Okay, stell dir vor, du stehst da, direkt am Ufer der Garonne in Bordeaux. Es ist Abend, und die Sonne taucht alles in so ein warmes, goldenes Licht. Du spürst die leichte Brise vom Fluss, die dir durch die Haare weht, und dieser Duft... eine Mischung aus altem Stein, Flusswasser und irgendwie einer ganz leichten Süße, vielleicht vom Wein, der überall in der Luft liegt. Die Stadt schmiegt sich an den Fluss wie ein sanfter Bogen, daher ja auch der Name „Port de la Lune“ – Hafen des Mondes. Du hörst das leise Plätschern des Wassers gegen die Kais und ein fernes Gemurmel von Menschen, das wie eine Melodie in der Abendluft schwebt. Es ist ein Gefühl von Eleganz und Geschichte, das dich sofort umfängt, als würdest du in ein altes Gemälde eintauchen.
Und dann kommst du zum Miroir d'eau, dem Wasserspiegel vor der Place de la Bourse. Du stehst da und siehst, wie sich diese unglaubliche klassizistische Architektur im hauchdünnen Wasser spiegelt. Es ist wie Magie. Stell dir vor, du gehst barfuß drauf – das kalte, klare Wasser kühlt deine Füße, und du spürst die winzigen Nebeltröpfchen auf deiner Haut, wenn der Spiegel sich in einen riesigen Sprühnebel verwandelt. Du hörst das Kichern der Kinder, die darin spielen, und das leise Rauschen des Wassers, das immer wieder kommt und geht. Es ist ein Ort der puren Freude und Schönheit. Mein Tipp: Geh entweder ganz früh am Morgen hin, wenn die Stadt noch schläft und du das alles fast für dich allein hast, oder abends, wenn die Gebäude beleuchtet sind und der Spiegel eine ganz andere, fast mystische Atmosphäre bekommt. Dann hast du auch die besten Chancen, die Menschenmassen zu umgehen.
Was mich total überrascht hat, war, wie entspannt alles ist, obwohl Bordeaux so elegant und historisch ist. Du schlenderst durch die Gassen im Viertel Saint-Pierre, und plötzlich riechst du den Duft von frischem Gebäck aus einer Boulangerie und hörst das Klirren von Gläsern aus einer kleinen Weinbar, wo die Leute draußen sitzen und einfach das Leben genießen. Es ist nicht so steif, wie man es vielleicht erwartet. Du spürst die warmen, alten Steine unter deinen Fingern, wenn du eine der kleinen Seitenstraßen entlanggehst, und es fühlt sich an, als ob die Zeit hier langsamer läuft. Überall gibt es kleine, individuelle Boutiquen und Cafés, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Um diese authentische Seite zu entdecken: Verlass die Hauptstraßen rund um die Place de la Bourse und lass dich einfach treiben. Besonders die Viertel Chartrons (früher die Händlergegend) und eben Saint-Pierre sind dafür perfekt. Nimm dir Zeit, in einem kleinen Lokal einzukehren, das nicht direkt am Touristenstrom liegt – oft sind das die besten Erlebnisse.
Was leider nicht so gut funktioniert hat oder was man wissen sollte: Die Haupt-Einkaufsstraßen, besonders die Rue Sainte-Catherine, können echt überwältigend sein. Du läufst da durch und es ist einfach nur noch eine Menschenmasse, und die Läden sind die gleichen Ketten, die du überall findest. Es nimmt ein bisschen den Charme. Auch die Preise können in den Restaurants direkt an den großen Plätzen ganz schön hoch sein, und die Qualität ist nicht immer die beste. Mein ehrlicher Tipp: Wenn du wirklich gut und authentisch essen willst, such dir Restaurants in den kleineren Seitenstraßen oder schau auf Google Maps nach Lokalen, die von Einheimischen gut bewertet werden, abseits der Touristenpfade. Oder noch besser: Besuch einen der Märkte, wie den Marché des Capucins, und kauf dir dort frische Leckereien für ein Picknick am Fluss. Das ist nicht nur günstiger, sondern du schmeckst und erlebst auch viel mehr vom echten Bordeaux.
Alles in allem ist Bordeaux eine Stadt, die dich wirklich umarmt, wenn du dich auf sie einlässt. Du fühlst diese Mischung aus Geschichte und lebendiger Gegenwart, die irgendwie perfekt harmoniert. Der Geschmack eines guten Rotweins, der noch lange auf der Zunge bleibt, das Klappern der Straßenbahnen, das Geräusch von Schritten auf Kopfsteinpflaster – das alles bleibt dir im Gedächtnis. Es ist eine Stadt zum Flanieren, zum Genießen und zum Sich-treiben-Lassen. Mein letzter Rat: Trag bequeme Schuhe und verlier dich einfach mal in den Gassen. Es lohnt sich.
Das war's von mir für heute!
Olya von den Gassen