Hey du! Wenn du fragst, wie ich den Stephansdom in Wien für einen Freund planen würde – also, für DICH – dann lass mich dir sagen: Das ist kein einfacher Kirchenbesuch, das ist eine Reise für alle deine Sinne. Stell dir vor, du stehst auf dem belebten Stephansplatz. Du hörst das Summen der Stadt, das Klappern der Fiakerhufe, das Gemurmel der Menschen. Und dann, ganz plötzlich, erhebt sich vor dir dieses gewaltige, dunkle Ungetüm aus Stein. Du spürst, wie die Geräusche um dich herum leiser werden, als würde der Dom selbst die Luft schlucken. Die Energie, die von diesem alten Bauwerk ausgeht, ist fast greifbar. Es ist riesig, so riesig, dass du deinen Kopf in den Nacken legen musst, um die Spitze des Südturms zu erahnen. Die kalte Steinluft, die von ihm ausgeht, ist schon hier draußen spürbar.
Wenn du dann durch das Hauptportal trittst, ist das wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Das laute Geräusch der Stadt verstummt schlagartig, ersetzt durch ein gedämpftes Echo deiner eigenen Schritte auf dem alten Steinboden. Du spürst sofort, wie die Temperatur fällt, es ist kühl hier drinnen, selbst im Sommer. Ein leichter Geruch von altem Stein, Kerzenwachs und Weihrauch liegt in der Luft – ein Geruch, der Jahrhunderte von Gebeten in sich trägt. Du gehst ein paar Schritte hinein in das Hauptschiff und spürst die unglaubliche Weite, die sich über dir und um dich herum erstreckt. Obwohl der Eintritt ins Hauptschiff frei ist und du hier die erste, überwältigende Atmosphäre aufsaugen kannst, lass dich nicht von der schieren Größe erschlagen. Nimm dir einen Moment, um einfach zu stehen und die Stille zu spüren, die trotz der vielen Besucher hier herrscht.
Geh dann langsam weiter nach vorne, Richtung Hochaltar. Du spürst die Unebenheiten des Bodens unter deinen Füßen, jede ist eine Geschichte für sich. Dein Blick (oder dein Gefühl) wird irgendwann zu einer Kanzel geführt, die sich aus dem Stein zu winden scheint – sie ist ein Meisterwerk und so detailliert, dass du fast die winzigen Figuren darauf fühlen kannst. Hier, im vorderen Bereich, ist die Luft noch ein bisschen andächtiger, fast feierlich. Es ist ein Ort, an dem man spürt, wie viele Generationen hier schon standen und gebetet haben. Nimm dir hier ruhig einen Moment, aber wenn du wenig Zeit hast, musst du nicht jede einzelne Seitenkapelle erkunden. Die Hauptenergie des Doms ist hier im Zentrum am stärksten.
Jetzt wird’s spannend – oder auch gruselig, je nachdem, was du magst: die Katakomben. Stell dir vor, du steigst eine enge Steintreppe hinab, es wird immer kühler und die Luft wird feuchter, schwerer. Du riechst den Geruch von Erde, Moder und einer unbeschreiblichen, alten Stille, die hier unten herrscht. Jeder Schritt hallt anders wider, und du spürst die Enge der Gänge, wenn die Decke sich senkt. Es ist ein Ort, der dir Gänsehaut bereiten wird, ein Ort der Geschichte unter der Erde, wo die Überreste tausender Menschen ruhen. Es gibt geführte Touren, die dir die Geschichten dieser Gänge erzählen. Ein Tipp: Wenn dir enge Räume unangenehm sind oder du nicht so der Typ für morbide Geschichte bist, kannst du diesen Teil auch auslassen. Er ist beeindruckend, aber nicht für jeden.
Was du aber auf keinen Fall verpassen solltest, ist der Aufstieg auf den Südturm. Das ist mein persönlicher Höhepunkt und etwas, das ich mir immer für den Schluss aufhebe. Stell dir vor, du beginnst den Aufstieg auf einer alten, engen Wendeltreppe. Du hörst das Knarren des Holzes unter deinen Füßen und das Echo deiner eigenen Schritte, die sich immer weiter nach oben winden. Die Luft wird wärmer, dann kühler, je nachdem, wo du dich gerade in dem steinernen Gerüst befindest. Du spürst die Anstrengung in deinen Beinen, Stufe um Stufe, 343 an der Zahl. Manchmal ist die Treppe so eng, dass du die alten Steinwände mit den Händen berühren kannst. Und dann, ganz oben, trittst du hinaus auf die Plattform. Du spürst den Wind, der dir um die Ohren pfeift, die Weite über dir und unter dir. Auch wenn du die Stadt nicht sehen kannst, spürst du ihre Energie, wie sie sich unter dir ausbreitet. Es ist ein Gefühl von Freiheit und Überblick, das dich für die Anstrengung belohnt.
Als Alternative zum Südturm – oder wenn du noch mehr wissen willst – gibt es den Nordturm. Hier geht es bequemer zu, denn du fährst mit einem Aufzug nach oben. Das ist super, wenn du nicht so gut zu Fuß bist oder einfach keine Lust auf 343 Stufen hast. Oben angekommen, spürst du die enorme Präsenz der Pummerin, der größten Glocke Österreichs. Auch wenn du sie wahrscheinlich nicht läuten hören wirst (das passiert nur zu ganz besonderen Anlässen), spürst du ihre schiere Größe und das Potenzial ihres tiefen, resonanten Klangs, der Wien erzittern lassen könnte. Die Luft ist hier oben auch klarer, aber nicht so windig wie auf dem Südturm.
Und wenn du dann wieder unten bist und den Dom verlässt, spürst du, wie die Stadtgeräusche wieder lauter werden, aber dein Inneres ist ruhiger. Der Geruch von Weihrauch und altem Stein bleibt noch eine Weile in deiner Nase, und das Gefühl der Weite und der tiefen Geschichte, die du gespürt hast, wird dich noch eine Weile begleiten. Es ist ein Ort, der nicht nur gesehen, sondern vor allem gefühlt werden will.
So würde ich dich da durchführen, Schritt für Schritt, mit allen Sinnen.
Bis ganz bald wieder auf der Straße,
Olya from the backstreets