Stell dir vor, du kommst in Maó an. Das Erste, was dich trifft, ist nicht der Blick, sondern die Luft. Eine warme Brise, die leicht nach Salz und etwas Unbekanntem riecht, vielleicht nach Pinien, die irgendwo in der Ferne stehen. Du hörst Möwen, ja, aber auch ein leises, konstantes Summen – die Bucht atmet. Die Sonne auf der Haut fühlt sich anders an hier, weicher, goldener. Es ist, als würde Maó dich sanft willkommen heißen, schon bevor du einen Fuß auf den Boden setzt.
Dein erster Weg führt dich natürlich zum Hafen. Und hier spürst du das Leben pulsieren. Stell dir vor, du schlenderst am Kai entlang. Der Geruch von frisch gegrilltem Fisch mischt sich mit dem salzigen Meer. Du hörst das Klirren von Gläsern aus den Restaurants, das Gemurmel der Menschen, das sanfte Schlagen der Bootsleinen gegen die Masten. Wenn du Hunger hast, such dir ein kleines Lokal direkt am Wasser. Frag nach dem "Pescado del día" – der Fisch ist hier so frisch, der schwamm vor ein paar Stunden noch im Mittelmeer. Und probier unbedingt ein Glas Pomada, den lokalen Gin mit Zitronenlimonade. Kühl und erfrischend, perfekt für die Wärme.
Vom Hafen aus beginnt der Aufstieg in die Altstadt. Du spürst die alten Steinstufen unter deinen Füßen, manche sind vom Meerwind und den Jahrhunderten glatt geschliffen. Mit jedem Schritt nach oben verändert sich die Luft, wird etwas kühler, weniger salzig. Das Geräusch des Hafens wird leiser, weicht einem anderen Klangteppich: dem fernen Glockenschlag einer Kirche, dem Plätschern eines Brunnens, dem leisen Klappern von Fensterläden. Du gehst durch schmale Gassen, die sich anfühlen, als würden sie dich umarmen, die alten Mauern speichern die Wärme des Tages.
Oben angekommen, tauchst du ein in das Herz von Maó. Stell dir vor, du stehst auf einem der Plätze, wie der Plaça de la Constitució. Du hörst das geschäftige Treiben der Einheimischen, das Lachen von Kindern, die Stimmen der Marktleute, die ihre Waren anbieten. Wenn du morgens hier bist, geh zum Mercat del Peix, dem Fischmarkt, auch wenn du keinen Fisch kaufst. Die Atmosphäre ist einzigartig: das laute Rufen der Händler, der Geruch von frischem Fisch und Meeresfrüchten, die kühle, feuchte Luft in der Halle. Gleich daneben ist der Lebensmittelmarkt, wo du den Duft von frischem Brot, lokalem Käse und reifen Früchten einatmest. Die Gassen selbst sind ein Erlebnis – du spürst die rauen, alten Steinmauern unter den Fingern, die in warmen Beige- und Terrakottatönen leuchten.
Wenn der Tag sich dem Ende neigt, verändert sich Maó noch einmal. Die Luft wird weicher, kühler, aber immer noch warm genug, um draußen zu sitzen. Stell dir vor, du findest einen Platz mit Blick über den Hafen, wie zum Beispiel von einem der höheren Punkte der Stadt. Du hörst das leise Summen der Stadt, das jetzt sanfter ist, und vielleicht die ersten Klänge von Musik aus einer Bar. Der Himmel färbt sich in unglaublichen Orangen- und Rosatönen. Zum Abendessen solltest du unbedingt die "Caldereta de Langosta" probieren, eine Hummer-Eintopf, falls dein Budget es zulässt. Oder einfach nur Tapas mit einem Glas Wein. Such dir eine kleine Bodega, wo du das Gefühl hast, die Zeit steht still und du kannst das Leben der Einheimischen beobachten.
Und wenn du dann noch etwas mehr von der Bucht erleben möchtest, dann mach eine Bootsfahrt. Die Boote legen direkt am Hafen ab. Du spürst den Fahrtwind im Gesicht, hörst das gleichmäßige Brummen des Motors und das Plätschern des Wassers. Von hier aus siehst du die Stadt aus einer ganz neuen Perspektiven, die Villen am Hang, die kleinen Inseln in der Bucht. Es ist ein Gefühl von Weite und Freiheit, das dich noch lange begleitet. Es geht nicht darum, alles abzuklappern, sondern darum, diese Insel zu spüren, zu schmecken, zu hören.
Olya von den Gassen