Na klar, Menorca und seine Taulas! Stell dir vor, du kommst an einem dieser Orte an, sagen wir Torre d'en Galmés, und der erste Eindruck ist nicht das, was du siehst, sondern das, was du spürst. Die Luft ist hier anders, irgendwie älter, getragen von einem leichten Wind, der über die sanften Hügel streicht. Du hörst vielleicht nichts als das Summen der Zikaden in der Ferne und das leise Rascheln trockener Gräser unter deinen Füßen. Es ist eine Stille, die dich einhüllt, fast so, als würde die Zeit hier langsamer fließen. Du spürst die Sonne auf deiner Haut, aber auch eine ungreifbare Kühle, die von den uralten Steinen ausgeht, selbst wenn sie von der Sonne gewärmt sind. Es ist ein Ort, der dich sofort erdet, dich einlädt, tief durchzuatmen und das Gewicht der Jahrtausende zu fühlen, das in dieser Landschaft liegt.
Du gehst weiter, vielleicht auf einem schmalen Pfad, der sich durch die Garrigue schlängelt, und plötzlich erhebt sich da etwas. Riesig. Massiv. Eine Taula. Stell dich direkt davor. Die schiere Größe dieser Steine ist atemberaubend. Du kannst deine Hand über die raue, von Wind und Wetter gezeichnete Oberfläche gleiten lassen. Sie ist kühl, fast glatt an manchen Stellen, voller kleiner Risse und Spalten, in denen sich die Geschichte verfangen zu haben scheint. Wenn du dich klein machst und in den Spalt zwischen dem aufrechten und dem aufliegenden Stein schaust, siehst du nur Dunkelheit – ein winziger Ausschnitt des Himmels, der sich wie ein Geheimnis darüber spannt. Es ist nicht nur ein Denkmal, es ist eine Präsenz, die dich dazu zwingt, innezuhalten und zu staunen, wie Menschen vor Tausenden von Jahren solche Kolosse bewegen konnten, ohne das, was wir heute haben. Du spürst eine Ehrfurcht, die tief aus dir aufsteigt, ein Gefühl der Verbundenheit mit etwas Unendlich Altem.
Aber es sind nicht nur die Taulas. Oft findest du direkt daneben die Überreste ganzer Dörfer. Du spazierst durch die kreisförmigen Grundrisse der Talaiots, diesen gewaltigen Steintürmen, die aussehen, als wären sie direkt aus dem Boden gewachsen. Tritt ein, wenn du kannst – der Innenraum ist oft überraschend kühl und schattig, der Schall dämpft sich, und du kannst fast das Echo vergangener Stimmen hören. Oder du entdeckst die Überreste von Navetas, diesen umgedrehten Schiffsrümpfen aus Stein, die als Grabstätten dienten. Jeder Schritt hier ist eine Reise zurück in eine Zeit, in der die Welt vielleicht langsamer, aber nicht weniger komplex war. Du tauchst ein in eine fast außerirdische Landschaft aus Stein, die dich mit ihrer Einfachheit und ihrer Monumentalität gleichermaßen überwältigt.
Wenn du diese Orte besuchst, ein paar praktische Tipps: Die beste Zeit ist der frühe Morgen oder der späte Nachmittag. Dann ist das Licht am schönsten, die Schatten werden länger und die Hitze des Tages ist erträglicher. Nimm unbedingt Wasser mit, denn Schatten gibt es kaum. Eine Kopfbedeckung und Sonnencreme sind ein Muss. Und ganz wichtig: Festes Schuhwerk! Die Wege sind oft uneben, steinig und staubig. Du wirst klettern und über Felsen steigen. Plane für einen einzelnen größeren Standort wie Torre d'en Galmés oder Trepucó mindestens anderthalb bis zwei Stunden ein, um wirklich alles in dich aufzunehmen und nicht nur durchzuhasten.
Die meisten Taula-Stätten sind am besten mit dem Mietwagen zu erreichen, da der öffentliche Nahverkehr auf Menorca eher auf die größeren Städte und Strände ausgerichtet ist und diese abgelegenen historischen Orte oft nicht direkt anfährt. Es gibt zwar Touren, aber wenn du wirklich in deinem eigenen Tempo eintauchen willst, ist ein Auto ideal. Viele der Stätten sind ausgeschildert, aber ein gutes GPS oder eine Karte sind hilfreich, um die kleineren, versteckten Juwelen zu finden. Bedenke, dass es auf der Insel über 1.500 prähistorische Stätten gibt; die Taulas sind nur ein Teil davon. Du könntest zum Beispiel Trepucó mit seiner imposanten Taula und dem großen Talaiot besuchen und dann zum weniger bekannten Poblat Talaiòtic de Binissafullet fahren, um einen Kontrast zu erleben.
Wenn du die Taulas wieder verlässt, spürst du oft noch lange danach diese besondere Ruhe in dir. Die Bilder der massiven Steine bleiben haften, die Geräusche der Zikaden scheinen noch in deinen Ohren zu klingen. Es ist ein Gefühl, als hättest du eine Tür zu einer längst vergangenen Welt aufgestoßen und einen Blick hineingeworfen. Du nimmst nicht nur Fotos mit nach Hause, sondern eine tiefe Verbundenheit mit der Geschichte, die dich noch lange nachdenklich stimmt. Es ist ein Erlebnis, das dich lehrt, wie klein wir im Angesicht der Zeit sind, und wie beständig doch die Spuren sein können, die wir hinterlassen.
Lana von der Insel