Stell dir vor, du sitzt in einem Bus, der sich durch die grüne, dichte Wildnis Alaskas schlängelt. Die Luft ist frisch, ein leichter Hauch von Kiefern und feuchter Erde dringt durch die Lüftung. Du spürst die sanften Kurven der Straße, während die Landschaft an dir vorbeizieht, immer unberührter, immer majestätischer. Du hörst das leise Summen des Motors und ab und zu das Zwitschern eines Vogels, das selbst durch die geschlossenen Fenster dringt. Eine leise Aufregung kribbelt in dir, denn du weißt, wohin die Reise geht: zu einem Ort, wo die Zeit stillsteht und die Natur ihre ganze Pracht entfaltet.
Und dann ist er da. Der Herbert Glacier. Wenn du aussteigst, umhüllt dich sofort eine Kälte, die anders ist als alles, was du kennst – eine reine, klare Kälte, die die Lungen füllt und die Haut prickeln lässt. Du gehst den Weg entlang, und mit jedem Schritt wird das Rauschen des Flusses lauter, der sich aus dem Gletscher schält. Stell dir vor, du stehst plötzlich vor einer Wand aus schimmerndem Blau und Weiß, so gigantisch, dass du den Kopf in den Nacken legen musst, um sie ganz zu erfassen. Du spürst die feuchte Gischt auf deinem Gesicht, die von den herabstürzenden Wassermassen kommt, und du hörst das Knistern und Knacken des Eises, das lebt, sich bewegt, sich verändert. Es ist ein Geräusch, das tief in deiner Brust widerhallt, ein Echo der Urgewalt.
Okay, genug geschwärmt – jetzt zu den Hard Facts, damit dein Besuch genauso magisch wird, aber ohne Stress:
* Beste Tageszeit: Morgens, direkt nach dem Öffnen des Parkplatzes (meist 8 oder 9 Uhr). Das Licht ist oft weicher und schmeichelhafter für Fotos, und die Luft ist noch klarer.
* Menschenmassen vermeiden: Definitiv früh morgens oder spät nachmittags. Die Busse mit Kreuzfahrtpassagieren kommen meist zwischen 10 und 15 Uhr an. Wenn du vor 9 Uhr da bist oder erst nach 16 Uhr, hast du den Gletscher fast für dich allein.
* Wie lange bleiben: Plane etwa 1,5 bis 2 Stunden ein. Das gibt dir genug Zeit, den Hauptweg zum Gletscher zu gehen, die Aussicht zu genießen, Fotos zu machen und die Atmosphäre auf dich wirken zu lassen, ohne dich zu hetzen.
* Was du überspringen kannst: Den "Steg" oder die kleinen Seitenwege, die oft nur zu einem ähnlichen Aussichtspunkt führen oder überfüllt sind. Konzentrier dich auf den Hauptweg zum Gletscher und genieße die Weite. Es gibt auch keinen Grund, sich für eine geführte "Gletscherwanderung" anzumelden, es sei denn, du willst wirklich *auf* den Gletscher (was beim Herbert Glacier nicht üblich ist für normale Touristen und spezielle Ausrüstung erfordert). Der Blick vom Aussichtspunkt ist das, was zählt.
Noch ein paar nützliche Tipps, wie ich sie einer Freundin schicken würde:
* Toiletten: Es gibt Trockentoiletten am Parkplatz, aber rechne nicht mit Luxus. Sie sind funktional.
* Cafés/Verpflegung: Am Herbert Glacier selbst gibt es keine Cafés oder Geschäfte. Pack dir unbedingt Snacks und genug Wasser ein! Juneau ist etwa 20 Minuten Fahrt entfernt. In Juneau selbst gibt es natürlich viele tolle Cafés, z.B. das "Heritage Coffee Co." in der Innenstadt für einen guten Start in den Tag.
* Kleidung: Auch im Juni kann es am Gletscher kühl und windig sein. Denk an Schichten! Eine wasserabweisende Jacke und feste Schuhe sind ein Muss. Es gibt oft Sprühnebel vom Schmelzwasser.
* WLAN/Empfang: Rechne nicht damit. Genieße die digitale Auszeit!
* Transport: Ein Mietwagen ist am flexibelsten. Es gibt auch Shuttles von Juneau, die aber an die Zeiten der Kreuzfahrtschiffe gebunden sind.
Viel Spaß am Gletscher!
Lena aus dem Norden