Stell dir vor, du lässt das geschäftige Treiben von Marrakesch hinter dir. Die roten Mauern weichen langsam staubigen Pisten, die ersten Palmenhaine verschwinden, und die Luft wird mit jedem Kilometer klarer, frischer. Du spürst, wie die Hitze der Ebene einer angenehmen Kühle weicht, während sich die Straße langsam zu schlängeln beginnt. Du hörst, wie das Geräusch des Motors sich verändert, wenn er sich die Hänge hinaufmüht, und durch die offenen Fenster weht der Geruch von trockener Erde, vermischt mit dem undefinierbaren Duft der Berge. Schau aus dem Fenster: Die Landschaft wird dramatischer, die Farben wechseln von erdigen Rottönen zu tiefem Ocker und Grau, und du siehst, wie sich die kurvige Straße wie ein Band durch die karge, aber majestätische Landschaft windet.
Je höher du kommst, desto weiter wird der Blick. Du spürst, wie der Wind stärker wird, wenn du an einem der ersten Aussichtspunkte anhältst. Er zupft an deinen Haaren und kühlt deine Haut, während du die unendliche Weite der Bergketten des Hohen Atlas vor dir hast. Die Stille hier oben ist fast ohrenbetäubend, nur unterbrochen vom leisen Pfeifen des Windes und vielleicht dem fernen Klang einer Ziegenherde. Es ist ein Gefühl von unglaublicher Freiheit und Weite, als ob die Zeit hier oben langsamer vergeht. Die alten Berberdörfer schmiegen sich wie kleine, unscheinbare Flecken an die Hänge und scheinen eins zu sein mit der rauen Natur – ein Anblick, der dich daran erinnert, wie klein wir Menschen in dieser gewaltigen Landschaft sind.
Okay, genug geschwärmt, jetzt zu den Fakten, damit dein Trip genauso magisch wird:
* Beste Tageszeit: Starte am frühen Morgen von Marrakesch aus, idealerweise zwischen 7 und 8 Uhr. Das Licht ist dann am schönsten für Fotos, der Verkehr ist geringer, und du vermeidest die Mittagshitze, die selbst in den Bergen noch spürbar sein kann.
* Menschenmassen meiden: Versuche, den Pass an einem Wochentag zu überqueren. Am Wochenende nutzen viele Einheimische die Strecke für Ausflüge, was zu mehr Verkehr und volleren Aussichtspunkten führt. Die Nebensaison (außerhalb der europäischen Sommerferien und Weihnachten/Neujahr) ist generell ruhiger.
* Wie lange einplanen: Die Fahrt über den Pass ist das eigentliche Erlebnis. Für reine Fotostopps und eine kurze Pause am Pass selbst reichen 15-30 Minuten pro Halt. Die gesamte Durchquerung des Passes (von den ersten Anstiegen bis zum Abstieg auf der anderen Seite) dauert je nach Fahrweise und Stopps etwa 2 bis 3 Stunden.
Und hier noch ein paar Insider-Tipps, die dir unterwegs das Leben erleichtern:
* Was du auslassen kannst: Die allerersten, offensichtlichsten Souvenirstände direkt am Pass sind oft überteuert und die Verkäufer können aufdringlich sein. Wenn du Souvenirs kaufen möchtest, findest du authentischere und preiswertere Optionen in den Dörfern abseits der Hauptroute oder in Ouarzazate. Du musst auch nicht an jedem einzelnen Aussichtspunkt anhalten; wähle die, die dir am besten gefallen, um Zeit zu sparen.
* Cafés & Essen: Entlang der Strecke gibt es einfache Cafés und Restaurants, oft mit atemberaubender Aussicht. Erwarte keinen Luxus, aber die lokalen Tajines und der Minztee sind meist lecker und wärmen von innen. Unterstütze die kleinen lokalen Betriebe!
* Toiletten: Die Toiletten entlang des Passes sind meist sehr einfach, oft Hocktoiletten, und die Sauberkeit kann variieren. Nimm unbedingt eigenes Toilettenpapier und Handdesinfektionsmittel mit. Manchmal wird eine kleine Gebühr (ca. 1-2 Dirham) verlangt.
* Fahrweise: Die Straßen sind gut ausgebaut, aber sehr kurvig und können eng sein. Fahr langsam und vorsichtig, besonders in den Serpentinen und bei Gegenverkehr. Achte auf Motorroller, Fußgänger und Tiere am Straßenrand.
* Kleidung & Wasser: Nimm Schichten mit! Selbst wenn es in Marrakesch heiß ist, kann es auf dem Pass kühl und windig sein. Eine leichte Jacke oder ein Pullover ist ratsam. Nimm außerdem ausreichend Wasser und ein paar Snacks mit, da die Verpflegungsmöglichkeiten zwischen den größeren Orten begrenzt sein können.
Lena unterwegs