Stell dir vor, Nassau erwacht. Nicht das geschäftige Treiben der Touristen, das später einsetzt, sondern das leise, fast geheime Erwachen der Insel selbst. Wenn du Fort Charlotte besuchen willst, um es wirklich zu *fühlen*, dann geh früh. Sehr früh. Bevor die Tore offiziell öffnen, bevor die Hitze des Tages die Luft schwer macht. Du stehst dann vor diesen massiven, alten Steinmauern, und die Luft ist noch kühl und feucht, getränkt von der Nacht. Atme tief ein: Es ist der Geruch von uraltem, feuchtem Kalkstein, der sich mit dem süßlichen, erdigen Duft der wilden Pflanzen vermischt, die sich an den Hängen festhalten – ein Aroma, das mit der aufsteigenden Sonne verschwindet. Und wenn du ganz still bist, hörst du es: nicht den Wind, nicht die Wellen, sondern ein leises, fast unmerkliches Knistern und Knarren des Forts selbst, als würde es sich nach der kühlen Nacht strecken, dazu das ferne, gedämpfte Krähen der ersten Hähne aus den umliegenden Vierteln. Das ist das Fort, wie es nur die Einheimischen kennen, ein Ort der Stille und der Geschichte, bevor die Welt ihn für sich beansprucht.
Du gehst durch die hohen, schmalen Torbögen, und die Dunkelheit im Inneren der Gänge schluckt den Klang deiner Schritte. Fühl die rauen Steine unter deinen Fingerspitzen, kühl und feucht von der Morgenluft. Stell dir vor, wie die Schatten hier vor Jahrhunderten tanzten, wie die Luft von den Geschichten der Soldaten erfüllt war. In den tiefen Verliesen, dort, wo kaum ein Sonnenstrahl hinkommt, spürst du die Kälte richtig. Es ist nicht nur die Temperatur, es ist eine Kälte, die die Zeit selbst in die Mauern geätzt zu haben scheint, ein Echo vergangener Tage. Wenn du dann die engen, gewundenen Treppen hinaufsteigst, spürst du die Anstrengung in deinen Beinen, aber oben angekommen, weitet sich die Welt vor dir. Der Wind streicht dir ums Gesicht, und der weite Blick über den Hafen, über die Dächer Nassaus und das unendliche Türkis des Meeres ist ein Gefühl von Freiheit, das dich alles andere vergessen lässt.
Für diesen besonderen Morgenmoment brauchst du keine Eintrittskarte, aber wenn das Fort offiziell öffnet (meist gegen 9 Uhr), gibt es einen kleinen Eintrittspreis. Am besten kommst du zu Fuß, wenn du in der Nähe der Innenstadt bist, oder nimm ein Taxi. Sag dem Fahrer einfach "Fort Charlotte", das kennt jeder. Zieh bequeme Schuhe an, denn es gibt viele unebene Wege und Stufen. Und vergiss nicht eine Wasserflasche, denn sobald die Sonne höher steigt, wird es schnell heiß. Wenn du wirklich die einzigartige Morgenstimmung erleben willst, dann geh so früh wie möglich, auch wenn du nur um das Fort herumläufst und die Atmosphäre auf dich wirken lässt, bevor die Menschenmassen kommen.
Wenn du dann das Fort betrittst, nimm dir Zeit für die lokalen Guides. Sie sind oft unglaublich leidenschaftlich und haben Geschichten auf Lager, die in keinem Reiseführer stehen. Sie können dir zeigen, wo die Kanonen standen, wie die Verliese genutzt wurden und welche Legenden sich um das Fort ranken. Der Blick von den Zinnen ist spektakulär: Du siehst nicht nur die Kreuzfahrtschiffe, sondern auch die kleineren Fischerboote, die aus dem Hafen fahren, und die farbenfrohen Häuser, die sich an die Hügel schmiegen. Es ist der perfekte Ort, um die Weite Nassaus zu erfassen. Und keine Sorge, es gibt Toiletten vor Ort. Wenn du danach hungrig bist, lauf einfach die Hügel hinunter in Richtung Innenstadt, dort findest du kleine lokale Imbisse mit authentischem Essen, weitab von den Touristenfallen.
Olya from the backstreets