Ein Besuch in Fès ist eine Reise durch die Zeit, und ein Ort strahlt besonders hell – die Zaouia Moulay Idriss II.
Kaum betritt man die Gassen um die Zaouia, spürt man eine Veränderung in der Luft. Der Lärm der Souks weicht einem gedämpften Gemurmel, die Atmosphäre wird merklich andächtiger. Über allem thront das pyramidenförmige, smaragdgrüne Ziegeldach, ein weithin sichtbares Wahrzeichen, das den heiligen Ort markiert. Im Inneren, obwohl für Nicht-Muslime nur begrenzt zugänglich, offenbart sich durch die weit geöffneten Tore ein Blick auf exquisite Handwerkskunst: filigrane Zedernholzdecken, die in geometrischen Mustern geschnitzt sind, leuchtende Zellige-Mosaike in tiefen Blau-, Grün- und Weißtönen, und goldene Kalligraphien, die die Wände zieren. Der Duft von Weihrauch und Rosenwasser liegt schwer in der Luft, vermischt mit dem warmen Geruch von Bienenwachskerzen, die von Pilgern entzündet wurden. Es ist ein Ort tiefer Spiritualität, des Gebets und der stillen Einkehr, wo die Geschichte von Fès und ihrem Gründer greifbar wird.
Die Bedeutung dieses Ortes geht weit über die eines Mausoleums hinaus. Lange Zeit galt die Zaouia als Asylort, bekannt als „Horm“. Ich erinnere mich an die Erzählung eines alten Fassi, der mir berichtete, wie in früheren Zeiten Menschen, die vor Gläubigern oder Verfolgern flohen, hier Schutz suchten. Sobald sie die Schwelle des Schreins überschritten hatten, galten sie als unter dem Schutz des Heiligen stehend, und niemand durfte ihnen dort etwas antun. Diese Tradition, die das Recht auf Asyl im Namen des Gründers der Stadt gewährleistete, zeigt eindrucksvoll, wie tief verwurzelt die Verehrung für Moulay Idriss II ist und wie seine spirituelle Autorität über Jahrhunderte hinweg auch eine zivile Funktion der Gerechtigkeit und des Schutzes erfüllte.
Ein wahrhaft magischer Ort, der das Herz von Fès bildet. Bis zum nächsten Abenteuer!