Du fragst dich, was man auf dem Capo Markt in Palermo so macht? Stell dir vor, du biegst um eine unscheinbare Ecke, und plötzlich tauchst du ein. Es ist, als würde dich eine Welle aus Geräuschen und Düften überrollen. Du hörst das rhythmische Rufen der Händler, ein tiefes, kehliges "Aaaavanti!", das sich mit dem Klappern von Kisten und dem Summen unzähliger Gespräche zu einem einzigen, lebendigen Klangteppich verwebt. Der Geruch? Ein aufregendes Gemisch aus süßlich-reifen Orangen, dem salzigen Hauch von frischem Fisch, der noch nach Meer riecht, und dem erdigen Duft von Gewürzen, die dich sofort nach Sizilien beamen. Du spürst die Energie der Menge, die dich fast von alleine vorwärts schiebt, und die warme, feuchte Luft auf deiner Haut.
Du läufst tiefer hinein, und deine Hände wollen alles anfassen. Die prallen, sonnenwarmen Tomaten, die sich fest und glatt anfühlen, daneben Berge von Auberginen, deren Haut so glänzt, als wäre sie poliert. Du siehst, wie Händler kunstvoll pyramidenförmige Türme aus Zitronen und Artischocken stapeln, deren raue Blätter unter deinen Fingern knistern, wenn du vorbeigehst. Hör genau hin, wenn sie dir eine Kostprobe anbieten – ein Stückchen Käse, das auf der Zunge zergeht, oder eine Olive, die so intensiv schmeckt, dass du sofort mehr willst. Diese kleinen Momente, dieses direkte Geben und Nehmen, das ist es, was den Capo so echt macht.
Aber der Capo ist nicht nur Essen. Du schlenderst weiter und findest dich zwischen Ständen wieder, die alles Mögliche anbieten. Hier ein Stapel alter Kleidung, deren Stoff sich weich und abgenutzt anfühlt, dort ein Stand mit glitzernden Devotionalien, deren Kanten kühl und glatt sind. Du entdeckst handgemachte Keramik, die sich rau und doch kunstvoll anfühlt, und kleine Holzfiguren, die den Geruch von frischem Holz verströmen. Es ist ein Gewirr aus Neuem und Altem, aus Nützlichem und Kuriosem, und jeder Stand erzählt eine eigene kleine Geschichte. Du fühlst dich mitten im echten palermitanischen Leben, umgeben von Stimmen und Gesten, die manchmal lauter sprechen als Worte.
Mein Tipp: Geh am besten vormittags hin, so gegen 9 oder 10 Uhr. Da ist schon alles in vollem Gange, aber die größte Hitze und der größte Trubel setzen noch nicht voll ein. Trag bequeme Schuhe, denn du wirst viel auf unebenem Kopfsteinpflaster laufen, und nimm am besten eine Stofftasche mit – Plastiktüten gibt es zwar, aber für die vielen kleinen Dinge, die du entdecken wirst, ist eine eigene Tasche viel praktischer. Feilschen ist hier nicht unbedingt üblich, die Preise sind meist fair und fest, aber ein freundliches Wort und ein Lächeln öffnen immer Türen. Achte auf deine Tasche, wie in jedem belebten Markt, aber fühl dich sicher – die Atmosphäre ist lebhaft und freundlich.
Und wenn du Hunger bekommst, was du sicher wirst, dann probier unbedingt das Streetfood direkt am Markt. Du riechst den Duft von frittierten Arancine, die außen knusprig und innen herrlich cremig sind, und spürst die Wärme in deiner Hand, wenn du hineinbeißt. Oder hol dir ein Panelle, das ist ein frittiertes Kichererbsenküchlein, das so leicht ist, dass es fast auf der Zunge zergeht. Dazu ein frisch gepresster Orangensaft, dessen Süße und Säure deinen Gaumen erfrischt – und schon hast du ein echtes Palermo-Erlebnis, das dich von Kopf bis Fuß erfüllt.
Olya aus den Gassen