Stell dir vor, du lässt das laute, geschäftige Palermo hinter dir, die engen Gassen, das Hupen der Mopeds. Du spürst, wie die Luft kühler und klarer wird, während der Bus sich langsam die Hügel hinaufschlängelt. Dein Blick schweift über die Dächer, die sich wie Schuppen an den Hang klammern, und dann, plötzlich, öffnet sich der Horizont. Du hörst vielleicht das leise Murmeln der anderen Fahrgäste, das sich in ein ehrfürchtiges Schweigen verwandelt, wenn du zum ersten Mal das siehst, was da oben thront. Es ist nicht nur ein Gebäude; es ist eine Präsenz, die den Himmel berührt, eine goldene Verheißung, die dich schon von Weitem in ihren Bann zieht. Du steigst aus, und die Hitze des Tages weicht einer sanften Brise, die den Duft von Jasmin und alten Steinen mit sich trägt. Jeder Schritt auf dem Pflastersteinweg ist ein Schritt in eine andere Zeit, eine andere Welt.
Und dann trittst du ein. Stell dir vor, wie die kühle Luft der Kathedrale dich umfängt, ein willkommener Kontrast zur Sonne draußen. Du nimmst einen tiefen Atemzug, und dann... dann schlägt dir das Gold entgegen. Es ist nicht nur Farbe; es ist ein Leuchten, das von jeder Oberfläche zurückgeworfen wird, ein warmer, goldener Schein, der den gesamten Raum erfüllt. Du spürst die unendliche Weite über dir, die Wände, die bis in schwindelerregende Höhen reichen, bedeckt mit Millionen winziger Glassteine, die Geschichten erzählen. Es ist, als würde das Licht selbst singen, eine stille Melodie, die durch die Jahrhunderte hallt. Du kannst die Wärme dieses Lichts auf deiner Haut fühlen, auch wenn du die Augen schließt – es ist so allumfassend, so lebendig. Jeder einzelne Mosaikstein, von geschickten Händen gelegt, scheint eine eigene Seele zu haben, und gemeinsam bilden sie ein leuchtendes Meer, das dich in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt. Es ist überwältigend und gleichzeitig unglaublich beruhigend.
Nach der überwältigenden Pracht des Hauptschiffs suchst du vielleicht einen Moment der Ruhe. Folge dem Gefühl, das dich nach draußen zieht, in den Kreuzgang. Plötzlich umgibt dich eine ganz andere Stille, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Wassers im Brunnen, das wie ein ruhiger Herzschlag klingt. Du spürst die frische Luft auf deinem Gesicht, die sanfte Brise, die durch die Arkaden streicht. Deine Finger gleiten vielleicht über die kühlen, glatten Oberflächen der unzähligen Säulen, jede einzigartig, jede mit ihren eigenen feinen Schnitzereien – mal Blumen, mal Tiere, mal kleine Szenen, die wie aus einem alten Märchenbuch wirken. Es ist ein Ort, an dem du die Zeit vergessen kannst, wo das Licht durch die Bögen fällt und tanzende Schatten auf den Boden wirft. Nimm dir hier wirklich die Zeit, jeden Winkel auf dich wirken zu lassen, die Vielfalt der Muster zu ertasten, das Echo deiner Schritte im ruhigen Hof zu hören. Es ist ein kleines Paradies der Gelassenheit, versteckt hinter der goldenen Pracht.
Weißt du, meine Nonna hat immer gesagt, Monreale ist nicht nur Stein und Gold. Sie meinte, es sei ein Versprechen. Sie erzählte dann immer die Geschichte vom König Wilhelm, der hier oben auf der Jagd war und so müde wurde, dass er unter einem Baum einschlief. Im Traum erschien ihm die Jungfrau Maria und sagte, genau hier sei ein Schatz vergraben – ein Schatz, der groß genug sei, um eine Kirche zu bauen, die die ganze Welt zum Staunen bringen würde. Und so, sagte Nonna, hat er diesen Schatz gefunden und angefangen zu bauen. Für sie war das immer mehr als nur eine alte Geschichte. Es war ein Beweis dafür, dass selbst in den chaotischsten Zeiten, wenn so viele verschiedene Völker und Kulturen hier in Sizilien aufeinandertrafen, etwas so Wunderschönes und Einigendes entstehen konnte. Ein Ort, an dem sich Orient und Okzident, Glaube und Kunst, in perfekter Harmonie vereinen. Es ist ein Denkmal für die Träume, die man hat, und die Schönheit, die daraus entstehen kann, wenn man ihnen folgt.
So, wie kommst du nun am besten nach Monreale? Am einfachsten und günstigsten ist der Bus, Linie 389P, der direkt vom Piazza Indipendenza in Palermo fährt. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten und ist eine kleine Sightseeing-Tour für sich. Alternativ geht natürlich auch ein Taxi, das ist bequemer, aber teurer. Wenn du die Massen vermeiden und das Licht am besten einfangen möchtest, versuch, gleich morgens zur Öffnung da zu sein oder am späten Nachmittag. Check die genauen Öffnungszeiten am besten online, bevor du losfährst, die können sich ändern. Denk an bequeme Schuhe, du wirst einiges laufen, und vielleicht an etwas zum Überwerfen für die Kathedrale, auch wenn die Regeln nicht immer streng sind. Und wenn du schon mal da bist, schlendere unbedingt noch durch die kleinen Gassen von Monreale selbst. Der Ort hat seinen eigenen Charme, mit kleinen Cafés und Läden, wo du eine Granita oder ein Eis genießen kannst, während du den Blick über Palermo schweifen lässt.
Mara unterwegs