Du fragst dich, was man im Güllüdere Vadisi, dem Rosental, eigentlich *macht*? Stell dir vor, du trittst aus dem Gewirr der kleinen Straßen von Göreme heraus, und plötzlich öffnet sich die Welt vor dir. Es ist nicht einfach nur ein Tal, es ist eine andere Dimension. Die Luft ist hier anders, trockener, mit einem Hauch von wildem Thymian, der in der Sonne backt. Du spürst sofort die Weite, das Gefühl von Freiheit, das sich in deiner Brust ausbreitet. Der Boden unter deinen Füßen ist sandig, manchmal steinig, und die ersten Felsformationen leuchten in einem warmen Ocker, das mit jedem Schritt intensiver wird, bis es zu einem tiefen Rot changiert. Es ist still, nur das leise Rascheln des Windes in den Gräsern und das entfernte Klopfen eines Spechts durchbrechen die Ruhe.
Du gehst tiefer hinein, der Pfad schlängelt sich wie ein Band durch die Landschaft. Rechts von dir erheben sich die Feenkamine, mal schlank und spitz, mal massiv und gedrungen, ihre Formen sind so surreal, dass du immer wieder den Kopf schütteln musst. Du streichst über den warmen, glatten Fels, fühlst die Jahrtausende in seiner Oberfläche. Plötzlich hörst du das leise Plätschern eines Baches – ein kleines Rinnsal, das sich seinen Weg durch das Tal bahnt, ein unerwarteter Hauch von Frische in dieser trockenen Welt. Der Geruch von feuchter Erde vermischt sich mit dem Duft der Pinien, die sich an die Hänge klammern. Manchmal führt der Weg durch eine enge Passage, wo die Felswände so nah zusammenrücken, dass du nur einen schmalen Streifen Himmel siehst, bevor sich das Tal wieder weitet und neue, atemberaubende Panoramen freigibt.
Und dann entdeckst du sie: die versteckten Höhlenkirchen. Sie sind nicht offensichtlich, du musst die Augen offenhalten, auf kleine, unscheinbare Öffnungen achten. Manchmal führen steile, in den Fels gehauene Stufen hinauf. Wenn du hineintrittst, umfängt dich sofort eine kühle, modrige Luft, die nach altem Stein und Geschichte riecht. Deine Augen gewöhnen sich langsam an die Dunkelheit, und du siehst die verblassten Fresken an den Wänden, die Geschichten aus längst vergangenen Zeiten erzählen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, in diesen von Menschenhand geschaffenen Räumen zu stehen, die vor Jahrhunderten in den weichen Tuffstein gemeißelt wurden. Du spürst die Ehrfurcht, die diese Orte ausstrahlen, und die Stille ist so tief, dass du deinen eigenen Herzschlag hören kannst.
Der Höhepunkt für viele ist der Aufstieg zu einem der Aussichtspunkte, besonders gegen Ende des Tages. Es ist zwar ein Stück Weg und kann anstrengend sein, wenn die Sonne hoch steht, aber die Belohnung ist unbeschreiblich. Wenn das Licht weicher wird und die Sonne langsam gen Horizont sinkt, verwandelt sich die gesamte Landschaft. Die ockerfarbenen Felsen beginnen zu glühen, ein Spektakel in allen Schattierungen von Rosa, Orange und tiefem Rot. Es ist, als würde das Tal selbst zu leuchten beginnen. Du stehst da oben, spürst den kühler werdenden Wind auf deiner Haut und siehst, wie die Schatten länger werden und die Formen der Feenkamine noch dramatischer wirken. Der Himmel färbt sich in Pastelltönen und die Stille ist fast absolut, nur ab und zu ein leises Lachen oder Flüstern anderer Wanderer, die dasselbe Wunder erleben.
Für diesen Ausflug brauchst du keine speziellen Vorkenntnisse, aber ein paar Dinge sind wirklich hilfreich. Du kannst direkt von Göreme aus zu Fuß ins Tal gehen; der Einstieg ist gut ausgeschildert, folge einfach den Wegen Richtung Rosental oder Rotes Tal. Rechne mit mindestens 2-3 Stunden reiner Gehzeit, je nachdem, wie viele Abzweigungen und Höhlen du erkunden möchtest. Am besten startest du früh am Morgen oder am späten Nachmittag, um die Mittagshitze zu vermeiden – besonders im Sommer. Unbedingt feste Schuhe anziehen, der Untergrund ist uneben und sandig. Nimm ausreichend Wasser mit, denn im Tal gibt es kaum Möglichkeiten, etwas zu kaufen, und ein paar Snacks sind auch nie verkehrt. Achte auf die Markierungen, um nicht vom Weg abzukommen, auch wenn es verlockend ist, eigene Pfade zu suchen. Der Eintritt ins Tal selbst ist frei, aber für einige der Höhlenkirchen wird eine kleine Gebühr verlangt, oft nur ein paar Lira, die direkt vor Ort gezahlt werden. Es ist kein Rennen, nimm dir Zeit, lass die Eindrücke auf dich wirken.
Léa von unterwegs