Hey du!
Schön, dass du ans Mariinski denkst – das ist kein einfacher Theaterbesuch, das ist eine ganze Welt für sich. Stell dir vor, ich würde dich an die Hand nehmen und wir würden gemeinsam durch diese Gänge schweben. Hier ist, wie ich es machen würde, wenn ich dich durchs Mariinski führen müsste:
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Wo starten? Der erste Eindruck
* Draußen ankommen: Stell dir vor, du stehst vor diesem riesigen Gebäude, das in der Abenddämmerung fast wie ein Märchenschloss wirkt. Du spürst die kühle, feuchte Luft von St. Petersburg auf deiner Haut, riechst vielleicht den leichten Duft von Regen oder die Abgase der vorbeifahrenden Autos. Hör mal genau hin: Das leise Summen der Stadt, das ferne Klappern einer Straßenbahn, das gedämpfte Gemurmel der Menschen, die sich auf den Abend freuen. Du spürst die Pflastersteine unter deinen Füßen, die dich langsam zum Eingang führen. Es ist ein Gefühl der Vorfreude, das sich in dir ausbreitet, eine Ahnung von dem, was dich drinnen erwartet.
* Der Eingang – ein Übergang: Du gehst durch die schweren Türen, die sich mit einem leisen Ächzen hinter dir schließen. Sofort umfängt dich eine andere Atmosphäre. Der Geruch von altem Holz, feinem Staub und unzähligen Parfums, die schon vor dir hier waren, steigt dir in die Nase. Du hörst, wie das gedämpfte Murmeln der draußen wartenden Menschen nun zu einem sanften Rauschen wird, während die Schritte auf dem polierten Marmorboden leise hallen. Deine Finger streichen vielleicht über die glatte, kühle Oberfläche der Wände, während du spürst, wie die Wärme des Gebäudes dich langsam umhüllt.
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Was auf dem Weg erleben?
* Die große Treppe hinauf: Du legst deine Hand auf das kühle, glatte Geländer und beginnst, die breiten Stufen hinaufzusteigen. Jeder Schritt ist ein kleines Echo, das in die Höhe steigt. Du hörst das Rascheln von Abendkleidern, das leise Klappern von Absätzen und das aufgeregte, aber gedämpfte Flüstern der anderen Besucher. Riech mal genau hin: Der Geruch von Geschichte, von unzähligen Premieren und rauschenden Bällen scheint in der Luft zu liegen. Du spürst die Weite des Raumes, die dich umgibt, während du dich langsam nach oben bewegst, als würdest du in eine andere Zeit reisen.
* In den Foyers – das Warten: Oben angekommen, tauchst du ein in die Foyers. Hier ist es lebhafter. Du hörst das Stimmengewirr, das Klingen von Gläsern und das leise Knistern von Programmen, die umgeblättert werden. Deine Füße sinken leicht in den weichen, dicken Teppich, der den Schall schluckt. Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee und vielleicht einem Hauch von Sekt, der aus den Buffetsälen herüberweht. Du spürst die samtigen Seile, die die Wege abgrenzen, und die Kühle der hohen Decken. Hier ist der Ort, wo die Spannung steigt, wo man sich auf das Kommende einstimmt.
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Was überspringen?
Ganz ehrlich, die Souvenirläden direkt im Theater sind meistens überteuert und die Sachen findest du auch anderswo. Konzentrier dich lieber auf die Atmosphäre und die Architektur selbst. Auch die ganz hohen Ränge (Balkon) würde ich vielleicht nicht als erstes ansteuern, wenn du wirklich das Gefühl des Theaters aufsaugen willst. Der Blick ist zwar weit, aber die Nähe zum Geschehen und das Gefühl der Opulenz sind auf den unteren Rängen intensiver.
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Was für den Schluss aufheben? Das Herz des Theaters
* Der Zuschauerraum – der Höhepunkt: Stell dir vor, du trittst durch eine der Türen und das gedämpfte Licht des Zuschauerraums empfängt dich. Es riecht nach altem Samt, Holz und einem Hauch von Metall von den Scheinwerfern. Du tastest dich zu deinem Platz vor, spürst den weichen Stoff des Sitzes unter dir und die kühlen Armlehnen. Es ist fast still, nur ein leises Husten hier und da, das Rascheln eines Programms. Und dann, der magische Moment: Du hörst die ersten Töne des Orchesters, die sich im Raum ausbreiten, spürst die Vibrationen der Musik, die durch den Boden und deinen Körper steigen. Es ist ein Gefühl, ganz umhüllt zu sein von Klang und Erwartung, Teil von etwas Großem. Wenn der Vorhang fällt, hörst du den tosenden Applaus, der den Raum erfüllt, ein Gefühl der kollektiven Begeisterung.
* Der Abschied – Nachklang: Nach der Vorstellung, wenn die Menschen langsam den Saal verlassen, spürst du die kühle Nachtluft wieder auf deiner Haut, wenn du das Gebäude verlässt. Der Duft von Petersburg liegt wieder in der Luft, aber jetzt vermischt mit den Erinnerungen an die Musik und die Atmosphäre. Du hörst, wie die Gespräche leiser werden, sich die Menschen verteilen, und das Summen der Stadt wieder deutlicher wird. Du nimmst dieses Gefühl der Erhabenheit und Schönheit mit, das noch lange nachklingt.
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Praktische Tipps für einen Freund
* Tickets: Kauf Tickets online und im Voraus – die besten Plätze sind schnell weg. Die offizielle Webseite ist am sichersten.
* Anreise: Nimm die Metro. Die Stationen Sennaya Ploshchad oder Sadovaya sind am nächsten dran. Von dort ist es ein kurzer Spaziergang.
* Kleiderordnung: Hier ist es schicker. Smart Casual ist gut, aber viele kleiden sich auch richtig festlich. Du wirst dich in einem Anzug oder einem schicken Kleid nicht fehl am Platz fühlen.
* Pause: Nutze die Pause, um dich zu bewegen. Es gibt Bars und Buffets, aber sei auf höhere Preise gefasst. Mach lieber einen Spaziergang durch die Gänge, um die Atmosphäre zu genießen.
* Sprache: Das Personal spricht meist Russisch, aber viele verstehen auch Englisch. Ein paar russische Höflichkeitsfloskeln sind immer gut.
* Programm: Informier dich vorher, was gespielt wird. Ballett und Oper sind beides fantastisch, aber die Erfahrung ist natürlich eine andere.
Viel Spaß dabei, diese besondere Welt zu entdecken!
Max unterwegs