Du hast gefragt, was man am Gianicolo eigentlich so „macht“, und ich sag dir: Man macht nicht nur, man fühlt, man erlebt, man atmet ein.
Stell dir vor, du stehst am Fuße des Hügels, vielleicht in Trastevere, und spürst schon die leichte Anspannung in den Waden. Du beginnst den Aufstieg, und mit jedem Schritt, den du auf den alten Pflastersteinen machst, spürst du, wie der Lärm der Stadt ein wenig leiser wird. Du hörst vielleicht noch das ferne Hupen, das Gemurmel der Gassen, aber es wird gedämpfter, fast wie eine ferne Erinnerung. Du riechst den Duft von alten Steinen, vermischt mit dem süßen Geruch von blühenden Büschen, die sich an den Hängen festklammern. Dein Atem wird vielleicht etwas schneller, aber es ist eine gute Anstrengung, eine, die die Vorfreude wachsen lässt.
Und dann, nach der letzten Kurve, öffnet sich alles. Plötzlich spürst du eine Weite, die dich fast umhaut. Der Wind streicht dir sanft durch die Haare, und du spürst die Wärme der Sonne auf deiner Haut. Unter dir breitet sich Rom aus, eine unendliche Decke aus Terrakotta-Dächern, unterbrochen von Kuppeln und Türmen. Du kannst die Konturen der Gebäude erahnen, die verschiedenen Höhen und Tiefen, wie eine riesige, lebendige Landkarte. Du hörst jetzt nur noch das leise Summen der Stadt, das sich wie ein Teppich unter dir ausbreitet, und vielleicht das Rauschen der Bäume, die hier oben im Wind tanzen. Es ist ein Gefühl, als ob du die ganze Stadt in deiner Hand halten könntest, so nah und doch so weit.
Und dann, wenn du gerade völlig versunken bist in diesem Anblick, passiert es. Pünktlich um zwölf Uhr mittags spürst du einen plötzlichen, tiefen Schlag, der durch die Luft vibriert und dich bis in die Knochen erreicht. Es ist nicht nur ein Geräusch; es ist eine Erschütterung, die du mit dem ganzen Körper wahrnimmst. Für einen Moment hältst du vielleicht den Atem an, spürst das Echo in der Brust, bevor das tiefe Grollen langsam verklingt. Du merkst, wie sich die Menschen um dich herum kurz zusammenzucken und dann ein kollektives Lächeln auf ihren Gesichtern erscheint. Es ist ein Moment, der dich wachrüttelt, dich daran erinnert, dass diese Stadt lebendig ist, voller Geschichte und kleiner, lauter Rituale.
Nach dem Trubel der Kanone kannst du dich ein wenig vom Hauptaussichtspunkt entfernen. Du spürst, wie die Schritte langsamer werden, wie eine angenehme Ruhe einkehrt. Hier oben gibt es breite Wege, gesäumt von alten Bäumen, die Schatten spenden. Du riechst den erdigen Duft von feuchter Erde und alten Blättern, gemischt mit einem Hauch von Pinie. Du kannst die kühlen, rauen Oberflächen der Büsten berühmter Persönlichkeiten unter deinen Fingern spüren, die hier aufgereiht stehen und die Geschichte Roms erzählen, ohne ein Wort zu sagen. Du hörst nur das Zwitschern der Vögel und das leise Rascheln der Blätter im Wind. Es ist ein Ort, um durchzuatmen, die Eindrücke sacken zu lassen und die Stille zu genießen, die so nah an der geschäftigen Stadt liegt.
Okay, und jetzt ein paar schnelle Tipps, weil du ja wissen willst, wie man das alles am besten erlebt:
* Hinkommen: Am einfachsten ist es mit dem Bus, Linien 870 oder 115 bringen dich direkt hoch. Oder du läufst von Trastevere aus – ist steil, aber der Weg ist schön.
* Beste Zeit: Für die Kanone musst du kurz vor 12 Uhr mittags da sein. Für die beste Aussicht und weniger Leute: früh am Morgen oder zum Sonnenuntergang. Mittags kann's heiß und voll werden.
* Was mitnehmen: Gute Schuhe sind ein Muss, wegen der Steigung. Und genug Wasser! Oben gibt es nur sehr begrenzte Möglichkeiten, etwas zu kaufen.
* Essen/Trinken: Plane das lieber für unten in Trastevere ein, da gibt's tolle Lokale.
So, das war's vom Gianicolo. Hoffe, du fühlst dich jetzt, als wärst du schon da gewesen!
Bis zum nächsten Mal,
Clara unterwegs