Na, mein Lieber, du fragst, was man in Charleston bei Patriots Point *eigentlich* macht? Stell dir vor, du stehst da, der Wind vom Wasser weht dir ins Gesicht, und vor dir ragt etwas Gigantisches in den Himmel. Es ist ein Koloss aus Stahl, so groß, dass du den Kopf in den Nacken legen musst, um ihn ganz zu erfassen. Die USS Yorktown, ein Flugzeugträger, liegt da, als würde sie gleich ablegen. Schon vom Parkplatz aus spürst du ihre immense Präsenz – ein Gefühl von Geschichte, Macht und der Weite des Ozeans, das dich sofort einhüllt. Der Geruch von Salz und warmer Luft liegt in der Nase, gemischt mit einem Hauch von Seetang.
Du gehst an Bord dieses Riesen. Stell dir vor, wie du die breite Gangway hinaufsteigst, und plötzlich bist du auf dem Flugdeck. Der Wind pfeift hier oben kräftiger, und die Sonne brennt auf die riesige, offene Fläche. Du spürst den rauen Stahl unter deinen Füßen, und der Blick schweift über die Weite des Wassers und die Skyline von Charleston. Hier stehen Flugzeuge, als würden sie jeden Moment abheben, ihre Lackierungen matt vom Wetter, und du kannst sie berühren, ihre Formen nachzeichnen. Es ist ein Gefühl von unendlicher Freiheit und der Vorstellungskraft, wie hier einst Jets starteten und landeten, das dich packt. Hör genau hin, vielleicht hörst du sogar das ferne Kreischen der Möwen, die über dem Hafen kreisen.
Von der offenen Weite des Flugdecks bewegst du dich dann ins Innere. Die Luft wird schlagartig kühler, und ein ganz anderer Geruch umfängt dich: der von altem Metall, Öl und der Geschichte, die in diesen Wänden steckt. Du befindest dich im riesigen Hangar, wo einst Dutzende Flugzeuge gewartet wurden. Hier ist es ruhiger, gedämpfter, und du kannst die schiere Größe der Räume erst richtig erfassen. Stell dir vor, wie hier geschäftiges Treiben herrschte, überall Menschen, die an den Maschinen arbeiteten. Heute ist es ein Ort der Stille, nur unterbrochen vom leisen Echo deiner eigenen Schritte. Du kannst ganz nah an die ausgestellten Flugzeuge herangehen, ihre Nieten und Reparaturen sehen, und spürst förmlich die Geschichten, die sie erzählen könnten.
Noch tiefer geht es hinab, in die Eingeweide des Schiffes. Die Gänge werden enger, die Decken niedriger, und das Licht spärlicher. Du schlängst dich durch Bereiche, wo die Mannschaft gelebt, geschlafen und gearbeitet hat: winzige Kojen, die Kantine, die Krankenstation. Hier riecht es nach einer Mischung aus altem Holz, Metall und vielleicht sogar einem Hauch von Feuchtigkeit. Du musst dich manchmal bücken, um durch die Luken zu kommen, und spürst die Enge, die das tägliche Leben auf See bedeutet haben muss. Stell dir vor, wie es war, hier unten zu sein, umgeben von hunderten anderen Menschen, das ständige leichte Schaukeln des Schiffes unter dir. Es ist ein sehr intimes Gefühl, das Leben an Bord so hautnah zu erleben.
Nachdem du den Flugzeugträger verlassen hast, wartet ein ganz anderes Schiff auf dich: die USS Laffey, ein Zerstörer. Sie ist viel kleiner, wendiger, und du spürst sofort eine andere Energie. Hier ist alles kompakter, die Kanonen ragen in den Himmel, und die Brücke ist viel übersichtlicher. Du kannst die Treppen hinaufsteigen, die Kommandozentrale erkunden und dir vorstellen, wie die Besatzung hier in hitzigen Gefechten stand. Die Geschichte dieses Schiffes, das in der Schlacht von Okinawa so viel durchgemacht hat, ist fast greifbar. Die Reling ist kühler hier, und du hörst das leise Plätschern des Wassers gegen den Rumpf, ein Geräusch, das auf dem großen Träger untergeht.
Und dann kommt das U-Boot, die USS Clamagore. Das ist ein Erlebnis für sich. Du kletterst durch eine kleine Luke und bist sofort von Metall umgeben. Die Luft ist hier anders, irgendwie statisch, und der Geruch von Diesel und Maschinenöl ist intensiver. Die Gänge sind extrem eng, die Räume winzig, und du musst dich oft seitlich bewegen, um durchzukommen. Stell dir vor, wie es ist, hier unten zu leben, tagelang, wochenlang, umgeben von lauter Technik und nur wenigen Menschen. Die Rohre und Ventile sind überall, und du kannst die Komplexität dieser Unterwassermaschine förmlich fühlen. Es ist ein beklemmendes Gefühl, aber gleichzeitig faszinierend, wie Menschen in so einer Umgebung überleben konnten. Du spürst die Kühle des Stahls, wo immer du dich abstützen musst.
Abseits der Schiffe gibt es noch einen Bereich, der dich in eine ganz andere Zeit und an einen anderen Ort entführt: die Vietnam Experience. Hier gehst du durch eine nachgebildete Dschungellandschaft, hörst die Geräusche des Krieges – das ferne Knistern von Funkgeräten, das Summen von Insekten, das Rauschen von Blättern. Es ist eine sehr immersive Erfahrung, die dich nachdenklich macht. Die Luft hier draußen ist wieder offener, aber die Atmosphäre ist ernster, reflektierender. Direkt daneben findest du das Cold War Memorial, ein Ort der Stille und des Gedenkens. Du spürst die feierliche Ruhe, die hier herrscht, und die Bedeutung der vielen Namen, die in den Stein gehauen sind.
Für deinen Besuch solltest du dir unbedingt bequeme Schuhe anziehen, denn du wirst viel laufen und viele Treppen steigen, besonders auf den Schiffen. Nimm dir mindestens einen halben Tag Zeit, besser mehr, wenn du alles in Ruhe erkundest. Wasser ist im Sommer unerlässlich, es gibt aber auch Cafés vor Ort. Sei dir bewusst, dass einige Bereiche, besonders im U-Boot, sehr eng sind und nicht für jeden geeignet. Die Wege auf den Schiffen sind manchmal uneben oder steil. Parken ist direkt vor Ort möglich, aber es kann voll werden. Am besten kommst du gleich morgens, dann ist es noch nicht so heiß und die Menschenmassen halten sich in Grenzen.
Liebe Grüße von unterwegs,
Lina auf Tour