Na klar, stell dir vor, dein Wecker klingelt früh in Chiang Mai, aber nicht, weil du zu einem Tempel musst. Diesmal geht es raus, wirklich raus. Du schwingst dich auf einen Roller oder in ein Sammeltaxi – der Fahrtwind ist anfangs noch warm, aber schon nach den ersten paar Kilometern, wenn die Stadt hinter dir verschwindet und die Straßen kurviger werden, spürst du, wie die Luft kühler und frischer wird. Du hörst nicht mehr das Hupen der Tuk-Tuks, sondern das leise Rauschen der Bäume und das zirrende Geräusch der Zikaden, die aus dem Dickicht rufen. Und dann, ganz plötzlich, riechst du es: nicht mehr Abgase oder Streetfood, sondern feuchte Erde, Pinien und etwas, das an Regen erinnert, selbst wenn die Sonne scheint. Du spürst eine Vorfreude, die sich in deinem Bauch ausbreitet, denn du weißt, du bist auf dem Weg zu einem Ort, wo die Zeit anders tickt.
Wenn du dann schließlich ankommst und aussteigst, ist das Erste, was dich empfängt, das konstante, beruhigende Plätschern des Baches, der sich durch das ganze Dorf schlängelt. Du stehst inmitten von alten Holzhäusern, die auf Stelzen gebaut sind, viele davon mit moosbewachsenen Dächern, die Geschichten von Generationen erzählen könnten. Dein Blick schweift über die kleinen Gassen, die eher Pfade sind, und du siehst überall grüne Pflanzen, die sich an den Wänden hochranken. Die Luft hier ist nicht nur kühler, sie riecht auch anders – nach Holzrauch von den kleinen Kochstellen, nach feuchtem Laub und einem Hauch von frisch geröstetem Kaffee. Du spürst sofort eine Ruhe, die dich umhüllt, und das Gefühl, dass du hier willkommen bist, auch wenn nur ein paar leise Stimmen und das Zwitschern der Vögel die Stille unterbrechen.
Hier, inmitten dieser Ruhe, dreht sich vieles um den Kaffee. Stell dir vor, du folgst dem Duft von gerösteten Bohnen, der süßlich und erdig zugleich ist, und findest dich in einem kleinen Café wieder, das direkt über dem Bach gebaut ist. Du setzt dich auf eine einfache Holzbank, und unter dir hörst du das Wasser rauschen. Wenn dir die dampfende Tasse gereicht wird, spürst du die Wärme in deinen Händen und atmest das intensive Aroma ein, das deine Nase kitzelt. Der erste Schluck ist dann eine Offenbarung: kräftig, erdig, mit einer leichten Süße, die von den umliegenden Bergen zu kommen scheint. Es ist nicht einfach nur Kaffee; es ist das Gefühl, Teil dieses langsamen Lebens zu sein, die Zeit anzuhalten und einfach nur zu sein, während das Leben im Dorf leise um dich herum weitergeht.
Aber Ban Mae Kampong ist mehr als nur Kaffee. Wenn du dich sattgetrunken hast, folgst du einfach den kleinen Pfaden, die sich durch das Dorf schlängeln. Du spürst unter deinen Füßen den unebenen Boden, mal feste Erde, mal lose Steine, während du an kleinen Gärten vorbeikommst, wo du den feinen Geruch von Kräutern und Blumen wahrnimmst. Dein Weg führt dich unweigerlich zum kleinen Wasserfall, der sich nur einen kurzen Spaziergang entfernt befindet. Schon von Weitem hörst du das Rauschen des Wassers, das immer lauter wird. Wenn du dann davorstehst, fühl die kühle Gischt auf deiner Haut, die sich wie winzige Nadelstiche anfühlt und dich erfrischt. Das Wasser fällt über moosbewachsene Steine, und du kannst die Feuchtigkeit und den frischen, erdigen Geruch förmlich schmecken. Es ist ein Ort, an dem du einfach nur stehen und lauschen kannst, wie die Natur ihre eigene Melodie spielt.
Für die Anreise empfehle ich dir, entweder einen Roller zu mieten, wenn du dich auf kurvigen Bergstraßen sicher fühlst (die Fahrt dauert etwa 1,5 Stunden), oder ein Sammeltaxi (Songthaew) zu nehmen, das oft von Chiang Mai aus Tagestouren anbietet. Am besten kommst du morgens, um die kühle, frische Luft und die Ruhe vor den meisten anderen Besuchern zu genießen. Zieh bequeme Schuhe an, da du viel laufen wirst, und nimm vielleicht eine leichte Jacke mit, denn die Bergluft kann kühl sein, besonders am Morgen oder Abend. Denk daran, dass es sich um ein kleines, traditionelles Dorf handelt: Respektiere die Einheimischen, ihre Lebensweise und ihre Häuser. Bargeld ist hier König, da es nur wenige oder keine Geldautomaten gibt. Und das Wichtigste: Lass dich einfach treiben und genieß die Langsamkeit, die dieser Ort ausstrahlt.
Mia von Unterwegs