Manchmal gibt es Orte, die man nicht nur sieht, sondern mit jeder Faser seines Körpers spürt. Pedra Bonita in Rio de Janeiro ist so ein Ort. Es ist nicht nur ein Berg, es ist eine Reise zu dir selbst, eingehüllt in das Grün des Tijuca-Waldes.
Stell dir vor, du stehst am Fuße dieses Berges, die Luft ist noch kühl und feucht vom Morgentau. Du atmest tief ein und riechst den erdigen Duft von feuchtem Laub, gemischt mit einem Hauch von exotischen Blüten, die du nicht benennen kannst. Deine Füße finden Halt auf dem unebenen Pfad, der sich vor dir schlängelt, und du hörst das leise Rascheln der Blätter unter deinen Schritten. Über dir zwitschern Vögel Melodien, die wie ein geheimes Gespräch des Waldes klingen, und ab und zu hörst du das ferne, rhythmische Zirpen der Zikaden. Der Weg führt dich tiefer in das Grün, umarmt von riesigen Bäumen, deren Kronen ein dichtes Blätterdach bilden, das nur vereinzelt Sonnenstrahlen durchlässt – kleine Lichtflecken, die auf den Waldboden tanzen.
Du spürst, wie deine Muskeln langsam warm werden, während der Pfad stetig ansteigt. Der Atem geht tiefer, aber es ist keine Anstrengung, die ermüdet, sondern eine, die belebt. Du greifst nach einem herausragenden Ast, um dich zu stützen, und fühlst die raue Rinde unter deinen Fingern, kühl und lebendig. Der Wind trägt das Geräusch des Waldes zu dir, ein sanftes Rauschen, das sich mit dem entfernten, gedämpften Summen der Stadt vermischt – ein Zeichen dafür, dass die Zivilisation noch da ist, aber hier oben ganz weit weg scheint. Jede Kurve des Weges verspricht eine neue Entdeckung, einen noch tieferen Blick in dieses grüne Herz Rios.
Und dann, nach dem letzten Anstieg, öffnet sich der Wald wie ein Vorhang. Du trittst hinaus auf die Felsplattform und die Welt breitet sich vor dir aus. Stell dir vor, wie der warme Wind dir durch die Haare fährt, als wollte er dich willkommen heißen. Unter dir liegt Rio, eine atemberaubende Patchwork-Decke aus Grün, Blau und den leuchtenden Farben der Stadt. Du siehst die ikonischen Strände, die sich wie goldene Bänder an die Küste schmiegen, das tiefe Blau des Atlantiks, das sich bis zum Horizont erstreckt, und die majestätischen Berge, die wie schlafende Riesen in der Ferne liegen. Es ist ein Gefühl von unendlicher Weite, von Freiheit, das dich durchdringt – als könntest du die ganze Welt umarmen. Du spürst die Sonne auf deiner Haut, hell und wärmend, und hörst nur noch das Rauschen des Windes und vielleicht dein eigenes, staunendes Ausatmen.
Für den Aufstieg zur Pedra Bonita ist der frühe Morgen definitiv die beste Zeit. Die Luft ist dann noch angenehm kühl, und die Sonne brennt noch nicht so stark. Idealerweise startest du zwischen 7 und 8 Uhr. Das hat auch den Vorteil, dass du den größten Touristenmassen aus dem Weg gehst. Unter der Woche, besonders Dienstag bis Donnerstag, ist es generell ruhiger als am Wochenende. Ab mittags kann es sehr voll werden, besonders wenn das Wetter gut ist, da viele Rio-Bewohner den Berg auch für einen Ausflug nutzen.
Plane für den gesamten Ausflug zur Pedra Bonita etwa 2 bis 3 Stunden ein, inklusive Anreise, Aufstieg (ca. 30-45 Minuten einfacher Weg, je nach Tempo), Zeit auf dem Gipfel und Abstieg. Du musst nichts Spezielles überspringen, der Weg ist klar und führt direkt zum Aussichtspunkt. Es gibt zwar auch die Startrampe für die Gleitschirmflieger (Parapente), die man sich ansehen kann, aber wenn du nicht speziell an diesem Sport interessiert bist, kannst du sie auslassen und dich direkt auf den Wanderweg konzentrieren.
Wichtige lokale Tipps:
* Toiletten: Es gibt keine Toiletten entlang des Wanderwegs oder auf dem Gipfel. Plane das unbedingt vorab ein. Am Fuße des Berges, in der Nähe des Parkplatzes, gibt es manchmal provisorische Möglichkeiten, aber verlasse dich nicht darauf.
* Anreise: Am einfachsten und sichersten kommst du mit einem Taxi oder Uber zur "Estrada da Pedra Bonita" (der Straße, die zum Parkplatz führt). Busverbindungen sind kompliziert und führen nicht direkt zum Startpunkt.
* Ausrüstung: Unbedingt festes Schuhwerk tragen (Sportschuhe sind ausreichend, Wanderschuhe nicht zwingend nötig). Nimm ausreichend Wasser mit – mindestens 1 Liter pro Person, besonders an warmen Tagen. Sonnencreme und ein Hut sind ebenfalls ratsam, da der Gipfel exponiert ist.
* Sicherheit: Geh nicht alleine, wenn möglich, und lass keine Wertsachen sichtbar im Auto liegen, falls du mit einem Mietwagen kommst. Der Weg ist gut frequentiert und sicher, aber Vorsicht ist immer besser. Es gibt keine Cafés oder Geschäfte direkt am Startpunkt, also versorge dich vorher mit Snacks und Getränken.
Alles Liebe,
Lena auf Reisen