Stell dir vor, du stehst an der Reling, die raue See hat sich beruhigt und vor dir taucht Juneau auf. Ein tiefes Einatmen – du spürst, wie die kühle, klare Luft deine Lungen füllt, ein Mix aus Salzwasser und dem erdigen Geruch von Kiefern. Du hörst das kreischende Gezwitscher der Möwen über dir, während das Schiff langsam anlegt. Die Gangway senkt sich, und du spürst unter deinen Füßen das leichte Vibrieren des Decks, dann den festen, unbeweglichen Beton des Hafens. Ein Gefühl von Erwartung kribbelt durch deinen Körper – du bist da, mitten in Alaska.
Sobald du die Gangway hinter dir gelassen hast, merkst du: Der Hafen ist keine abgelegene Insel. Du spürst den Asphalt unter deinen Sohlen, und der Weg in die Stadt ist wirklich nur ein Katzensprung. Keine Shuttlebusse, keine langen Fußmärsche – einfach dem Fluss der Menschen folgen, der sich organisch vom Schiff weg in Richtung der farbigen Häuser schlängelt. Es ist so nah, dass du schon die ersten Geräusche der Stadt hörst: ein leises Stimmengewirr, vielleicht das entfernte Klingeln einer Ladentür. Einfacher geht’s nicht.
Du gehst die Hauptstraße entlang, spürst das Pflaster unter den Füßen, und die Luft ist jetzt erfüllt vom Duft frischen Kaffees und dem leichten, süßen Geruch von Backwaren aus den kleinen Cafés. Stell dir vor, wie deine Finger über die rauen Holzfassaden der alten Gebäude streichen, während du an ihnen vorbeigehst. Du hörst das leise Klirren von Gläsern aus einer Kneipe, das Summen von Gesprächen und das gelegentliche Lachen. Rechts und links reihen sich kleine Läden aneinander, jeder mit seiner eigenen Melodie aus Geräuschen und Gerüchen. Es ist ein Gefühl, als würdest du durch ein lebendiges, atmendes Bilderbuch spazieren.
Wenn du dich nach etwas Großartigem sehnst, das dich wirklich packt, dann ist der Mendenhall Glacier dein Ziel. Von der Stadt aus nimmst du am besten einen der Linienbusse, die direkt am Hafen abfahren – die Haltestellen sind kaum zu übersehen, und die Fahrt dauert etwa 20 Minuten. Während der Fahrt spürst du, wie die Temperatur langsam sinkt, die Luft wird kühler und klarer. Wenn du dann aussteigst, umfängt dich eine fast unwirkliche Stille, nur unterbrochen vom leisen Knistern des riesigen Eises in der Ferne. Du stehst vor einer blauschimmernden Wand aus Jahrtausenden altem Eis, die so gewaltig ist, dass du dich winzig klein fühlst. Du kannst die kühle Feuchtigkeit in der Luft schmecken und spüren, wie die Gänsehaut über deine Arme läuft.
Nach all den Eindrücken meldet sich der Magen. Juneau ist der perfekte Ort, um sich durch frische, lokale Aromen zu schmecken. Stell dir vor, du beißt in ein Stück frisch gegrillten Lachs – du schmeckst die leichte Salznote, die zarte Textur, die auf der Zunge zergeht. Oder du entscheidest dich für eine warme Lachssuppe, die dich von innen wärmt und deren würziger Duft deine Nase umschmeichelt. Die meisten Restaurants sind fußläufig vom Hafen erreichbar, oft erkennst du sie schon am Geruch von gebratenem Fisch. Mein Tipp: Frag nach dem "Catch of the Day" – du wirst es nicht bereuen.
Bevor du wieder an Bord gehst, möchtest du vielleicht eine Erinnerung mit nach Hause nehmen. Die kleinen Souvenirläden in der Innenstadt locken mit ihren hellen Lichtern und dem Geruch von Zedernholz. Du kannst handgeschnitzte Totempfähle in deinen Händen fühlen, die raue Oberfläche des Holzes unter deinen Fingern spüren. Oder du hörst das sanfte Klimpern von Windspielen, während du durch die Gänge schlenderst. Es gibt viele Touristenfallen, aber wenn du genau hinsiehst, findest du auch authentisches Kunsthandwerk von lokalen Künstlern. Achte auf Geschäfte, die "Made in Alaska" bewerben – hier findest du oft wirklich einzigartige Stücke, die eine Geschichte erzählen.
Wenn das Schiffshorn zum Ablegen ruft, spürst du eine Mischung aus Zufriedenheit und einem Hauch Wehmut. Du gehst die Gangway wieder hinauf, und das Deck schwingt leicht unter deinen Füßen. Während das Schiff langsam vom Kai ablegt, siehst du die Lichter von Juneau kleiner werden, ihre Wärme strahlt noch immer zu dir herüber. Du hörst das leise Rauschen des Wassers am Schiffsrumpf und spürst den Wind, der dir ein letztes Mal die kühle, reine Luft Alaskas ins Gesicht weht. Es ist ein Abschied, der dir das Gefühl gibt, etwas Großartiges erlebt zu haben, das noch lange in dir nachklingt.
Olya aus den Gassen