Stell dir vor, es ist noch stockdunkel. Du spürst die kühle Morgenluft auf deiner Haut, die anders ist als zu Hause, feuchter, erdiger. Deine Füße finden den Weg über unebenen Boden, und um dich herum hörst du das leise Rascheln von Menschen, die alle dasselbe Ziel haben. Es ist diese ganz besondere Stille vor dem ersten Licht, nur unterbrochen vom fernen Zirpen der Zikaden und dem eigenen Herzschlag, der langsam schneller wird. Du riechst den feuchten Duft der Tropennacht, gemischt mit dem Hauch von Rauch, der irgendwo in der Ferne von einem Bauernhaus aufsteigt.
Dann spürst du die ersten breiten, kühlen Steinplatten unter deinen Schuhen. Jeder Schritt führt dich höher, und du merkst, wie sich die Luft um dich herum langsam verändert, leichter wird. Du hörst das Flüstern der anderen, ein Gemurmel der Vorfreude. Du tastest mit den Händen über die glatten, alten Steine an deiner Seite, spürst die feinen Muster und Vertiefungen der Reliefs, die Geschichten erzählen, die Hunderte von Jahren alt sind. Es ist ein Gefühl, als würdest du in eine andere Zeit eintauchen, während die Dunkelheit um dich herum langsam weicht und die Umrisse der Welt sichtbar werden.
Oben angekommen, umhüllt dich eine andere Stille. Der Wind streicht sanft über dein Gesicht, und du spürst die Weite um dich herum. Du hörst, wie die Vögel ganz leise zu zwitschern beginnen, als würden sie die neue Helligkeit begrüßen. Dann, ganz langsam, spürst du die Wärme der ersten Sonnenstrahlen auf deiner Haut. Sie malen den Himmel in sanften Orangetönen, die sich mit dem Blau der Nacht mischen. Der Nebel, der noch über den Reisfeldern liegt, beginnt zu tanzen und sich aufzulösen, und du fühlst die Feuchtigkeit in der Luft, die mit der Wärme verschmilzt. Du spürst die runden Formen der Glockenstupas um dich herum, ihre Oberfläche ist kühl und glatt unter deinen Fingern, und im Inneren ahnst du die Präsenz der sitzenden Buddhas. Es ist ein Moment tiefer Ruhe und Ehrfurcht, ein Gefühl, als würde die ganze Welt um dich herum aufwachen und atmen.
Wenn die Sonne dann höher steigt und die Wärme intensiver wird, spürst du auf dem Rückweg die Sonne auf deinem Nacken. Die Steine unter deinen Füßen sind jetzt warm, und du merkst, wie viele Details du im Dunkeln nicht wahrgenommen hast. Die Luft ist erfüllt vom Summen der Insekten und dem fernen Rufen der Menschen, die den Berg beleben. Du bist nicht mehr allein mit der Stille, sondern spürst das pulsierende Leben um dich herum, die Energie des Ortes, die dich noch lange begleiten wird. Es ist ein Gefühl der Erfüllung, als hättest du etwas Uraltes berührt und ein Stück davon in dir aufgenommen.
Okay, jetzt mal ganz ehrlich, Freundin, damit du das alles auch wirklich erleben kannst: Für den Sonnenaufgang brauchst du ein spezielles Ticket, das du am besten schon am Vortag buchst oder direkt am Eingang kaufst. Das ist zwar teurer als ein normales Tagesticket, aber es lohnt sich absolut. Zieh dir etwas Bequemes an, das auch mal schmutzig werden darf, und nimm eine leichte Jacke oder einen Schal mit, denn morgens kann es wirklich frisch sein. Und ganz wichtig: feste Schuhe, die Stufen sind uneben. Eine kleine Flasche Wasser ist auch gut.
Und noch ein Tipp: Die beste Zeit für den Sonnenaufgang ist natürlich extrem früh, so gegen 4 Uhr morgens solltest du am Eingang sein. Danach wird es schnell voll. Wenn du nicht so früh raus willst, dann geh direkt zur Öffnung am Morgen nach dem Sonnenaufgang, so gegen 6 oder 7 Uhr. Da ist es auch noch relativ kühl und die Massen vom Sonnenaufgang sind schon wieder auf dem Weg nach unten. Vermeide die Mittagszeit, da knallt die Sonne wirklich erbarmungslos und es ist super heiß.
Was die Anreise angeht: Von Yogyakarta aus nimmst du am besten ein Taxi oder einen Grab (das ist wie Uber hier). Du kannst auch einen Roller mieten, wenn du dich sicher fühlst, aber die Straßen können am Morgen noch ziemlich dunkel sein. Plane für die Fahrt etwa 1 bis 1,5 Stunden ein, je nach Verkehr. Frag deinen Fahrer am besten, ob er auf dich wartet, das macht die Rückfahrt viel einfacher. Und nimm ein bisschen Bargeld mit, für kleine Snacks oder Souvenirs, falls du etwas siehst, das dich anspricht.
Bis bald auf der nächsten Reise,
Olya aus den Gassen