Stell dir vor, du bist in Nassau, die Sonne brennt auf deine Haut, die Luft ist erfüllt vom Salz des Meeres und dem fernen Gemurmel der Stadt. Du folgst einem Pfad, der sich langsam von den belebten Straßen entfernt, und plötzlich spürst du eine Veränderung in der Luft. Es wird kühler, die Geräusche werden gedämpfter, fast als würdest du in eine andere Zeit eintreten. Du gehst weiter, und dann, wie aus dem Nichts, öffnet sich vor dir ein schmaler Spalt in der Erde. Es ist kein Gebäude, keine offene Fläche – eher wie ein tiefer Einschnitt, gesäumt von hohen, feuchten Steinmauern, die sich zum Himmel recken.
Du trittst hinein, und sofort umfängt dich eine angenehme Kühle, die einen starken Kontrast zur Hitze draußen bildet. Das Sonnenlicht fällt nur noch in Streifen von oben herab, malt tanzende Muster auf den moosbewachsenen Stein. Deine Schritte hallen leise wider, ein sanftes Echo, das sich mit dem leisen Tropfen von Wasser vermischt, das irgendwo aus den Ritzen der Wände sickert. Du hebst den Blick und siehst die hohen, unregelmäßigen Stufen, die sich wie ein Band aus Stein nach oben winden – die Queen’s Staircase. Jeder Stein erzählt eine Geschichte, geformt von Händen, die vor langer Zeit hier schufteten.
Du beginnst den Aufstieg. Jeder deiner Schritte auf dem rauen, kühlen Stein fühlt sich gewichtig an. Die Stufen sind ungleichmäßig, manche höher, manche breiter, was dich zwingt, auf deinen Gang zu achten und dich ganz auf den Moment zu konzentrieren. Deine Hand streicht über den feuchten, kühlen Stein der Wände, spürt die Unebenheiten und die kühle Feuchtigkeit. Du hörst dein eigenes Atmen, das sich mit dem fernen Summen der Natur und dem leisen Rauschen des Windes vermischt, der nur selten bis in diese Tiefe vordringt. Es ist ein Moment der Ruhe und der Besinnung, während du dich langsam aus der Tiefe der Erde nach oben bewegst.
Oben angekommen, öffnet sich die Welt wieder vor dir. Die kühle Feuchtigkeit weicht der warmen Sonne, und ein leichter Wind streicht dir übers Gesicht. Du stehst auf einer Anhöhe und kannst den weiten Blick über Nassau genießen, die bunten Dächer, die sich bis zum glitzernden Meer erstrecken. Direkt neben dir befindet sich Fort Fincastle, eine alte Festung, die fast nahtlos in die Umgebung übergeht. Du kannst die dicken Mauern berühren, die sich warm anfühlen, von der Sonne des Tages erwärmt. Es ist ein Gefühl der Weite und des Erfolgs, nachdem du dich durch den engen Spalt nach oben gearbeitet hast.
Wenn du die Queen's Staircase besuchen möchtest, hier ein paar praktische Tipps: Du kannst sie gut zu Fuß erreichen, wenn du in der Nähe des Hafens bist – rechne mit etwa 15-20 Minuten Spaziergang. Alternativ nehmen Taxifahrer dich direkt dorthin. Am besten gehst du früh am Morgen oder spät am Nachmittag, dann ist das Licht am schönsten, und die Kühle in den Schluchten ist am angenehmsten. Bequeme Schuhe sind ein Muss, denn die Stufen sind uneben.
Vergiss nicht, auch Fort Fincastle zu erkunden, das direkt oben an der Treppe liegt. Von dort aus hast du eine noch bessere Aussicht auf die Stadt und das Meer. Auch der historische Wasserturm ist gleich nebenan und bietet eine weitere Perspektive. Plane für die Treppe selbst und das Fort etwa 45 Minuten bis eine Stunde ein, damit du alles in Ruhe genießen kannst. Es ist ein Ort, der dich wirklich tief durchatmen lässt und dir ein Stück bahamaische Geschichte spüren lässt.
Léa von unterwegs