Stell dir vor, du bist in Sintra, und plötzlich tauchen sie auf: diese zwei riesigen, weißen Zapfen, die sich wie Zuckerhüte in den Himmel recken. Das ist das Erste, was du vom Nationalpalast siehst, schon von Weitem. Du näherst dich der Altstadt, der Trubel wird dichter, aber irgendwie auch gemütlicher. Du hörst das Klappern von Pferdekutschen auf dem Kopfsteinpflaster, das Gemurmel der Leute, das Lachen. Die Luft ist hier oben oft ein bisschen kühler, riecht nach alten Steinen und manchmal nach den süßen Queijadas, die in den Bäckereien backen. Du spürst die leichte Steigung unter deinen Füßen, während du durch die Gassen schlenderst, und dann stehst du plötzlich davor, dieses riesige, weiße Gebäude, das so fest mit der Stadt verwachsen scheint, als wäre es immer schon da gewesen.
Sobald du durch das große Tor trittst, ändert sich die Atmosphäre. Der Lärm der Gasse bleibt draußen, und es wird merklich kühler. Du spürst die Kühle der dicken Steinmauern, die die Hitze des Tages abhalten. Deine Schritte hallen leise auf den polierten Böden wider, und du hörst das sanfte Rauschen eines Brunnens irgendwo im Hof. Dein Blick fällt sofort auf die kunstvollen Azulejos, diese blau-weißen Kacheln, die Wände und Decken bedecken – so viele Muster, so viele Geschichten. Du kannst dir vorstellen, wie hier Könige und Königinnen gewandelt sind, wie ihre Seidenroben über diese Steine strichen, und du atmest den Geruch von Geschichte ein, der in der Luft liegt – eine Mischung aus altem Holz, Stein und der leisen Feuchtigkeit, die sich in alten Gemäuern hält.
Du wanderst weiter, und plötzlich stehst du in einem Raum, der dich staunen lässt: Der Schwanensaal. Überall Schwäne, gemalt auf der Decke, jeder einzelne ein Kunstwerk für sich. Es ist, als würden sie über dir schweben, majestätisch und ruhig. Du spürst die Höhe des Raumes, wie der Blick immer wieder nach oben gezogen wird. Dann geht es weiter zum Elstersaal, und hier spürst du eine ganz andere Energie. Stell dir vor, du stehst unter Hunderten von Elstern, jede mit einem Spruch im Schnabel. Es ist fast so, als würden sie dir heimlich etwas zuflüstern, kleine Geheimnisse aus der Vergangenheit. Die Atmosphäre ist leichter, verspielter, und du kannst die Liebe zum Detail förmlich fühlen, die in jede dieser kleinen Elstern gesteckt wurde.
Dann kommst du in die riesige Küche. Hier siehst du, warum die zwei Zapfen von außen so markant sind: Sie sind die gewaltigen Rauchabzüge dieses Raumes. Stell dir vor, wie hier einst riesige Festmahle zubereitet wurden, der Geruch von Braten und Gewürzen die Luft erfüllte, das Knistern des Feuers in den riesigen Kaminen. Es ist ein Raum, der dich die pure Funktionalität und das pulsierende Leben von damals spüren lässt. Danach tauchst du ein in den Wappensaal, den Sala dos Brasões. Hier spürst du die Macht und den Stolz der portugiesischen Adelsfamilien. Über dir eine beeindruckende Kuppel, die mit den Wappen der Königsfamilie und der wichtigsten Adelsfamilien geschmückt ist. Du spürst die Gravitas des Ortes, die Jahrhunderte von Geschichte, die in diesen Wappen eingeschrieben sind, und die feine Kühle, die dieser große, steinerne Raum ausstrahlt.
Wenn du das alles selbst erleben möchtest, hier ein paar schnelle Tipps: Hol dir die Tickets am besten online im Voraus. Das spart dir Wartezeit, besonders in der Hochsaison. Plane mindestens zwei, eher drei Stunden ein, um alles in Ruhe auf dich wirken zu lassen, ohne dass du dich hetzen musst. Die besten Zeiten, um den größten Andrang zu vermeiden, sind direkt zur Öffnung am Morgen oder am späten Nachmittag, etwa anderthalb Stunden vor Schließung. Zieh bequeme Schuhe an – du wirst viel laufen und stehen. Und vergiss nicht, eine Wasserflasche mitzunehmen, besonders wenn es warm ist. Es gibt zwar Cafés in der Nähe, aber es ist immer gut, vorbereitet zu sein.
Wenn du dann langsam wieder ins Freie trittst, ist es, als würdest du aus einer anderen Zeit zurückkehren. Die Eindrücke hallen noch nach, die Bilder der kunstvollen Kacheln und der majestätischen Säle bleiben dir im Kopf. Du spürst die Sonne wieder auf der Haut und hörst den belebten Klang der Stadt, der dich empfängt. Es ist nicht nur ein Schloss, das du besuchst, es ist eine Reise durch die portugiesische Geschichte, die du mit allen Sinnen erlebst. Eine Erfahrung, die man nicht einfach nur abhakt, sondern die wirklich in Erinnerung bleibt. Absolut sehenswert, wenn du in Sintra bist!
Leo unterwegs