Hallo ihr Lieben, heute entführe ich euch zu einem Ort in Oaxaca, der mit seinen Mauern mehr erzählt, als man auf den ersten Blick sieht.
Schon von Weitem zeichnet sich die massive, unvollendete Silhouette des Ex Convento de Cuilápam gegen den oaxaquenischen Himmel ab, eine steinerne Erzählung, die mehr flüstert als schreit. Hier atmet man nicht nur Geschichte, man spürt sie in den uralten Steinen, die von Sonne und Zeit gezeichnet sind. Einheimische wissen, dass diese imposante Ruine weit mehr ist als ein Überbleibsel kolonialer Bautätigkeit; sie ist ein steinernes Gedicht über Widerstand und unerfüllte Träume. Man sagt sich, der Bau, der nie vollendet wurde, sei ein stilles Zeugnis des indigenen Geistes, der sich der vollständigen Unterwerfung entzog. Die riesige, dachlose Basilika, deren Pfeiler ins Leere ragen, wirkt wie ein aufgeschlagenes Buch, dessen letzte Seiten fehlen – eine immense Präsenz, die gerade durch ihre Fragmentierung entsteht.
Besonders eindringlich ist die offene Kapelle, die Capilla Abierta. Hier weitet sich der Raum nicht nur nach vorne, sondern vor allem nach oben, zum unendlichen Blau des Himmels. Es ist, als hätten die Erbauer bewusst eine Verbindung zur kosmischen Weite offengelassen, die für die präkolumbianischen Kulturen so zentral war. Die Einheimischen nutzen diesen Ort der Stille oft für private Momente der Besinnung, abseits der Touristenpfade, wo das Licht anders fällt und die alten Steine Geschichten von Heldenmut und Verlust erzählen – Geschichten, die in der trockenen Luft noch immer nachklingen. Es ist ein Ort, der zur stillen Einkehr einlädt und die Seele berührt, ein Mahnmal und ein Zufluchtsort zugleich.
Bis zum nächsten Abenteuer, eure Reisebloggerin.