Stell dir vor, du bist in Rom, nicht weit vom Lateran. Du suchst einen Ort, der anders ist, der dich wirklich packt, jenseits der großen Menschenmengen. Und dann stehst du plötzlich davor: die Heilige Treppe, die Scala Sancta.
Die Treppe hinauf – ein Gefühlserlebnis
Du stehst am Fuß dieser riesigen Marmortreppe. Es ist stiller hier, als du es von den römischen Straßen gewohnt bist. Du spürst die kühle Luft, die aus dem Inneren des Gebäudes strömt. Rechts und links siehst du Menschen, die sich langsam auf die Knie fallen lassen. Stell dir vor, du tust es ihnen gleich. Deine Knie berühren den kalten, glatten Stein. Es ist kein harter, rauer Stein, sondern ein jahrhundertealter, von unzähligen Knien blank polierter Marmor. Du spürst die leichte Mulde in der Mitte jeder Stufe, dort, wo sich die Menschen vor dir abgestützt haben.
Du beginnst, dich Stufe für Stufe nach oben zu schieben. Es ist ein Rhythmus, ein langsames Vorwärtskommen. Du hörst nur das leise Schaben von Stoff auf Stein, vielleicht ein gedämpftes Seufzen, das Atmen der Menschen um dich herum. Jeder Atemzug ist tiefer, jeder Schlag deines Herzens bewusster. Du konzentrierst dich auf die nächste Stufe, auf das Gefühl des Marmors unter deinen Händen, dann unter deinen Knien. Die Holzverkleidung, die die eigentlichen Stufen schützt, ist auch schon glatt und warm vom Körperkontakt. Es riecht nach altem Stein, nach Geschichte, vielleicht ganz leicht nach Weihrauch, der sich in den Ritzen festgesetzt hat. Es ist anstrengend, ja, aber es ist auch eine tiefe Ruhe, die dich umfängt. Du bist nicht allein, aber jeder ist für sich, in seiner eigenen kleinen Welt des Glaubens oder der Neugier.
Oben angekommen: die Sancta Sanctorum
Wenn du die letzte Stufe erreicht hast und dich wieder aufrichtest, spürst du vielleicht ein leichtes Kribbeln in den Beinen. Die Luft hier oben ist noch ruhiger, fast ehrfürchtig. Du stehst vor der Kapelle des San Lorenzo, der Sancta Sanctorum. Es ist ein kleiner, heiliger Raum. Du spürst sofort die Dichte der Geschichte, die hier in der Luft liegt. Es ist dunkel, aber nicht beklemmend. Du hörst nur noch das leise Flüstern der anderen Besucher, kein lautes Geräusch. Der Boden unter deinen Füßen ist glatt, die Wände fühlen sich alt an, selbst wenn du sie nicht berührst. Es ist ein Ort der Stille, der Einkehr. Du verbringst vielleicht nur ein paar Minuten hier, aber sie fühlen sich an wie eine Ewigkeit. Es ist ein Gefühl, als würdest du in eine andere Zeit eintauchen, umgeben von der Geschichte, die sich in jedem Stein und jeder Ecke festgesetzt hat.
Praktische Tipps für deinen Besuch
Wenn du die Scala Sancta besuchen möchtest, hier ein paar ehrliche Tipps:
* Lage: Die Scala Sancta befindet sich direkt neben der Erzbasilika San Giovanni in Laterano. Am besten kommst du mit der Metro (Linie A, Haltestelle San Giovanni) oder dem Bus dorthin.
* Beste Zeit: Geh früh am Morgen oder spät am Nachmittag. Dann ist es viel ruhiger und du kannst die Atmosphäre besser auf dich wirken lassen. Unter der Woche ist es meistens entspannter als am Wochenende.
* Kleidung: Denk daran, dass es ein heiliger Ort ist. Schultern und Knie sollten bedeckt sein. Das gilt auch, wenn du die Treppe nicht auf Knien hinaufsteigst.
* Die Treppe selbst: Ja, du kannst die Scala Sancta auf den Knien hinaufsteigen. Das ist die traditionelle Art. Sei dir bewusst, dass das körperlich anstrengend sein kann. Es gibt jedoch auch zwei Nebentreppen, die du ganz normal zu Fuß benutzen kannst, wenn du das lieber möchtest oder es dir körperlich nicht möglich ist. Von den Nebentreppen aus kannst du die Haupttreppe und die Menschen darauf beobachten.
* Die Sancta Sanctorum: Der Zugang zur Kapelle oben ist kostenpflichtig, aber der Preis ist gering. Manchmal ist der Blick in die Kapelle nur durch ein Gitter möglich. Es lohnt sich aber trotzdem, denn das ist ein wirklich besonderer Ort.
* Dauer: Plane etwa 30 bis 60 Minuten für den gesamten Besuch ein, je nachdem, wie viel Zeit du auf der Treppe und in der Kapelle verbringen möchtest. Es ist kein Ort, den man schnell "abhakt".
Ich hoffe, das hilft dir, dir diesen besonderen Ort vorzustellen.
Liebe Grüße von unterwegs,
Olya from the backstreets