Es gibt Orte, die man nicht 'besucht', sondern die man fühlt. Sachsenhausen ist so ein Ort. Kein leichter Spaziergang, nein. Aber einer, der sich tief in dich gräbt. Stell dir vor, wie du atmest, die Luft spürst – und die Stille. Eine Stille, die lauter ist als jeder Lärm, eine Stille, die von Geschichten erzählt, die wir niemals vergessen dürfen. Wenn du bereit bist, nehme ich dich mit.
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Okay, bevor wir eintauchen, ein paar Infos, als würde ich dir das eben schnell per WhatsApp schicken:
* Hinkommen: Das KZ Sachsenhausen liegt in Oranienburg, nördlich von Berlin. Am einfachsten ist es mit der S-Bahn (S1 Richtung Oranienburg, Endstation). Von dort sind es dann nochmal etwa 15-20 Minuten zu Fuß. Der Weg ist gut ausgeschildert.
* Eintritt: Der Besuch der Gedenkstätte ist kostenlos. Das ist wichtig zu wissen.
* Zeit: Plane unbedingt viel Zeit ein, mindestens 3-4 Stunden, besser noch einen halben Tag. Man kann hier nicht einfach durchhetzen.
* Audio-Guide: Ich kann dir den Audio-Guide wirklich ans Herz legen. Er ist super informativ und führt dich durch die wichtigsten Bereiche. Man kann ihn vor Ort ausleihen.
* Was mitnehmen: Bequeme Schuhe sind ein Muss, du wirst viel gehen. Nimm dir Wasser mit und vielleicht Taschentücher, falls du so bist wie ich.
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Gut, lass uns gemeinsam gehen.
* Der Anfang: Turm A und das Haupttor ('Arbeit macht frei')
Du kommst an und stehst vor Turm A, dem ehemaligen Haupttor. Oben drüber siehst du die zynischen Worte 'Arbeit macht frei' aus Eisen. Stell dir vor, wie die Gefangenen hier durchmussten, jeden Tag. Es ist ein kalter, harter Anblick, der sofort die Schwere des Ortes klar macht. Hier beginnst du.
* Der Appellplatz und die Baracken
Wenn du durch das Tor gehst, öffnet sich vor dir der riesige Appellplatz. Spürst du den Wind, wie er über die weite Fläche fegt? Hier standen Tausende, stundenlang, bei jedem Wetter. Die Leere ist beinahe unerträglich. Rechts und links siehst du die Grundrisse der ehemaligen Baracken. Geh unbedingt zu den rekonstruierten Baracken 38 und 39 (die jüdischen Baracken). Hier bekommst du einen Eindruck, wie eng und unmenschlich die Lebensbedingungen waren. Du kannst die Pritschen sehen, die Ausstellungen lesen. Es ist beklemmend, aber wichtig, um das Ausmaß zu verstehen.
* Die Pathologie und das Zellenbaugebäude
Weiter geht es zum Bereich der Pathologie und des ehemaligen Krankenreviers. Hier wurden grausame Experimente durchgeführt. Die Luft hier fühlt sich schwer an, fast als würde sie die Schreie von damals noch tragen. Nicht weit davon ist das Zellenbaugebäude, das Gefängnis im Gefängnis, wo Menschen in Einzelhaft gequält wurden. Stell dir vor, wie die dicken Mauern jede Hoffnung erstickten. Die Stille hier ist eisig.
* Was du vielleicht nicht so lange brauchst (aber trotzdem sehen solltest):
Der Weg um das gesamte Lager herum ist sehr lang. Wenn deine Zeit oder deine emotionale Kraft begrenzt ist, konzentriere dich auf die Kernbereiche. Es gibt viele Gedenksteine und kleinere Ausstellungen entlang des Zauns, die wichtig sind, aber wenn du wirklich nur das Wesentliche erfassen willst, dann sind die oben genannten Punkte und der nächste Ort am wichtigsten. Es geht nicht ums 'Skippen', sondern ums Priorisieren, um dich nicht komplett zu überfordern.
* Das Ende: Station Z
Heb dir Station Z für den Schluss auf. Es ist der Ort der Vernichtung, mit den Resten des Krematoriums und der Gaskammer. Du spürst eine unglaubliche Schwere, eine unendliche Trauer, die in der Luft liegt. Es ist der Punkt, an dem dir klar wird, was hier wirklich geschehen ist. Hier verstummt alles, außer deinem eigenen Atem und vielleicht einem Kloß im Hals. Nimm dir hier wirklich Zeit. Setz dich auf eine Bank, wenn du kannst, und lass es einfach auf dich wirken. Es ist der Ort, der am tiefsten in deine Seele brennt.
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Wenn du Sachsenhausen verlässt, wirst du dich anders fühlen. Die Bilder und Gefühle bleiben haften. Nimm dir danach Zeit für dich. Vielleicht einen Kaffee in Oranienburg, einfach um wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Es ist ein Ort, der uns daran erinnert, wozu Menschen fähig sind – im Guten wie im Schlechten. Und genau deshalb müssen wir uns erinnern. Immer wieder.
Herzliche Grüße von unterwegs,
Deine Léa