Na, mein Lieber, du fragst, was man im Grossmünster in Zürich *macht*? Komm, ich nehme dich mit, Schritt für Schritt, als wären wir zusammen dort.
Stell dir vor, du gehst durch Zürichs Gassen, spürst das Pflaster unter deinen Füßen, hörst das lebhafte Treiben der Stadt um dich herum. Dann, ganz allmählich, verändert sich die Akustik. Der Lärm wird leiser, gedämpfter, und du spürst, wie sich der Raum vor dir öffnet. Plötzlich ist da diese unglaubliche Weite, die Luft wird kühler, klarer. Du streckst die Hand aus und berührst eine raue, kühle Oberfläche – das ist der alte Stein, aus dem die Kirche gebaut wurde. Du spürst die Jahrhunderte in seiner Textur, die Ruhe, die er ausstrahlt, noch bevor du überhaupt drin bist.
Du schiebst eine schwere Holztür auf. Spürst das kalte, glatte Metall des Griffs, dann das massive Gewicht des Holzes, das mit einem tiefen, dumpfen Geräusch nachgibt. Sofort umhüllt dich eine andere Welt. Die Luft ist merklich kühler, riecht nach altem Stein, einem Hauch von Feuchtigkeit und vielleicht sogar einem leisen Geruch von Holz und Wachs. Die Geräusche der Stadt bleiben draußen. Hier drinnen ist es stiller, nur das leise Echo deiner eigenen Schritte oder das ferne Flüstern eines anderen Besuchers durchbricht die Ruhe. Du spürst die Höhe über dir, wie der Raum sich nach oben hin öffnet, eine unglaubliche Weite, die dich umfängt.
Du gehst langsam vorwärts, deine Füße spüren den festen, unebenen Boden unter sich, manche Stellen sind glatt poliert von unzähligen Schritten vor dir. Du kannst dich einfach treiben lassen, die Atmosphäre aufsaugen. Manchmal hörst du ein Geräusch, das wie ein leises Summen klingt, vielleicht das ferne Echo eines Gebets oder einfach die Resonanz des riesigen Raumes. Du spürst die kühle Oberfläche der alten Säulen, wenn du sie berührst, wie sie die Last des Daches tragen. Es ist ein Ort, an dem die Zeit langsamer zu fließen scheint, wo du einfach da sein und die Stille fühlen kannst.
Dann spürst du, wie das Licht hier drinnen spielt. Es ist nicht direkt, sondern gefiltert, weich, fast wie ein sanfter Schleier, der dich umgibt. Stell dir vor, wie dieses Licht die Luft um dich herum einfärbt, mal in warmen Rottönen, dann in kühlen Blautönen, als würdest du durch ein Meer aus Farben gehen. Du spürst die unterschiedliche Temperatur, die jede Farbe mit sich bringt – die Wärme eines tiefen Rots, die kühle Frische eines tiefen Blaus. Es ist, als würden die Geschichten, die diese Farben erzählen, direkt in dich hineinfließen, ohne ein einziges Wort.
Wenn du tiefer gehst, spürst du, wie die Luft noch kühler, ja fast feucht wird. Du gehst einige Stufen hinab, die Decke wird niedriger, die Gänge enger. Hier unten, in der Krypta, ist der Geruch von Erde und uraltem Stein intensiver, fast erdig. Jeder Schritt hallt anders, gedämpfter, als würdest du in eine andere, längst vergangene Zeit eintauchen. Du spürst die Geschichte unter deinen Füßen, die Geheimnisse, die diese alten Mauern bewahren.
Wenn du den Aufstieg wagst, spürst du die engen Wendeltreppen. Dein Fuß findet Halt auf den ausgetretenen Stufen, die von unzähligen Menschen vor dir benutzt wurden. Du hörst dein eigenes Atmen, das leichte Knarren des Holzes oder das Schaben deiner Hand an der rauen Steinwand, während du dich nach oben windest. Oben angekommen, umweht dich ein Wind, der dir die Haare aus dem Gesicht streicht und dir die Weite der Stadt erahnen lässt. Du spürst die Vibrationen der Stadt unter dir, das ferne Summen, das Leben, das sich ausbreitet, und die Kühle des Windes, der dir die Geschichte Zürichs ins Gesicht bläst.
Für deinen Besuch solltest du etwa 1 bis 2 Stunden einplanen, je nachdem, wie lange du in dich gehen oder die Türme erklimmen möchtest. Der Eintritt in die Kirche selbst ist meist frei, aber für den Turmaufstieg wird ein kleiner Obulus fällig – das ist es aber absolut wert für das Gefühl der Weite oben. Am besten kommst du vormittags oder spät nachmittags, wenn weniger los ist; dann ist die Stille noch intensiver und du kannst die Atmosphäre am besten auf dich wirken lassen. Die genauen Öffnungszeiten checkst du am besten kurz vorher online, damit du nicht vor verschlossenen Türen stehst.
Liebe Grüße aus der Ferne,
Olya from the backstreets