Stell dir vor, du bist auf dem Weg nach Sedona. Schon von Weitem siehst du, wie die Landschaft sich verändert, wie die Erde eine Farbe annimmt, die du so noch nie erlebt hast – ein tiefes, sattes Rot, das unter dem blauen Himmel fast glüht. Du spürst, wie die Luft klarer wird, trockener, und ein leiser Wind trägt einen Duft von Pinien und warmer Erde zu dir herüber. Es ist eine Weite, die dich umfängt, bevor du überhaupt aus dem Auto steigst, eine Stille, die nur vom Rauschen des Windes unterbrochen wird, und du weißt sofort: Das hier ist anders. Um zum Boynton Canyon zu gelangen, fährst du ein Stück außerhalb der Stadt, und schon die Anfahrt ist ein Eintauchen in diese besondere Welt.
Dann stehst du da, am Anfang des Boynton Canyon Trails. Du hörst vielleicht schon die ersten leisen Schritte anderer Wanderer auf dem festen, rötlichen Boden unter deinen Füßen. Es ist ein sanfter Anstieg, und du merkst, wie sich eine bestimmte Energie in der Luft anfühlt – manche nennen es Vortex, andere einfach nur eine tiefe Ruhe. Es ist ein Gefühl, das sich nicht greifen lässt, aber du spürst es vielleicht als ein leichtes Kribbeln auf der Haut oder eine unerklärliche Gelassenheit, die sich über dich legt. Der Parkplatz am Startpunkt ist gut ausgeschildert, und der Beginn des Weges ist breit und leicht zu begehen, ideal, um sich an die Umgebung zu gewöhnen.
Je tiefer du in den Canyon hineinläufst, desto mehr spürst du die Präsenz der hoch aufragenden roten Felswände um dich herum. Der Pfad wechselt zwischen fester Erde und kleinen, knirschenden Steinen. Hör mal genau hin: Du hörst das leise Rascheln von Eidechsen im trockenen Gras, das Summen von Insekten, vielleicht das weit entfernte Krächzen eines Raben. Die Sonne wärmt deine Haut, und wenn du in den Schatten eines Wacholderbaumes trittst, spürst du sofort die kühlere Luft. Es ist ratsam, leichte Kleidung zu tragen, die dich vor der Sonne schützt, und unbedingt eine große Flasche Wasser mitzunehmen – die Luft ist trocken, und du wirst Durst bekommen. Der Weg ist anfangs flach, aber es gibt immer wieder kleine Steigungen, die ihn interessant machen.
Dann, plötzlich, taucht sie auf – die "Kachina Woman", eine markante Felsformation, die aussieht wie eine steinerne Wächterin. Du hebst den Kopf, um ihre ganze Größe zu erfassen, und spürst die Ehrfurcht, die von dieser gewaltigen, uralten Gestalt ausgeht. Das Sonnenlicht spielt mit ihren Schatten, lässt sie mal dunkler, mal heller erscheinen, und du kannst dir vorstellen, wie das Wetter über Jahrtausende ihre Konturen geformt hat. Viele Menschen verweilen hier, suchen sich einen ruhigen Platz, um die Energie auf sich wirken zu lassen. Es ist ein Ort, an dem man einfach sitzen und die Stille genießen kann, vielleicht mit geschlossenen Augen, um die pure Präsenz der Natur zu spüren.
Der Weg öffnet sich schließlich und du erreichst einen Punkt, von dem aus du einen weiten Blick über den gesamten Canyon hast. Atme tief ein – die Luft ist hier oben noch klarer, und der Wind streicht sanft über dein Gesicht. Du spürst die Weite, die Freiheit, und das Gefühl, Teil dieser majestätischen Landschaft zu sein. Die roten Felsen leuchten in der Sonne, und in der Ferne siehst du die grünen Spitzen der Bäume. Es ist ein Moment, in dem alles zur Ruhe kommt. Nimm dir Zeit, um hier oben zu verweilen, bevor du den Rückweg antrittst. Der Rückweg ist derselbe wie der Hinweg, und die gesamte Wanderung dauert je nach Tempo und Pausen etwa zwei bis drei Stunden.
Ein Tipp noch: Am besten startest du früh morgens, wenn die Sonne noch nicht so stark ist und die Farben am intensivsten leuchten, oder am späten Nachmittag, um den Sonnenuntergang über den roten Felsen zu erleben. Denk an Sonnenschutz, einen Hut und festes Schuhwerk. Und ganz wichtig: Hinterlasse nichts außer deinen Fußspuren und nimm nichts mit außer deinen Erinnerungen. Die Natur hier ist empfindlich und es ist wichtig, sie so zu bewahren, wie du sie vorgefunden hast.
Alles Liebe von unterwegs,
Olya von den Seitenstraßen