Stell dir vor, du stehst da, wo zwei Giganten aufeinandertreffen: der mächtige Sankt-Lorenz-Strom und der tiefe Saguenay-Fjord. Der Wind zerzaust dein Haar, bringt den salzigen Duft des Flusses und den frischen Geruch der Wälder mit sich. Du hörst das Kreischen der Möwen über dir und das ferne Rauschen der Wellen, die gegen die Felsküste schlagen. Hier, an einem der vielen Aussichtspunkte oberhalb von Tadoussac, zum Beispiel vom Pointe Noire Interpretations- und Beobachtungszentrum, hast du diesen unfassbaren Weitblick. Du siehst das glitzernde Wasser, die grüne, bewaldete Küste auf der anderen Seite und die unendliche Weite, in der sich Himmel und Wasser zu berühren scheinen. Es ist ein Ort, der dich klein fühlen lässt, aber gleichzeitig so verbunden mit der Natur. Für das perfekte Foto, das diese Weite und die zarten Farben einfängt, ist die frühe Morgenstunde ideal, wenn die Sonne gerade erst über dem Horizont aufsteigt und alles in ein sanftes, goldenes Licht taucht, oder die späte Nachmittagszeit, wenn die Schatten länger werden und die Farben intensiver leuchten.
Du spürst das leichte Schaukeln des Bootes unter dir, während es dich tiefer in das Herz des Parks trägt. Die Gischt spritzt leicht ins Gesicht, erfrischend und salzig. Du hältst den Atem an, lauschst den Anweisungen des Kapitäns und wartest. Plötzlich, ein Atemzug, ein gewaltiger Blas aus dem Wasser – und dann siehst du ihn, den Wal! Egal ob Beluga, Finn- oder sogar ein Buckelwal, der majestätisch aus dem Wasser springt und wieder eintaucht. Der Moment, wenn ein Wal direkt neben deinem Boot auftaucht, ist unvergesslich. Dein Foto machst du hier natürlich direkt vom Deck eines Walbeobachtungsbootes aus. Um die gigantischen Meeressäuger gut abzulichten, ist das späte Vormittag oder der frühe Nachmittag oft am besten, da die Sonne hoch genug steht, um das Wasser gut auszuleuchten und die Wale klar sichtbar zu machen. Kleiner Tipp: Auch im Sommer kann es auf dem Wasser empfindlich kalt werden. Pack dir unbedingt warme Schichten ein, auch eine Mütze und Handschuhe können nicht schaden!
Manchmal musst du einfach festen Boden unter den Füßen haben, um die Natur ganz zu spüren. Du wanderst auf einem der vielen Küstenpfade, durch dichten Nadelwald, der nach Harz und feuchter Erde riecht. Unter deinen Füßen knirschen kleine Steine und Kiefernnadeln. Dann öffnet sich der Wald, und du stehst an einer kleinen, versteckten Bucht, vielleicht am Sentier Le Fjord in der Nähe von Baie-Sainte-Marguerite, wo sich die Belugas gerne aufhalten. Das Wasser ist hier oft spiegelglatt, nur unterbrochen von den leisen Wellen, die sanft an den Kiesstrand rollen. Du hörst nichts als den Wind in den Bäumen und das ferne Rufen eines Vogels. Hier kannst du die Ruhe aufsaugen und vielleicht ein paar Seehunde beobachten, die sich auf den Felsen sonnen. Für ein Foto, das diese friedliche Atmosphäre einfängt, ist der späte Nachmittag ideal, wenn das Licht weicher wird und lange Schatten wirft, was der Szene eine besondere Tiefe verleiht. Zieh unbedingt feste, wasserabweisende Wanderschuhe an, die Wege können matschig und steinig sein.
Aber es sind nicht nur die Wale, die hier zu Hause sind. Stell dir vor, du liegst auf einem warmen Felsen, spürst die raue Oberfläche unter deinen Händen und lauschst dem lauten Bellen der Seehunde. Du riechst den scharfen Geruch von Algen und Salz, der von den Gezeiten mitgebracht wird. Über dir ziehen Seevögel ihre Kreise, ihre Rufe tragen weit über das Wasser. An Orten wie dem Parc National du Fjord-du-Saguenay, besonders an den Felsenküsten, kannst du diese anderen Bewohner des Parks wunderbar beobachten. Hier findest du unzählige Fotomotive, von den neugierigen Seehunden, die aus dem Wasser schauen, bis zu den eleganten Tordalken, die über die Wellen gleiten. Der beste Zeitpunkt, um diese Tiere zu beobachten und zu fotografieren, ist der frühe Morgen oder die Dämmerung, da sie dann am aktivsten sind. Nimm ein gutes Fernglas und ein Teleobjektiv mit, um die Tiere nicht zu stören und trotzdem tolle Aufnahmen zu machen. Respektiere ihren Lebensraum immer.
Dieser Ort ist mehr als nur ein Park; er ist ein Gefühl, eine Begegnung mit einer unberührten, gewaltigen Natur. Du spürst die Kraft der Gezeiten, die immense Tiefe des Fjords und die unendliche Weite des Stroms. Stell dir vor, du stehst auf einer Fähre, die von Tadoussac nach Baie-Sainte-Catherine übersetzt, und blickst zurück auf die Mündung des Saguenay in den Sankt-Lorenz-Strom. Das ist dein letztes, großes Fotomotiv: die gesamte Mündung des Saguenay-Fjords. Du siehst, wie die dunklen, tiefen Gewässer des Fjords auf das hellere, breitere Wasser des Stroms treffen, eine natürliche Grenze, die man fast sehen kann. Die beste Zeit dafür ist der Sonnenuntergang, wenn der Himmel in allen erdenklichen Farben explodiert – von feurigem Orange über tiefes Violett bis zu zartem Rosa. Die Wasseroberfläche spiegelt dieses Farbenspiel wider und schafft eine dramatische, unvergessliche Szenerie. Mein Tipp für dich: Buche Walbeobachtungstouren und Unterkünfte im Voraus, besonders in der Hochsaison. Die Plätze sind begehrt, und du willst ja nicht auf dieses unglaubliche Erlebnis verzichten.
Bis bald auf der Straße,
Olya von unterwegs