Willkommen in Cempoala, einem Ort, wo Geschichte greifbar wird. Die „Stadt der zwanzig Wasser“ der Totonaken, versteckt im tropischen Grün von Veracruz, umhüllt den Besucher sofort mit feuchter Hitze und der Last von Jahrhunderten. Schon beim Betreten spürt man, wie die alten Steine, die einst leuchtend weiß gestrichen waren und im Sonnenlicht glänzten, die Geschichte atmen. Zikaden zirpen unermüdlich, und ein leichter Wind raschelt durch das hohe Gras, das die weitläufigen Überreste dieser einst so lebendigen Stadt umgibt.
Besonders auffällig sind die ungewöhnlich runden Strukturen, die sich von den typisch eckigen Pyramiden anderer mesoamerikanischer Kulturen abheben. Der Templo de las Chimeneas, mit seinen säulenartigen Aufbauten, wirkt fast wie eine surreale Skulptur, deren ursprüngliche Bedeutung sich im Nebel der Geschichte verloren hat. Hier, wo einst rituelle Zeremonien stattfanden, schwebt eine eigenartige, fast ehrfürchtige Ruhe. Man kann sich vorstellen, wie die Priester auf diesen Plattformen standen, den Blick gen Himmel gerichtet.
Doch Cempoala ist weit mehr als nur beeindruckende Architektur. Es ist der Ort, an dem sich das Schicksal Mesoamerikas entscheidend wendete. Im Jahr 1519 trafen hier die Totonaken unter ihrem Anführer Tlacochcalcatl auf Hernán Cortés und seine spanischen Eroberer. Die Totonaken, die unter der brutalen Herrschaft der Azteken litten und hohe Tribute zahlen mussten, sahen in den Neuankömmlingen eine Chance auf Befreiung. Sie bildeten eine entscheidende Allianz mit Cortés, versorgten ihn mit Truppen und essenziellem Wissen über die Region, was letztlich den Grundstein für den Fall Tenochtitlans legte. Man spürt förmlich die Spannung jener Begegnung, die Luft erfüllt von Hoffnung und Misstrauen. Ein wahrhaft epochaler Ort.
Bis zum nächsten Abenteuer, euer Reiseblogger!