Stell dir vor, du kommst in Te Anau an, diesem kleinen Ort, umarmt von Bergen und einem riesigen See, dessen Wasser so klar ist, dass du bis auf den Grund schauen könntest. Die Luft hier ist anders, frischer, ein bisschen wilder, und du atmest tief ein. Eine leise Aufregung kribbelt in dir, denn du weißt, gleich geht es los. Du gehst zum Anleger, das Holz knarrt leise unter deinen Füßen, und die Geräusche des Sees – ein sanftes Plätschern, das Rufen eines Vogels – umhüllen dich. Gleich wirst du auf ein Boot steigen, das dich zu einem Ort bringt, der so unwirklich ist, dass er fast magisch wirkt.
Das Boot schneidet sanft durch das kühle Wasser des Lake Te Anau. Du spürst den Fahrtwind im Gesicht, riechst die Feuchtigkeit des Sees und siehst, wie die Ufer immer weiter weichen. Bald schon erreichst du eine kleine Bucht und gehst an Land. Von dort führt ein kurzer Weg in den Wald, die Blätter rascheln unter deinen Schuhen, bis du vor einem unscheinbaren Eingang stehst. Du betrittst eine Höhle, und für einen Moment ist es einfach nur dunkel. Eine Dunkelheit, die so tief ist, dass sie fast einen Klang hat. Dann steigst du in ein kleines, flaches Boot. Es ist so still hier unten, dass du deinen eigenen Herzschlag hörst. Das Boot gleitet lautlos durch das Wasser, nur das leise Plätschern der Paddel durchbricht die Stille. Und dann siehst du sie. Tausende winzige, blaugrüne Lichter, die wie Sterne an der Decke funkeln. Es ist, als ob du in einen umgedrehten Nachthimmel blickst, nur dass dieser Himmel direkt über dir ist, in der Erde. Du willst nicht atmen, um diesen Moment nicht zu stören. Es ist ein Gefühl von tiefem Staunen und Ehrfurcht.
Für die Glühwürmchenhöhlen in Te Anau: Buch die Tour unbedingt im Voraus, besonders wenn du in der Hauptsaison unterwegs bist. Die Plätze sind begrenzt und schnell weg. Nimm dir auch eine leichte Jacke oder einen Pullover mit. In den Höhlen ist es das ganze Jahr über kühl und feucht, so um die 10 Grad. Die ganze Tour – Bootsfahrt über den See und Höhlenbesuch – dauert etwa 2 Stunden und 15 Minuten.
Nach diesem surrealen Erlebnis geht es weiter. Du setzt dich ins Auto und fährst auf einer der wohl schönsten Straßen der Welt, dem Milford Road. Die Landschaft verändert sich mit jedem Kilometer. Zuerst noch offene Wiesen, dann immer dichter werdender Wald, riesige Bäume, die das Licht filtern. Du spürst, wie die Luft kühler und feuchter wird, riechst den erdigen Geruch von Moos und feuchtem Gestein. Die Berge werden höher, ragen steil in den Himmel, und du fühlst dich winzig klein in dieser unberührten Wildnis. Du fährst durch Tunnel, deren Dunkelheit nur von den Scheinwerfern durchbrochen wird, und wenn du wieder herauskommst, ist die Welt um dich herum noch dramatischer geworden. Überall Wasserfälle, die wie weiße Bänder die Felsen hinabstürzen.
Endlich erreichst du Milford Sound. Und auch hier wartet wieder ein Boot auf dich. Du steigst an Bord, spürst das leichte Schwanken unter deinen Füßen und den frischen Wind, der vom Fjord her weht. Der Geruch von Salz und Meer füllt deine Nase. Du blickst auf und siehst sie: diese unglaublichen Felswände, die direkt aus dem pechschwarzen Wasser ragen, so hoch, dass ihre Gipfel oft in Wolken gehüllt sind. Die Größe ist überwältigend. Du fühlst dich wie ein kleiner Punkt in einer riesigen Kathedrale aus Stein und Wasser. Das Wasser ist spiegelglatt, manchmal durchbrochen von sanften Wellen, und spiegelt die dramatische Landschaft perfekt wider.
Während das Boot tiefer in den Fjord gleitet, hörst du das tiefe Grollen der Wasserfälle, lange bevor du sie siehst. Und dann sind sie da: tosende Wassermassen, die Hunderte von Metern in die Tiefe stürzen. Du spürst den feinen Sprühregen auf deinem Gesicht, kalt und erfrischend, als würde der Fjord selbst atmen. Manchmal fährt das Boot so nah heran, dass du dich fast darunter stellen könntest. Halte Ausschau nach den Bewohnern des Fjords: Seehunde, die faul auf Felsen liegen und sich sonnen, oder vielleicht sogar Delfine, die spielerisch im Bugwasser tanzen. Jeder Blickwinkel bietet ein neues, atemberaubendes Panorama. Es ist ein Ort, der dir die Sprache verschlägt und dich einfach nur staunen lässt.
Für Milford Sound: Die früheste Tour am Morgen ist oft die beste Wahl, weil dann weniger Boote unterwegs sind und das Licht oft am schönsten ist, besonders wenn die Sonne durch die Wolken bricht. Das Wetter kann sich hier blitzschnell ändern, also pack Regenjacke und wasserdichte Hose ein, egal was die Vorhersage sagt – du wirst den Sprühregen der Wasserfälle lieben! Nimm dir auch Snacks und Getränke mit, da es auf dem Boot nur begrenzte und teure Optionen gibt. Und check den Straßenzustand der Milford Road vor der Fahrt, besonders im Winter.
Wenn du Milford Sound verlässt, bleibt das Gefühl von Größe und unberührter Natur lange in dir. Es ist nicht nur ein Ort, den du gesehen hast, sondern einer, den du mit all deinen Sinnen erlebt hast – von der stillen Magie der Glühwürmchen bis zur rauen Erhabenheit der Fjorde. Du hast die Kühle der Höhlenluft gespürt, das Plätschern des Wassers gehört und den feinen Sprühregen auf deiner Haut gefühlt. Es ist ein Abenteuer, das sich tief in dein Gedächtnis gräbt.
Léonie von unterwegs