immer weiter hinein. Du gehst langsam, die Spannung steigt, und jeder Schritt bringt dich näher an das Geheimnis, das sich dahinter verbirgt.
Und dann, BAM! Das Licht umfängt dich, blendet dich fast für einen Moment, bevor sich deine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnen. Vor dir öffnet sich eine Szene, die du nie vergessen wirst: der Torrent de Pareis, wo der Canyon auf das Meer trifft. Du stehst auf einem Strand aus glatten, runden Kieselsteinen, die von den Wellen über Jahrmillionen geformt wurden. Die Sonne wärmt dich sofort, und das tiefe Blau des Wassers zieht dich magisch an. Rechts und links ragen die gigantischen Felswände des Canyons steil in den Himmel, als würden sie den Himmel berühren wollen. Du hörst das rhythmische Rauschen der Wellen, die sanft an die Steine spülen, ein Geräusch, das sofort beruhigt und ein Gefühl von Weite und Freiheit schenkt.
Spür die glatten, sonnenwarmen Steine unter deinen nackten Füßen, während du langsam zum Wasser gehst. Wage es, deine Zehen ins kühle Nass zu tauchen – es ist erfrischend, fast belebend. Du kannst dich einfach hinlegen, die Augen schließen und die Wärme der Sonne auf deiner Haut genießen, während das Geräusch des Meeres alle Gedanken wegschwemmt. Oder du folgst dem Wasserlauf ein Stück in den Canyon hinein, wo die Schatten länger werden und die Luft noch kühler ist. Dort kannst du die beeindruckenden Felsformationen aus der Nähe betrachten, die sich in den Himmel erheben und Geschichten von Millionen von Jahren erzählen. Ein paar Badeschuhe sind hier Gold wert, denn die Kieselsteine können ganz schön heiß werden und sind nicht immer angenehm zu laufen.
Wenn du diesen Ort wirklich erleben willst, komm am besten früh morgens oder spät nachmittags. Dann ist das Licht am schönsten, die Menschenmassen lichten sich, und du kannst die unglaubliche Atmosphäre in vollen Zügen genießen. Pack unbedingt ausreichend Wasser und vielleicht einen kleinen Snack ein, denn die Verpflegungsmöglichkeiten dort sind begrenzt. Und das Wichtigste: Lass diesen Ort auf dich wirken. Atme die salzige Luft ein, spür die Kraft der Natur und nimm dieses Gefühl von Ehrfurcht und Schönheit mit nach Hause. Es ist ein magischer Ort, der dich tief berühren wird.
Olya von den Gassen