Stell dir vor, du stehst auf einem staubigen Platz, die Sonne wärmt dein Gesicht, und um dich herum hörst du ein vielstimmiges Gemurmel – Sprachen, die du nicht verstehst, Lachen, leises Rufen. Ein Hauch von Weihrauch und alter Erde liegt in der Luft. Du gehst ein paar Schritte, und dann siehst du ihn: einen kleinen, unscheinbaren Eingang, so niedrig, dass du dich bücken musst, um hindurchzukommen. Es ist, als ob dieser Ort dich zwingt, dich zu verneigen, bevor du überhaupt einen Fuß hineinsetzt.
Du beugst dich, trittst über die Schwelle und spürst sofort, wie die Hitze des Tages von dir abfällt. Eine kühle, feuchte Luft umfängt dich, der Geruch von uraltem Stein und Kerzenwachs. Deine Augen gewöhnen sich an das gedämpfte Licht. Du hörst deine eigenen Schritte auf den abgenutzten Steinplatten, ein leises Echo, das sich mit dem fernen Summen von Menschen vermischt. Es ist stiller hier drinnen, eine tiefe, fast greifbare Stille, die nur gelegentlich von einem Flüstern oder einem leisen Gebet durchbrochen wird.
Du gehst weiter, deine Finger streichen vielleicht unbewusst über die rauen, kalten Wände, die Jahrhunderte von Geschichten in sich tragen. Über dir schwingt das Licht durch hohe Fenster, lässt Staubpartikel in der Luft tanzen und beleuchtet die massiven Säulen, die wie stumme Wächter stehen. Du spürst die Größe des Raumes, aber auch seine Schwere, seine Ehrfurcht. Es ist ein Gefühl, das dich gleichzeitig klein und doch tief verbunden macht.
Dann geht es tiefer. Du folgst dem leisen Strom der Menschen zu einem schmalen Abstieg. Die Luft wird dichter, der Weihrauchduft intensiver, fast erdrückend süß. Die Stufen sind ausgetreten, glatt vom Tausendfachen Tritt. Du musst dich festhalten, spürst die Kälte des Steins unter deinen Händen. Die Stimmen werden leiser, die Bewegungen bedächtiger. Es ist, als ob du in das Herz dieses Ortes hinabsteigst.
Dort unten ist es eng, viel enger als oben. Das Licht kommt von flackernden Lampen und unzähligen Kerzen, deren Wärme du spürst. Der Weihrauchduft klebt in der Luft, umschließt dich ganz. Du hörst nur noch das gedämpfte Atmen der Menschen um dich herum, vielleicht ein leises Schluchzen, ein gemurmeltes Gebet. Deine Augen suchen und finden einen Punkt: einen Stern auf dem Boden, umgeben von Gold und Silber. Du spürst die Energie, die hier konzentriert ist, die Jahrtausende der Hingabe und Hoffnung. Es ist ein Moment, der dich still werden lässt, der dich innehalten lässt, der dir vielleicht sogar Tränen in die Augen treibt, ohne dass du weißt warum. Es ist einfach da, dieses Gefühl.
Wenn du wieder nach oben kommst, ins hellere Licht, fühlt sich die Welt draußen anders an. Du nimmst die Geräusche bewusster wahr, die Sonne auf deiner Haut. Du hast etwas Besonderes erlebt, etwas, das nicht nur in deinem Kopf, sondern in deinem ganzen Körper nachklingt.
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Und jetzt zu den praktischen Dingen, die du wissen musst, wenn du diesen besonderen Ort besuchen möchtest – ganz ohne Schnickschnack:
* Lage: Die Geburtskirche liegt in Bethlehem. Das ist nicht direkt in Jerusalem, sondern im Westjordanland.
* Anreise: Am einfachsten kommst du mit einem Shared Taxi (Sherut) oder einem Bus von Ost-Jerusalem (z.B. vom Damaskustor) nach Bethlehem. Die Fahrt dauert etwa 30-45 Minuten. An der Grenze gibt es meist eine kurze Kontrolle, aber das ist in der Regel unkompliziert.
* Kleidung: Denk dran, Schultern und Knie müssen bedeckt sein. Das gilt für Frauen und Männer.
* Beste Zeit: Am besten früh morgens oder spät nachmittags, um die größten Menschenmassen zu vermeiden. Mittags ist es oft sehr voll, besonders die Schlange zur Grotte.
* Wartezeit Grotte: Sei auf lange Wartezeiten (manchmal eine Stunde oder mehr) vorbereitet, wenn du den Geburtsort in der Grotte besuchen möchtest. Sei geduldig und respektvoll.
* Eintritt: Der Eintritt ist frei. Spenden sind natürlich immer willkommen.
* Fotografie: Fotografieren ist im Allgemeinen erlaubt, aber sei rücksichtsvoll, besonders in der Grotte oder während Gottesdiensten. Manchmal ist es besser, das Handy einfach wegzustecken und den Moment zu genießen.
Nimm dir Zeit, sei offen für die Eindrücke, und lass es auf dich wirken. Es ist ein Ort, den man fühlen muss.
Max in motion