Hey, du! Stell dir vor, du stehst am Rand einer riesigen, offenen Bühne, bereit, ins Herz des Karnevals einzutauchen. Das Sambadrome Marques de Sapucaí in Rio ist kein gewöhnliches Stadion, es ist eine Kathedrale der Freude, gebaut für den größten Umzug der Welt. Wenn du hier ankommst, spürst du sofort die schiere Größe. Es ist ein langer, offener Korridor, flankiert von Tribünen, die sich hoch in den Himmel erheben. Du atmest die feucht-warme Luft ein, die schon jetzt nach Schweiß, Zuckerrohr und der aufgeregten Erwartung Tausender Menschen riecht. Die Wege, die dich hierherführen, sind breit und offen, wie Arterien, die das Blut in das schlagende Herz Rios pumpen.
Du gehst die letzten Schritte und plötzlich öffnet sich der Raum vor dir: Die berühmte "Pista", die Parade-Allee selbst. Sie ist weit, unglaublich breit, fast 13 Meter misst sie, und erstreckt sich über 700 Meter vor dir. Der Belag ist asphaltiert, glatt und eben, perfekt für die komplexen Choreografien und die schweren Festwagen. Du spürst die Vibrationen des Bodens, lange bevor du die Trommeln hörst – ein tiefes Grollen, das sich durch deine Füße bis in dein Herz ausbreitet. Diese glatte, weite Fläche ist der Teppich, auf dem sich die Magie entfaltet, ein klar definierter Pfad, der die Sambaschulen von der "Concentração" am Anfang bis zur "Dispersão" am Ende führt, ohne Abzweigungen, ohne Ablenkung. Es ist ein einziger, langer, unwiderstehlicher Zug in eine Richtung: vorwärts, in den Rausch.
Rechts und links dieser riesigen Pista erheben sich die Tribünen, die "Arquibancadas", und auf Bodenniveau die "Frisas" – offene Logen, die dich ganz nah ans Geschehen bringen. Die Wege zu diesen Plätzen sind je nach Sektor unterschiedlich. Zu den oberen Rängen der Arquibancadas führen breite, aber oft steile Treppen und Rampen. Sie sind stabil, manchmal aus Beton, manchmal mit Metallgittern versehen, aber immer darauf ausgelegt, Tausende von Menschen sicher nach oben zu leiten. Unten bei den Frisas sind die Wege ebener, eher wie schmale Gassen zwischen den einzelnen Logenreihen, die dich direkt an den Rand der Pista bringen. Es ist ein Labyrinth aus Gängen und Treppen, das darauf ausgelegt ist, die Masse zu verteilen und jedem seinen Blickwinkel auf das Spektakel zu ermöglichen. Wenn du dich bewegst, hörst du das Gemurmel der Stimmen und spürst die Energie der Menschen um dich herum, die sich auf ihren Plätzen einrichten.
Das Sambadrome ist in verschiedene Sektoren unterteilt, von 2 bis 13, und jeder Sektor hat seine eigenen Zugänge und manchmal auch eigene Infrastruktur wie Essensstände und Toiletten. Die Wege zwischen den Sektoren sind nicht direkt miteinander verbunden; du musst oft das Gelände verlassen und von außen einen anderen Eingang suchen, um von einem Sektor zum anderen zu gelangen. Das ist wichtig zu wissen, wenn du dich mit Freunden verabredest, die in einem anderen Bereich sitzen. Die Pfade, die die Sambaschulen für ihre Vorbereitung und Auflösung nutzen – die "Concentração" (Konzentrationsbereich) am Anfang und die "Dispersão" (Auflösungsbereich) am Ende der Pista – sind für das Publikum nicht zugänglich. Sie sind breiter und freier, damit sich die riesigen Festwagen und Tausende von Tänzern formieren und auflösen können. Du kannst diese Bereiche von den Seiten aus nur erahnen, hörst aber vielleicht das Chaos und die Vorfreude, die dort herrschen, bevor die Schulen auf die Pista rollen.
Der gesamte Aufbau des Sambadromes ist darauf ausgelegt, einen reibungslosen Fluss des Karnevalsumzuges zu gewährleisten und gleichzeitig Tausenden von Zuschauern Platz zu bieten. Es ist eine lange, lineare Reise, sowohl für die Sambaschulen als auch für dich als Zuschauer. Wenn der Umzug vorbei ist und die letzten Klänge verklingen, sind die Wege hinaus oft genauso voll wie die Wege hinein. Es ist ein langsames Schieben und Drücken, aber die Stimmung bleibt ausgelassen. Die glatten Asphaltwege der Pista sind dann verlassen, aber die Treppen und Gänge der Tribünen sind voller müder, aber glücklicher Menschen, die sich auf den Heimweg machen. Es ist ein Gefühl von Erschöpfung und tiefer Befriedigung, als hättest du selbst an diesem unglaublichen Tanz teilgenommen.
Olya from the backstreets