Na klar, das Musée du Vin et du Négoce in Bordeaux! Stell dir vor, du bist in den Gassen von Chartrons unterwegs, wo die alten Weinhändler ihre Geschäfte machten. Du suchst nach einem unscheinbaren Tor und trittst dann durch eine schwere Holztür. Plötzlich umfängt dich eine kühle, feuchte Luft, die nach altem Stein und einem Hauch von Erde riecht – aber auch ganz subtil nach Wein. Du hörst nur das leise Echo deiner Schritte auf dem Kopfsteinpflaster, das noch von den Fuhrwerken der Vergangenheit zeugt. Es ist, als würdest du nicht nur ein Museum betreten, sondern in eine andere Zeit eintauchen, direkt in die Keller, wo die Geschichte des Bordeaux-Weins jahrhundertelang geschrieben wurde.
Du gehst tiefer hinab, und die Wände um dich herum sind dick und massiv, aus dem gleichen Kalkstein, der auch die großen Châteaux in der Region prägt. Überall siehst du Fässer, manche sind riesig und liegen da wie schlafende Giganten, andere sind kleiner und reihen sich ordentlich aneinander. Du kannst dir vorstellen, wie hier einst die Arbeiter schwitzten, wie der Geruch von gärendem Most in der Luft lag. Es ist nicht nur eine Ausstellung von Objekten, sondern ein Gefühl für die harte Arbeit, die Leidenschaft und das Wissen, das über Generationen weitergegeben wurde. Die Exponate sind nicht hinter Glas versteckt, sondern du kannst nah herantreten und fast die Maserung des Holzes fühlen, das durch die Jahre so viel Wein gesehen hat.
Dann siehst du die alten Werkzeuge: riesige Korkenzieher, Abfüllmaschinen, Waagen – alles, was man brauchte, um den Wein nicht nur zu keltern, sondern auch zu handeln. Stell dir vor, wie die Hände der Winzer und Händler diese Geräte führten, wie sie die Qualität prüften, die Fässer etikettierten und die Weine für den Transport vorbereiteten. Es ist die Geschichte vom Aufstieg Bordeaux' zu einer Welthauptstadt des Weins, erzählt durch die Objekte, die den Alltag der Menschen prägten. Du verstehst plötzlich viel besser, warum Bordeaux-Wein so ein Mythos ist, weil du die Wurzeln dieses Mythos mit deinen eigenen Sinnen erfasst.
Und dann kommt der Höhepunkt, der Moment, auf den viele warten: die Verkostung. Du sitzt an einem rustikalen Holztisch, und vor dir stehen Gläser, bereit gefüllt zu werden. Ein Experte erklärt dir, worauf du achten sollst. Du hältst das Glas gegen das Licht, bewunderst die Farbe, schwenkst es sanft und atmest den Duft ein – rote Beeren, Leder, vielleicht ein Hauch von Vanille. Dann nimmst du einen kleinen Schluck, lässt den Wein im Mund kreisen, spürst die Textur, die Säure, die Tannine. Es ist nicht nur ein Getränk, sondern eine Erfahrung, ein Gespräch mit der Erde und der Zeit. Du schmeckst die Sonne, den Regen und die Arbeit, die in jeder Flasche steckt. Und ja, du kannst die Weine, die dir besonders gefallen, auch direkt dort kaufen, oft zu Preisen, die man sonst selten findet.
Bevor du wieder in die lebhaften Straßen von Bordeaux zurückkehrst, gibt es noch einen kleinen Laden, wo du nicht nur Weine, sondern auch Bücher oder kleine Souvenirs findest. Es ist der perfekte Abschluss, um das Erlebte sacken zu lassen und vielleicht ein Stück Bordeaux mit nach Hause zu nehmen. Plan am besten so 1,5 bis 2 Stunden ein, um alles in Ruhe zu genießen. Das Museum ist super zentral gelegen, du kannst es gut zu Fuß erreichen. Und falls du hungrig wirst, gibt es in der Gegend viele nette kleine Bistros, in denen du den Tag ausklingen lassen kannst.
Liebe Grüße und bis bald,
Olya von den Hinterhöfen